Krefeld Cornelius de Greiff im Zoo
Krefeld · Vermutlich kannte Cornelius de Greiff nur die wenigsten der Tiere, die heute im (1938 gegründeten) Krefelder Zoo leben, aus eigener Anschauung. Reisen war beschwerlich, das Interesse an Tieren um ihrer selbst willen stand am Anfang.
Bilder ferner Kontinente kannte Cornelius de Greiff wohl vor allem über die Literatur - zumal Alexander von Humboldt (1769-1859) die Zeitgenossen mit seinen mit Zeichnungen gespickten Büchern faszinierte. Inwieweit de Greiff sich dafür interessiert hat, ist wenig bekannt - zu vermuten ist es. Hier seine Eindrücke.
An die hochwohllöblichen Krefelder anno domini 2017!
Dieser Zoo ist ja eine unglaubliche Sache! Ein Rhinocerus kannte unsereiner von einem Stich von Meister Dürer - heute stehen sie leibhaftig vor einem, und man ist dankbar dafür, dass es Stäbe aus festem Eisen gibt! Überhaupt: Eure Kenntnisse fremder Länder sind ungeheuerlich. Reisen zu meiner Zeit war mühsam und gefährlich. Man musste ja gar nicht weit reisen, um zu sterben zu kommen - Italien reichte! August von Goethe, Sohn des großen Dichters Johann Wolfgang, starb 1830 in Rom mit 40 Jahren an den Pocken. Zuvor hatte er einen Sturz mit dem Wagen erlitten - es war, als wollte der Tod sich den armen Mann unbedingt holen.
Ich bin als Jüngling mit 17 nach Hamburg gekommen, ich war in Aachen, und ich habe als Mann 1819 im Alter von 38 Jahren eine Reise in die Rheinpfalz unternommen; da war ich 26 Tage unterwegs und habe an mannigfachen Lustbarkeiten teilgenommen. Das war, sehe ich heute eure Reisen im "Urlaub", wie ihr es nennt, so etwas wie ein Urlaub für das ganze Leben. Der Rest war Arbeit und Spazierengehen durch Krefeld, vielleicht noch Jagen rund um Linn. Ansonsten war man froh, das Gebein nicht gebrochen und die Säfte nicht im Fieber zu haben und auch sonst bei guter Gesundheit zu sein. Jeder schlimme Zahn konnte einen umbringen! Bedenkt, um 1875 lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei 37 Jahren; ich war mit 81 Jahren ein Gesegneter.
Da habt ihr Heutigen es wahrlich besser. So bedenkt, dass es löblich und nützlich ist, ferne Länder, unbekannte Tiere und fremde Menschen zu kennen. Schätzet die Privilegien langen Lebens und langer Reisen. Die Welt ist gar so schön - welche Einsicht man auch in eurem Zoo haben kann!
Es grüßt euch, wackere Bürgerschar,
demütigst
euer
Cornelius de Greiff