Krefeld Britischer Müll kommt per Lkw nach Elfrath

Krefeld · Die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein ist Miteigentümerin der Müllverbrennungsanlagen in Elfrath und Weisweiler. Von den hiesigen Kommunen bekommt die EGN immer weniger für die Entsorgung - Müllimport wird immer wichtiger.

 Im vergangenen Jahr landeten 40.000 Tonnen Müll aus Großbritannien in der Elfrather Müllverbrennung.

Im vergangenen Jahr landeten 40.000 Tonnen Müll aus Großbritannien in der Elfrather Müllverbrennung.

Foto: Lammertz Thomas

Die Kommunen zahlen immer weniger für die Entsorgung ihres Siedlungsabfalls: Mülheim rund 54 Euro pro 1000 Kilogramm, Mönchengladbach 70 Euro, Rhein Kreis Neuss wahrscheinlich ebenfalls in dieser Größenordnung und Stadt Krefeld 172 Euro. Die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) deckt mit diesen Zahlungen ihrer Kunden nicht die Kosten, die dadurch entstehen, dass sie an den Verbrennungsanlagen in Elfrath, Weisweiler und Düsseldorf Festpreise vereinbart hat. Aus diesem Grund bildet sie Rücklagen (Drohverlustrückstellungen), um finanziell gewappnet zu sein.

Und sie verbrennt Müll aus dem Ausland, um die Verbrennungsanlagen besser auszulasten und wirtschaftlicher zu betreiben. In Krefeld und Weisweiler ist die EGN nämlich Miteigentümerin der Müllverbrennungsanlagen. Die Menge allein aus Großbritannien stieg 2015 in Deutschland auf eine Rekordhöhe von 700.000 Tonnen. Und die EGN spielte in der oberen Liga mit.

"Im vergangenen Jahr wurden rund 40.000 Tonnen Abfälle aus Großbritannien in der Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage der EGK Krefeld thermisch verwertet. Die Abfallmengen sind im vergangenen Jahr und für das laufende Jahr seitens der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein zur besseren Auslastung der Anlage akquiriert worden", informierte Unternehmenssprecherin Kristiane Helmhold auf Anfrage unserer Redaktion.

Angaben zu den Mengen aus anderen Ländern wie Italien, Niederlanden und Osteuropa sowie zu den Mengen in Weisweiler wollte sie nicht machen. Die Aachener Zeitung berichtet, dass dort schon potenzielle Kunden abgewiesen würden, weil Müll von der Insel zum Teil über den Umweg Niederlande im großen Stil entsorgt werde.

Die Aufträge zur Entsorgung ausländischen Siedlungsabfalls würden von der EGN auf dem so genannten Spotmarkt über Online-Plattformen akquiriert. "Die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein beauftragt internationale Transportunternehmen, die ihre Leerkapazitäten auf dem Weg von United Kingdom in Richtung Deutschland nutzen. Die Anlieferungen führen zu keiner Steigerung des Verkehrsaufkommens an der Anlage und selbstverständlich nicht für das Stadtgebiet. Die Anlieferungen unterliegen strengen Kontrollen und der Notifizierung durch die Genehmigungsbehörden", berichtete die Sprecherin. Satzungsabfälle der Kommunen hätten stets Vorrang vor den Importmengen. Überkapazitäten auf dem Verbrennungsmarkt sorgen für den Verfall der Preise, die für die EGN nicht mehr auskömmlich sind. Beim Gewerbeabfall ist eine leichte Erholung erkennbar, weil wegen der guten Konjunktur in Deutschland die zu entsorgenden Mengen angestiegen waren.

Vollauslastung wäre für Unternehmen wie die EGN wünschenswert. Dann müssen die Kommunen tiefer ins Portemonnaie greifen, um ihren Abfall entsorgt zu bekommen. Ein Vorstoß des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) zielt in diese Richtung. Er fordert ein Verbot der Müll-Deponien in der Europäischen Union. Das auf Deponien entstehende Treibhausgas Methan schädige die Umwelt, die Atmosphäre. Bis die EU-Länder nachgerüstet haben, würde die Verbrennungsindustrie in Deutschland profitieren - siehe Beispiel Großbritannien, das sich bereits für die Abkehr von Deponien entschieden hat.

Seit wenigen Wochen neu im Vorstand des Bundesverbands der Entsorgungswirtschaft ist übrigens Reinhard Van Vlodrop - einer der beiden Geschäftsführer der 100-prozentigen Stadtwerke-Tochter EGN.

(sti)
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