Michael Gilad "Chanukka ist ein fröhliches Fest"

Krefeld · Morgen endet das Chanukka-Fest der jüdischen Gemeinde. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden der Gemeinde über den Charakter des Festes und die Notwendigkeit, Zeichen gegen Hass zu setzen.

 Der erste Tag des jüdischen Chanukka-Festes wurde im Rathaus interreligiös begangen. Mit dabei (unter anderem) für die evangelische Kirche Pfarrer Volker Hendricks und Superintendent Burkhard Kamphausen, für die Stadt Oberbürgermeister Frank Meyer und Tagrid Yousef (Leiterin des Integrationszentrums); für die katholische Kirche Lothar Zimmermann vom Katholikenrat und Cityseelsorger Ulrich Hagens sowie für die muslimische Gemeinde Mesut Akdeniz (Türkische Union) und SPD-Ratsfrau Halide Özkurt.

Der erste Tag des jüdischen Chanukka-Festes wurde im Rathaus interreligiös begangen. Mit dabei (unter anderem) für die evangelische Kirche Pfarrer Volker Hendricks und Superintendent Burkhard Kamphausen, für die Stadt Oberbürgermeister Frank Meyer und Tagrid Yousef (Leiterin des Integrationszentrums); für die katholische Kirche Lothar Zimmermann vom Katholikenrat und Cityseelsorger Ulrich Hagens sowie für die muslimische Gemeinde Mesut Akdeniz (Türkische Union) und SPD-Ratsfrau Halide Özkurt.

Foto: Lothar Strücken

Das Chanukka-Fest dauert acht Tage lang, morgen endet es. Ist es ein getragenes oder ein ausgelassenes Fest?

 Der Chanukka-Leuchter im Rathaus mit Michael Gilad, dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Krefeld. Der Leuchter mit acht Armen und einem "Diener" zum Anzünden der Kerzen geht auf eine Legende im Zusammenhang mit der Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem im Jahr 164 v. Chr. zurück. Das jüdische Chanukka-Fest erstreckt sich in diesem Jahr vom 12. bis zum 20. Dezember.

Der Chanukka-Leuchter im Rathaus mit Michael Gilad, dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Krefeld. Der Leuchter mit acht Armen und einem "Diener" zum Anzünden der Kerzen geht auf eine Legende im Zusammenhang mit der Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem im Jahr 164 v. Chr. zurück. Das jüdische Chanukka-Fest erstreckt sich in diesem Jahr vom 12. bis zum 20. Dezember.

Foto: Thomas Lammertz

Gilad Es ist ein ausgelassenes, fröhliches Fest. Es erinnert an die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem im Jahr 164 v. Chr.. Jerusalem war zuvor von den Seleukiden unter Antiochus beherrscht. Er verbot den jüdischen Jachwe-Kult und ließ den Tempel zu einer Kultstätte des Zeus umweihen - aus Sicht gläubiger Juden eine Entweihung und Zerstörung des Tempels. Die Makkabäer haben sich dagegen erhoben und den Tempel neu geweiht. Für das Chanukka-Fest bedeutsam ist die Legende von einem Tempelwunder: Eigentlich sollte die Menora, also der siebenarmige Leuchter, im Tempel niemals erlöschen. Doch nach den Kämpfen mit den Seleukiden fand man im Tempel nur noch geweihtes Öl für einen Tag; das Öl hat dann aber wunderbarerweise acht Tage lang gebrannt, bis neues geweihtes Öl kam. Deswegen hat das Chanukka-Fest acht Tage. Der Chanukka-Leuchter hat daher auch acht Arme für acht Kerzen und einen neunten, der als "Diener" zum Anzünden der übrigen Kerzen dient.

Der Chanukka-Leuchter ist also nicht mit dem siebenarmigen Leuchter zu verwechseln?

Gilad Nein, dieser Leuchter, die Menora, ist etwas anderes. Mose bekam den Auftrag, für die 40-jährige Wanderung durch die Wüste unter anderem einen siebenarmigen Leuchter zu fertigen; er gehörte zur Ausstattung der Stiftshütte, die auf der Wüstenwanderung den Tempel ersetzte. Das ist im zweiten Buch Mose genau beschrieben. Die sieben Arme verweisen auf die Schöpfung innerhalb von sieben Tagen.

Wie feiern die Familien Chanukka?

Gilad Wir zünden Kerzen an, wir essen Süßigkeiten wie zum Beispiel Sufganiyah; das sind in Fett gebackene Krapfen ähnlich wie Berliner, oder Latkes, also eine Art Kartoffelpuffer mit Apfelmus. Die Kinder bekommen Geschenke, zum Beispiel Chanukka-Geld.

Ist an jedem Abend etwas los?

Gilad Ja, gefeiert wird in der Familie und mit Freunden, man besucht sich. Und es wird an jedem Abend eine Kerze mehr angezündet, bis alle acht Kerzen brennen. Der Chanukka-Leuchter ist vielleicht auch Vorbild für den Adventskranz.

In diesem Jahr ist zum zweiten Mal seit 2015 die erste Chanukka-Kerze mit Vertretern aller Religionen im Rathaus entzündet worden. Warum?

Gilad Das ist ein Zeichen der Toleranz; ich habe mich gefreut, dass wieder Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche sowie der muslimischen Gemeinde anwesend waren. Oberbürgermeister Frank Meyer hat ein Grußwort gesprochen.

Hatten Sie das Gefühl, es war eine gute, freundschaftliche Begegnung?

Gilad Ja, das war ein schöner Abend.

Sind solche Zeichen des Miteinanders notwendig, oder ist Krefeld mit seiner oft beschworenen Toleranzgeschichte immun gegen religiöse oder antisemitische Ressentiments?

Gilad Solche Zeichen sind in Krefeld wie überall notwendig, weil dieses Miteinander nicht selbstverständlich ist und die Gutwilligen immer zeigen müssen, dass sie da sind. Ich habe auch in Krefeld antisemitische Ausfälle wie Beschimpfungen auf der Straße erlebt. Aber das Verhältnis zu vielen Vertretern anderer Religionen ist doch von Respekt und Freundschaft bestimmt. Dafür bin ich dankbar. Dennoch muss man wachsam bleiben. Wir haben jetzt in der Synagoge Chanukka gefeiert, unter anderem mit einem Ball. Das war sehr schön und ausgelassen, aber die Synagoge muss noch von der Polizei geschützt werden.

Warum hat das gemeinsame Anzünden der Chanukka-Kerze im vergangenen Jahr nicht stattgefunden?

Gilad Vor einem Jahr fiel der erste Tag des Chanukka-Festes auf Heiligabend. Den konnte man schlecht im Rathaus verbringen wegen das jüdische Kalenders.

Gibt es einen Gruß zu Chanukka?

Chanukka Sameach - fröhliches Chanukka.

JENS VOSS FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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