Krefeld Chempark drängt: Stadt soll sich zu Rheinblick äußern

Krefeld · Chempark-Leiter Lars Friedrich drängt die Stadt, ihre Lösungsvorschläge für baurechtliche Probleme zum Rheinblick mit Chempark-Fachleuten zu erörtern. Aus seiner Sicht drängt die Zeit: Die Offenlage des überarbeiteten Bebauungsplanentwurfs soll am 30. November erfolgen - noch ist Friedrich schleierhaft, wie die Planer die Chempark-Bedenken ausräumen wollen. Bekanntlich hat die Industrie massive Sorgen, dass ein Heranrücken von Wohnbebauung an das Industrieareal die Entwicklungsmöglichkeiten der Industrie massiv behindert. "Mir ist der Bearbeitungsstand nicht bekannt, und das macht mich nervös", betonte Friedrich gestern.

Problematisch aus Sicht von Friedrich ist vor allem der mittlere Teil des Rheinblickprojekts, für den Mischnutzung aus Gewerbe und Wohnbebauung vorgesehen sei. Zum einen geht es um die Entfernung zur Tankerbrücke des Chemparks. Vorgeschrieben sei ein Abstand von 300 Metern zu Wohnbebauung; gemessen werden müsse von der Spitze des Tankschiffs, erläutert Friedrich - dann aber sei der Abstand zu gering. Die andere Befürchtung betrifft das Gewerbe-Konzept. Bei Mischnutzung müsse es sich um "stilles Gewerbe" handeln - wie Frisöre, Reisebüros oder Fitnesscenter. Restaurants mit Außenbereich seien schwierig, weil nicht "still". Friedrich befürchtet, dass dort bald Leerstand herrscht und der Komplex irgendwann doch zu reiner Wohnbebauung werde. Dann aber würden schärfere Lärmschutzregeln gelten, die wiederum die Entwicklung des Chemparks behindern würden. "Das Niveau, das wir heute haben, müssen wir langfristig halten können", betont Friedrich; dazu gehöre auch die Chance zu Produktionserweiterungen auf dem Chempark-Gelände. "Wenn wir nicht wachsen können in einem wachsenden Markt, dann steigen die Stückkosten, und dann sind wir langfristig raus", sagt er. Friedrich betont, dass ihm die Bedeutung des Rheinblick-Projekts bewusst sei; er wies aber auch auf die Bedeutung und die Interessen des Chemparks. "Ich bin jetzt grundzänkisch, weil wir langfristig hierbleiben wollen."

Planungsdezernent Martin Linne erklärte auf Anfrage, es werde zeitnah Gespräche mit dem Chempark geben; er zeigte sich überzeugt, dass sowohl die Abstandsfrage als auch die Zukunft der Mischnutzung kein Problem darstellen. Der Befürchtung, das Mischgebiet könne irgendwann in reines Wohngebiet umgewandelt werden, trat er entgegen: "Dann müsste der Rat den Bebauungsplan ändern und neu alle Belange abwägen." Linne hält es für ausgeschlossen, dass dann eine Änderung beschlossen wird, die den Chempark gefährden könnte.

Der Chempark verzeichnet 7000 Beschäftigte, die pro Jahr 200 Millionen Euro Nettokaufkraft verdienen. Jährlich werden im Chempark rund 100 Millionen Euro investiert.

(vo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort