Krefeld Crescendo begeistert mit Mozart-Requiem

Krefeld · Der Dirigent musste kurzfristig ersetzt werden. Trotzdem sang der Krefelder Chor ein ausgezeichnetes Konzert in der Pfarrkirche St. Josef. Textverständlichkeit und ausgewogenes Klangbild überzeugten.

 Der Crescendo-Chor glänzte diesmal unter der Leitung von Johannes Herrig, Kantor in Grefrath.

Der Crescendo-Chor glänzte diesmal unter der Leitung von Johannes Herrig, Kantor in Grefrath.

Foto: Lothar Strücken

Am Sonntagabend musste der Crescendo-Chor in der St. Josef-Kirche ohne seinen Chorleiter Heinz-Peter Kortmann auskommen, denn der hatte sich eine handfeste Grippe zugezogen. Zum Glück konnte der Grefrather Kantor Johannes Herrig für ihn einspringen - das Konzert war gerettet. Auf dem Programm stand nämlich Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem in d-Moll (KV 626) aus dem Jahr 1791, und das studiert Herrig gerade auch mit seinem Chor ein.

Zunächst jedoch kam die Kantate "Ich steh mit einem Fuß im Grabe", BWV 156, von Johann Sebastian Bach zu Gehör, ein Werk, das Bach in einem Jahr voll persönlichen Leidens schrieb. Der Chor spielte hier noch keine zentrale Rolle, dafür konnte sich das bewährte Rheinische Oratorienorchester ausführlich präsentieren, und die Solisten stellten sich vor. Die herausragende Stimme - hier sowie im weiteren Konzert - war der Bass von Sebastian Klein, aber auch Tenor Michael Siemon (nach kurzer Anlaufschwäche) und Altistin Ulrike Kamp-Paulsen machten eine gute Figur, und die renommierte Sopranistin Christina Kühne, die den Platz der in Mutterschutz weilenden Ewa Stoschek einnahm, gab ein erfolgreiches Krefeld-Debüt.

Wolfgang Amadeus Mozart war selbst bereits vom nahenden Tod gezeichnet, als er das Requiem als Auftragswerk in Angriff nahm, und konnte manches nicht mehr zu Ende auskomponieren. Die Lücken wurden von anderen gefüllt.

Dem Chor gelang es ausgezeichnet, die emotionalen und die werk-immanenten Spannungen in mitunter offensive, aber stets ausgefeilte Dynamik umzusetzen. Und selbstredend erfreute er die Zuhörerschaft auch wieder mit exzellenter Textverständlichkeit und jenem auch in komplexen Strukturen transparenten und ausgewogenen Klangbild, das man seit Jahren von ihm kennt. In wenigen Takten war die Präsenz im "Introitus" aufgebaut, großartig gelang der Attacca-Übergang ins farbenfrohe "Kyrie", das dynamische "Dies irae" provozierte einen versuchten Zwischenapplaus, im "Tuba mirum" glänzten solistisch Tenor und Alt besonders schön, viel Emotion auch in der düsteren Dramatik des "Recordare", harte Taktschläge im Verdammnis beschwörenden "Confutatis", ein beinah liebliches "Lacrimosa", die ganze Wärme des Chors in "Hostias" und ein prächtiges Finale mit dem "Lux aeterna".

Dieser großartige Chor kann es - nach lediglich zwei Proben - notfalls auch mit einem fremden Dirigenten, und der Applaus des begeisterten Publikums wollte gar kein Ende nehmen.

(RP)
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