Krefeld Bürgerinfo zu Schroersdyk: Das Wichtigste kam am Schluss

Krefeld · Erst als Umweltamtsleiter Döpcke nach anderthalb Stunden Grundsätzliches erklärte, brandete dankbarer Beifall auf.

Es war ein Paradebeispiel dafür, dass es - insbesondere auch aus didaktischen Gründen - anders hätte laufen müssen: Rund 80 Bürger waren der Einladung der Bezirksvertretung Nord durch Bezirksvorsteher Ralph-Harry Klaer gefolgt, um sich im Niederrheinischen Hof über die Planung für den erstmaligen Ausbau des Schroersdyks informieren zu lassen. Für diese unerwartet hohe Zahl war das Sälchen zu klein; knapp die Hälfte der Besucher mussten im angrenzenden Gastraum Platz nehmen. Die Folge: nicht unerhebliche Kommunikationsprobleme. Hinzu kam, dass die Verwaltung einen so gut wie nicht erkennbaren Planentwurf an die Wand geheftet hatte.

Als äußerst widrig aber stellte sich die Struktur der Info-Veranstaltung heraus: Anderthalb Stunden lang zog sich die Ausführung der stellvertretenden Leiterin des Fachbereichs Tiefbau, Monika Selke, hin, weil Klaer es erlaubte, dass laufend Zwischenfragen gestellt wurden. Da ging es um viele sehr individuelle Anliegen und persönliche, oft völlig gegensätzliche Einschätzungen, ob beispielsweise Bäume gefällt werden sollten, ob statt zweier nicht auch ein Gehweg genügen würde, ob ein Radweg angelegt werden sollte, wie viele Stellplätze in Parkbuchten nötig wären oder ob deren Zahl zugunsten von mehr Grün reduziert werden sollte.

Erst relativ spät fragte ein Bürger nach den Kosten für die Anlieger, wenn der vorgestellte Plan realisiert werden sollte. Beifall bekam er, als er erklärte, dass er maximal zehn Prozent der Ausbaukosten zu zahlen bereit sei. Den allermeisten Bürgern fiel dann sozusagen Kinnlade herab, als Monika Selke erklärte, dass die Anlieger bei einem erstmaligen Ausbau einer Straße 80 Prozent der Baukosten von in diesem Fall rund 700 000 Euro zu tragen hätten. Für eine grobe Abschätzung nannte sie Beispiele: Bei einem 220 Quadratmeter kleinen Grundstück müsse der Eigentümer etwa 8800 Euro zahlen, bei einem 620-Quadratmeter-Grundstück kämen auf ihn etwa 18. 000 Euro zu, und bei 1100 Quadratmetern beliefe sich der Anteil auf 30.600 Euro.

Nach anderthalb Stunden - und das hätte eigentlich zuallererst geschehen müssen - bekam Umweltamtsleiter Helmut Döpcke das Wort und stellte klar: "Wir befinden uns in einem vorgegebenen Rechtsrahmen nach Baugesetzbuch, dem zufolge die Anlieger 90 Prozent der Ausbaukosten zu tragen haben." Dann machte er auf den "Rattenschwanz" an Folgekosten bezüglich der Entwässerung aufmerksam. Das alles könne nur vermieden werden, wenn die Straße nicht ausgebaut, sondern auf Kosten der Stadt lediglich verkehrssicher gemacht würde, sagte Döpcke und erinnerte an den südlichen Heidedyk, wo nach der Ablehnung der Anlieger nicht ausgebaut wurde.

Dankbarer Beifall brandete auf, als er empfahl, zuerst einmal die Grundsatzentscheidung herbeizuführen, ob man den Ausbau überhaupt wolle, anstatt über Stellplätze, Gehwege und Bäume zu reden. Und als er sagte: "Lösen Sie sich erst mal von diesem Plan", fiel dieser prompt von der Wand. Die letzte Entscheidung, ob der Plan verwirklicht werde oder nicht, so Döpcke, liege bei der Bezirksvertretung.

Ralph-Harry Klaer kündigte eine weitere Bürgerinformation in einer günstigeren Lokalität an: "Heute hat es noch an Transparenz gefehlt", sagte er und wandte sich an die Zuhörer: "Sie sollen schließlich sagen ,Das wollen wir oder nicht'."

(RP)
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