Krefeld Cargill bereitet Neubauten auf dem früheren Didier-Werksgelände vor

Krefeld · Cargill plant für die Zukunft: Dazu zählt die Überlegung, die Produktion im Hafen von Mais auf Weizen umzustellen. In Krefeld hat das Unternehmen für die alten Gebäude auf der Fläche der 1996 stillgelegten Didier-Werke Abrissanträge gestellt. Cargill will seine Abläufe effektiver gestalten und dort neu bauen.

 Vom Dach des Getreidesilos der Pegels Lagerhaus GmbH & Co KG ist das frühere Werksgelände der Didier AG in direkter Nachbarschaft von Cargill und des Spediteurs Johs. Stelten GmbH & Co KG (weiße Lagergebäude am Wasser rechts) zu sehen. Cargill hat nun Anträge zum Abriss der alten Didier-Gebäude - Hersteller von feuerfestem Steinzeug - gestellt.

Vom Dach des Getreidesilos der Pegels Lagerhaus GmbH & Co KG ist das frühere Werksgelände der Didier AG in direkter Nachbarschaft von Cargill und des Spediteurs Johs. Stelten GmbH & Co KG (weiße Lagergebäude am Wasser rechts) zu sehen. Cargill hat nun Anträge zum Abriss der alten Didier-Gebäude - Hersteller von feuerfestem Steinzeug - gestellt.

Foto: Thomas Lammertz

Das Areal wirkt wie eine Geisterstadt. Es liegt zwischen dem Firmengelände des Düngemittelherstellers Compo und des Lebensmittelstärke-Produzenten Cargill und ist von der Düsseldorfer Straße nicht einzusehen. Es gehörte seit 1906 der Stein- und Schamottefabrik Stücker & Kunz aus Köln-Mülheim, die später zu den Didier-Werken zählte. 1996 wurde der Standort Krefeld nach einer Übernahme des Herstellers feuerfester Steinzeuge geschlossen. Das Areal diente dem Cargill-Werkslogistiker Johs. Stelten GmbH & Co KG seitdem als Verkehrsfläche für die Speditionsfahrzeuge. "Wir sind von drei Seiten vom Cargill-Werksgelände und von einer Seite vom Wasser umzingelt", beschreibt Marcus Heldt, Geschäftsführer von Stelten, die besondere Lage des Unternehmens.

Stelten ist nach wie vor für Cargill tätig. Nun will der Auftraggeber das Grundstück als Option auf die Zukunft herrichten. "Wir wollen unsere Abläufe logischer und effektiver machen", sagte eine Sprecherin über die Motivation. Der US-Konzern mit mehr als 100 Milliarden Dollar Umsatz und mit Deutschlandsitz in Krefeld will sich am Standort langfristig weiterentwickeln können.

Für die alten Gebäude hat Cargill bei der Stadtverwaltung Anträge auf Genehmigung des Abrisses gestellt. "Wir rechnen mit einer Entscheidung Ende April Anfang Mai", berichtete eine Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. Bei der Frage, ob die angekündigte Umstellung der Produktion in Krefeld von Mais auf Weizen mit der Investition zu tun habe, übt Cargill Zurückhaltung. Das sei bislang erst eine Absichtserklärung. Ein internationales Team werde bis Ende des Jahres darüber entscheiden, ob aus den angekündigten Überlegungen Realität werden solle, informierte eine Sprecherin.

Die Cargill Deutschland GmbH, die in Krefeld rund 600 Mitarbeiter beschäftigt, wird seit 2016 von Arnim Biskup geleitet. Der Geschäftsführer ist in Krefeld nicht nur in Wirtschaftskreisen bekannt und geachtet. Er hat in der Seidenstadt auch eine sportliche Vergangenheit als exzellenter Fußballer zu den Hochzeiten des KTSV Preussen Krefeld.

Cargill und seine Vorgänger Cerestar und Maizena haben sich im Hafen schon in der Vergangenheit als Betrieb mit Weitsicht hervorgetan. Vor Jahren erwarb eine der Gesellschaften das ehemalige Kasernengelände der Flusspioniere der Bundeswehr, um dort Brunnen für die Förderung von Wasser für die Produktion zu bohren.

Im Januar dieses Jahres hat Cargill angekündigt, sein Stärke- und Süßmittelwerk von Mais- auf Weizenverarbeitung umzustellen. Damit würden Neubauten, Umbauten und Abrisse der zum Teil 60 Jahre alten Betriebsinfrastruktur einhergehen - alles in allem eine "sehr große Investition in den Standort". Die Rede war von einem ungefähr dreistelligen Millionenbetrag. Die Ära der Maisverarbeitung bei Cargill für eine Reihe von Nahrungsmitteln, Futtermitteln und industriellen Anwendungen stünde vor dem Ende.

Als Teil der langfristigen Strategie von Cargill werde die Umstellung auf Weizen das Produktportfolio erweitern, um den sich verändernden Bedürfnissen der Verbraucher anzupassen - wie einer steigenden Nachfrage nach proteinreichen Nahrungsmitteln, einem steigenden Bedarf für Papier- und Verpackungslösungen und Quellen für erneuerbare Energien, teilte der Konzern seinerzeit mit. Die Verantwortlichen erwarten, dass die Umstellung am Standort Krefeld im Jahr 2020 erfolgt sein wird.

Mit der Umstellungen gehen große Veränderungen auf dem Firmengelände einher. Um zukunftsgerecht auf die Verarbeitung von Weißen setzen zu können, muss der US-Konzern kräftig in den Standort Krefeld investieren. Es würden neue Gebäude und Hallen nötig, andere umgebaut und modernisiert und wieder andere komplett abgerissen, informierte eine Unternehmenssprecherin.

Die neue Anlage werde "aktuellste Produktionstechnologien" einsetzen und damit die Zuverlässigkeit des Werkes sowie den Service für die Kunden weiter verbessern. "Dies ist eine aufregende Zeit für uns, da die Anlage ihr Produktangebot erweitern wird und wir damit unsere Kunden mit der richtigen Auswahl an weizenbasierenden Produkten für Nahrungsmittel-, Tierfutter und industrielle Anwendungen versorgen können. So begegnen wir dem Bedarf einer wachsenden Weltbevölkerung an proteinreichen Nahrungsmitteln, einer boomenden Verpackungsindustrie aufgrund des Wachstums im e-commerce und einer wachsenden Verbrauchersensibilität gegenüber nachhaltigen Biokraftstoffalternativen", kommentierte Menno Timmermans (Standortleiter Cargill Starches & Sweeteners Europe in Krefeld) die großen Neuerungen.

(sti)
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