Krefeld Bratschenstar besticht mit Walton-Konzert

Krefeld · Das Publikum im Sinfoniekonzert war hingerissen von Nils Mönkemeyer und den Niederrheinischen Sinfonikern.

Nils Mönkemeyer, einer der zurzeit besten Bratschensolisten der Welt, macht auf dem Weg nach Hamburg, wo ihm am kommenden Sonntag in der Elbphilharmonie der "Echo Klassik" in der Kategorie "Kammereinspielung des Jahres" verliehen wird, für eine Woche Station am Niederrhein. Hier ist er mit dem Violakonzert von William Walton (1902-1983) der Solist von Generalmusikdirektor (GMD) Mihkel Kütson und den Niederrheinischen Sinfonikern . Das zeugt vom guten Ruf unseres Orchesters und ist sicher auch darauf zurückzuführen, dass der GMD bereits in Wien mit Mönkemeyer konzertierte.

Das im Jahre 1928 komponierte Viola-Konzert beginnt mit einem langsamen Satz, so dass sich die Zuhörer beim Sinfoniekonzert im Seidenweberhaus sogleich an einer Besonderheit im Interpretationsspektrum des Bratschers erfreuen konnten: seiner bewundernswerten Kunst, das Instrument in unendlich vielen Facetten singen zu lassen. Mönkemeyer ist trotz seiner 37 Lebensjahre und seines jugendlichen Auftretens ein eher verinnerlichter Klangpoet, dem Extrovertiertheit fremd zu sein scheint. Das heißt nicht, dass er - wie im zweiten Konzertsatz - nicht virtuos und mit glasklarem technischem Vermögen aufzutrumpfen vermag. Alles wirkt bei diesem besonderen Künstler leicht und unangestrengt - das Miteinander mit dem klangschön sekundierenden (an manchen Stellen den Solisten allerdings zudeckenden) Orchester ebenso wie die herrlich ausmusizierten Solopassagen. Mit der sorgsam zelebrierten Sarabande aus einer Suite von Johann Sebastian Bach dankte der Gast für den überreichen Applaus.

Der kontrapunktische, blockhafte Duktus der Sinfonik Anton Bruckners stellt jedes Orchester vor außerordentliche Schwierigkeiten - da ist auch die sechste Sinfonie A-Dur, die der schwerblütige Tonsetzer "meine keckste" nannte, nicht ausgenommen. Mihkel Kütson hatte sein in den Streichern üppig besetztes Orchester bestens vorbereitet -sogar mittels getrennter Streicher-und Bläserproben, um an der Intonation und dem Feinschliff zu feilen. Das Ergebnis war hervorragend - dank festlichen Bläserklangs, edler Horn-und Holzbläsersoli und eines zum Hinschmelzen schönen Streicherklangs im "Adagio" wurde - von Kütson mit Akribie eingefordert - die manchmal belastende Erdenschwere Bruckner'scher Tongemälde dem monumentalen Opus genommen. Die volle Stunde Aufführungszeit verging wie im Fluge.

Mit Naturgewalten hatte der von viel Beifall begleitete Abend begonnen. Der Isländer Jon Leifs (1899-1968) schildert mit seinem Werk "Geysir" in nur neun Minuten eindrucksvoll dieses außergewöhnliche Naturwunder seiner Heimat - vermittelt vom groß besetzten Orchester und sieben Schlagzeugern, wobei einer sehr wirkungsvoll hinter den Stuhlreihen im Parkett positioniert war.

2. Konzert: Freitag, 27. Oktober, 20 Uhr, Seidenweberhaus. Kartentelefon 02151 805125.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort