Krefeld Bundesamt für Naturschutz: Vielfalt der Insekten bedroht

Krefeld · Amt stützt Ergebnisse des Entomologischen Vereins Krefeld.

Von der Roten Liste gefährdeter Tierarten hat fast jeder Bürger bereits gehört. Dass die Experten dabei nicht nur auf den gefährdeten Fortbestand seltener Sumatra-Tiger oder tonnenschwerer Spitzmaulnashörner aufmerksam machen, unterstreicht Professorin Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Sie lenkt das Augenmerk auf die aktuellen Roten Listen der wirbellosen Tiere - sprich Insekten.

Nicht nur die Biomasse der Insekten schwinde, auch deren Vielfalt nehme erkennbar ab und das seit Jahrzehnten. "Der oft zitierte stumme Frühling ist längst dabei, Realität zu werden. Das wird besonders dann deutlich, wenn die Natur jetzt zum Frühjahrsbeginn und zu Ostern nach frostigen Tagen wieder zum Leben erwacht", sagt sie.

Die Veröffentlichung einer Studie zum dramatischen Rückgang der Biomasse der Insekten in Deutschland mit Daten des Entomologischen Vereins Krefeld führt spätestens seit Oktober des vergangenen Jahres bundesweit zu Diskussionen (wir berichteten). Um Aussagen über Ausprägung und Auswirkungen des Insektenschwundes machen zu können, sind neben Informationen zur Stärke des Rückgangs auf Ebene der Biomasse jedoch auch Informationen zu Veränderungen auf der Ebene der Einzelarten nötig. Genau diese lieferten die bundesweiten Roten Listen, die das Bundesamt für Naturschutz veröffentliche, betont Beate Jessel. In den Roten Listen der gefährdeten Arten Deutschlands werden seit den 1970er Jahren auch tausende Insektenarten bewertet. "Vor einem Rückgang der Artenvielfalt wird darin seit langem gewarnt", erklärt sie. Die Botschaft sei eindeutig: "Der Rückgang vieler Arten überwiegt weiterhin die Zunahme einiger weniger Arten deutlich. Hier haben wir es mit einer klar belegten und bundesweit zu beobachtenden Entwicklung zu tun", fasst Beate Jessel die Kernaussage entsprechender Roter Listen zusammen.

Die aktuellen Roten Listen bieten über die oft zitierten Informationen zur Gefährdungssituation hinaus eine wertvolle aggregierte Sicht auf Häufigkeit und Verbreitung und zur Entwicklung der Bestände aller untersuchten Arten. Bisher wurden 25 Insektengruppen hinsichtlich der Bestandsentwicklung in den letzten 50 bis 150 Jahren bewertet. Bei im Schnitt 44 Prozent aller Arten ist es zu einem deutlichen Rückgang gekommen. Die heimischen Zikaden weisen mit 52 Prozent überdurchschnittlich viele Arten mit langfristig rückläufigem Trend auf. Ebenso sind die Bestände der oft als Bioindikatoren verwendeten Laufkäfer bei 45 Prozent der Arten zurückgegangen. Es sind demnach nicht nur Insekten betroffen, die sich vornehmlich fliegend fortbewegen, sondern auch solche, die überwiegend am Boden leben. Eine Zunahme konnte dagegen nur bei insgesamt zwei Prozent der Insektenarten festgestellt werden.

(sti)
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