Krefeld Brillante Johannespassion von Schütz

Krefeld · In Hüls gibt es ein ganz ausgezeichnetes Gesangsensemble: die Camerata vocale. Die Fan-Gemeinde könnte sich nun erweitern, denn Heinz-Peter Kortmann, allen Krefelder Freunden geistlicher Musik bestens vertraut, hat die Leitung der Camerata von Matthias Zangerle übernommen und debütierte mit ihr jetzt in der Konventskirche.

Heinrich Schütz, der Tonsetzer des Frühbarock schlechthin, stand im Mittelpunkt des Programms. Eröffnet wurde es mit dem Prélude aus Bachs Cello-Suite Nr. 1, gespielt von Thomas Weihrauch. Ganz allein mit seinem Instrument in der Apsis, beeindruckte er mit seinen technischen Fähigkeiten und dem enormen Ton, den sein Cello in der speziellen Akustik der Konventskirche entfaltete. Noch besser gelang ihm an späterer Stelle das Prélude aus Bachs Cello-Suite Nr. 2, in dem er auch mit viel Herz phrasierte und eine schöne Steigerung aufbaute.

Ein wenig problematisch in akustischer Hinsicht gerieten vier Gesänge von Heinrich Schütz, vorgetragen von der Empore aus. Neben dem bezaubernden Klang der historischen Weidtmann-Orgel aus dem Jahr 1683, vor zwei Jahren gründlich restauriert, konnte der exzellente Bass-Bariton von Johannes Wedeking prächtig bestehen. "Ich liege und schlafe" (SWV 319) erfreute deshalb in schönster Balance. Wo aber die hellen Gesangsstimmen hinzukamen, blieben sie leider konstant im Hintertreffen.

Nach "Da Jesus an dem Kreuze stund" von Samuel Scheidt (1587 - 1654), einem anrührenden Solo von Kortmann an der Orgel, versammelten sich dann die 25 Sängerinnen und Sänger der Camerata in der Apsis zur Johannespassion von Heinrich Schütz (SWV 481). Anders als die großen Passionsoratorien späterer Meister beschränkte sich Schütz ganz auf die Vertonung des Bibeltextes für die menschliche Stimme ohne alles instrumentale Beiwerk. In dieser Reduktion auf reinen A-Cappella-Gesang und mit dem reifen Können der Camerata erzielte die Aufführung eine Intensität, die unbedingt unter die Haut ging. Hier kam auch der Tenor von Lorenz Rommelspacher zu Geltung. Die umfängliche Rolle des Erzählers gestaltete er glänzend mit ungewohnt emotionaler Phrasierung und erwies sich als gleichwertiger Partner für Wedeking in der Rolle des Jesus.

Die Camerata brillierte mit feinsinniger Dynamik, schuf bei erstklassiger Textverständlichkeit wunderbare Spannungsmomente zwischen Soli und Tutti und beschloss das Opus mit einem ergreifenden Schlusschor. Begeisterter Applaus belohnte die Aufführenden.

(RP)
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