Krefeld CDU: "Verwaltung versagt beim Kampf gegen illegale Prostitution"

Krefeld · Im Bereich um die Vereinsstraße und Neue Linner Straße blüht die Illegalität. Rund 200 meist ausländische Wohnungsprostituierte müssen dort teilweise unter massivem Druck "anschaffen".

Der Vorwurf ist massiv: "Ich werfe der Verwaltung beim Kampf gegen Wohnungsprostitution in Krefeld völliges Versagen vor", sagt CDU-Ratsfrau Simone Roemer. Und die Politikerin kennt Fakten. Mehrfach war sie mit der Polizei vor Ort unterwegs. Ihr Fazit: Unter anderem im Bereich Vereinsstraße/Neue Linner Straße blüht die Illegalität. Rund 200 Wohnungsprostituierte müssen dort teilweise unter massivem Druck "anschaffen". Roemer: "Wir sprechen hier von jungen rumänischen oder bulgarischen Frauen in Not. Die Adressen sind im Rathaus bekannt. Die Polizei reicht entsprechende Listen regelmäßig an die Verwaltung weiter. Doch die legt die Hände in den Schoß."

Dabei ist die Situation schockierend: Derzeit stehen bei Krefelder Freiern schwangere Frauen hoch im Kurs. Zuhälter - hauptsächlich aus Osteuropa - bedienen die Nachfrage. "Es ist gesetzlich klar geregelt, dass die Kindswohlgefährdung bereits im Mutterleib beginnt", erklärt Roemer. "Das Jugendamt ist verpflichtet, hier zum Wohl von Mutter und Kind sofort einzugreifen. Doch nichts passiert." Mit dem Ergebnis der Behörden-Untätigkeit müssen sich später die Krankenhäuser beschäftigen. Noch im Mutterleib wird das Kind mit Geschlechtskrankheiten infiziert. Mindestens ein Baby soll schon in einer Krefelder Klinik behandelt worden sein.

Gleichzeitig sind die Frauen der Willkür der Zuhälter schutzlos ausgesetzt. "In Köln oder Düsseldorf kann eine Prostituierte bei der Verwaltung offiziell ein Gewerbe anmelden", beschreibt Roemer die Situation. Das hat (positive) Konsequenzen: Das Gesundheitsamt wird informiert, auch das Finanzamt erhält eine Benachrichtigung. Im Krankheitsfall springt die Krankenkasse ein.

In Krefeld ist das - laut Roemer - alles anders. Schon eine Gewerbeanmeldung sei nicht möglich. "Das heißt für die jungen Frauen, dass es im Krankheitsfall für sie vom Zuhälter vielleicht ein paar Schmerzmittel gibt. Auf jeden Fall muss aber weiter angeschafft werden."

Die Ausbeutung kennt keine Grenzen. So werden auch in einigen Krefelder Etablissements "Sex-Flatratepartys" angeboten. Einen Tag lang müssen die Frauen teilweise bis zu 25 Männern zur Verfügung stehen. Roemer: "Im Preis inbegriffen sind Buffet und Getränke. Ich frage mich auch, wer mit Blick auf das Essen die Hygienebedingungen überprüft. Jede Döner-Bude in der Stadt wird intensiver kontrolliert."

Die CDU-Ratsfrau befürchtet, dass das neue Prostitutionsschutzgesetz, das zum 1. Juli in Kraft treten wird, an der Situation der Frauen in Krefeld nichts ändern wird: "In der Verwaltung werden einfach die Augen vor der Realität zugemacht. Es fehlen auf allen Ebenen die Rahmenbedingungen, um die rechtlichen Vorgaben umzusetzen. Auch am 1. Juli wird eine Frau, die Prostitution als Gewerbe offiziell anmelden will, im Krefelder Rathaus in ratlose Gesichter schauen."

Simone Roemer ist überzeugt, dass nicht nur einzelne Ämter, sondern die gesamte Behörde gefordert ist: "Das Geschiebe von Nichtzuständigkeiten zwischen den Amtsstuben muss endlich ein Ende haben. Wir können und wollen die Prostitution in Krefeld nicht abschaffen. Es geht um Menschenwürde und Selbstbestimmung für die Frauen. Darauf haben sie ein Recht. Die Verwaltung ist in der Pflicht, dieses Recht zu gewährleisten." Die CDU-Frau ist überzeugt, dass nicht nur die Freier, sondern auch die Mitarbeiter in den zuständigen Rathaus-Abteilungen wissen, in welchen Straßen der Wohnungsprostitution nachgegangen wird: "Man braucht nur zu schauen, wo teure Fahrzeuge mit bulgarischen oder rumänischen Kennzeichen in zweiter Reihe parken, an denen Männer mit großen Bargeldbündeln stehen."

Roemer will die Verwaltung nun zum Handeln zwingen: "Wir werden in mehreren Ausschüssen entsprechende Vorlagen einbringen."

(RP)
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