Unfall im Krefelder Chempark Explosion: Zahl der Verletzten steigt auf 20

Krefeld · Am Tag nach der Explosion im Krefelder Chempark steht fest, dass die beschädigte Halle und die nähere Umgebung mit Asbest belastet sind. Die Zahl der Verletzten wurde vom Chempark nun auf 20 nach oben korrigiert. Zwei von ihnen liegen noch im Krankenhaus.

Chempark Krefeld: Bilder der Explosion bei Huntsman
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Krefeld: Zwölf Verletzte bei Explosion im Chempark

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Insgesamt sind nach Angaben von Donnerstagmittag bei der Explosion bei Huntsman im Uerdinger Chempark am Mittwoch 20 Menschen verletzt worden. Zuvor gab es von offizieller Seite die Information, dass 12 Menschen verletzt worden seien. Der Mann, der schwere Verletzungen erlitten hat, konnte inzwischen von der Intensivstation verlegt werden. Er war mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik gebracht worden. Der Verletzte wird nun normal stationär behandelt.

Derweil laufen die weiteren Arbeiten an dem mit Asbest belasteten gebäude: Statiker untersuchen zurzeit die Standfestigkeit. Das Gelände wird mit Wasser berieselt, damit es nicht weiter staubt. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) hat erhöhte Asbestwerte in und um die Huntsman-Halle auf dem Gelände des Uerdinger Chemparks gemessen, die stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Wie ein LANUV-Sprecher auf Anfrage erklärte, handelt es sich allerdings um ein "lokales Geschehen" in der näheren Umgebung rund um die Halle; die Fachleute gehen nicht davon aus, dass Asbeststaub auf angrenzende Wohngebiete niedergegangen ist. Allerdings sei die Belastung in und an der Halle "durchaus ernstzunehmen". "Jetzt bei schönem Wetter mit Schippe, Besen und Schaufel saubermachen - das geht nicht", betonte er weiter. Die Halle und die Umgebung in einem Radius von rund 100 Meter sind gesperrt.

Chempark Krefeld: Explosion zieht Staubwolke nach sich
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Krefeld: Große Staubwolke nach Explosion im Chempark

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Der Chempark bekräftigte noch einmal, dass keine Gefahr für die Umgebung von dem Asbest ausgeht, allein das Betriebsgelände sei betroffen. Die Halle wurde Ende der 50er Jahre errichtet — zu einer Zeit, in der Asbest zu den häufig verwendeten Baumaterialien gehörte. In dem Produktionsprozess von Huntsman spiele Asbest keine Rolle; das weiße Pulver, das bei der Explosion aufgestiegen ist, ist das harmlose Pigment Titandioxid, das etwa in Zahnpasta verwendet wird. Zurzeit wird das Gelände in der Umgebung der Halle mit Wasser berieselt, damit es nicht weiterstaubt.

Nicht unwichtig für die Belegschaft wie für den Standort Huntsman in Uerdingen überhaupt: Die Produktion des Pigments Titandioxid geht weiter. Wie ein Sprecher der Werksfeuerwehr erläuterte, stand die von der Explosion betroffene Halle am Ende des Produktionsprozesses. Demnach wurde dort das Titandioxid nachbehandelt. Danach kommt nur noch die Abpackung. Die Zukunft der Halle ist noch unklar. Die Bezirksregierung hat sie gesperrt, Statiker untersuchen zurzeit ihre Standfestigkeit.

Wie groß der Schock über die Explosion bei den Mitarbeitern gewesen sein mag, lässt eine Mitteilung des Betriebsrates ahnen. Wie der Betriebsratsvorsitzende Hans Hirche im Gespräch mit unserer Redaktion erläuterte, werden zurzeit Hilfsangebote gegen Posttraumatische Belastungsstörungen organisiert. Die Wucht der Explosion ist so groß gewesen, dass Anwohner, deren Wohnung in einigen hundert Meter Entfernung standen, noch davon sprachen, dass "die Wände gewackelt" hätten.

Bei der Explosion am Mittwoch gegen 14 Uhr waren zwölf Menschen verletzt worden. Ein Druckgefäß in einer Lagerhalle war geplatzt. Die Staubwolke war bis Duisburg zu sehen.

(vo)
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