Krefeld DAF-Konzert: Klassentreffen mit schwarz gekleideten Fans

Krefeld · Noch'n Abschied, hätte Heinz Ehrhardt gesagt. Nach ZZ Top, The Sweet und den Puhdys gaben jetzt DAF, eine der deutschsprachigen Kultbands der 80er Jahre, ein Abschiedskonzert in Krefeld. Tatort war die Kufa, und ob es wirklich das letzte bleibt, steht dahin, denn der Drummer Robert Görl und der Sänger Gabriel "Gabi" Delgado-López haben schließlich schon öfter aufgehört und wieder angefangen.

 Erfrischung für die Fans: Sänger Gabi Delgado-Lopez lässt es auf der Kufa-Bühne ordentlich spritzen.

Erfrischung für die Fans: Sänger Gabi Delgado-Lopez lässt es auf der Kufa-Bühne ordentlich spritzen.

Foto: Thomas Lammertz

Zunächst kam als düsterer Support-Act Monica Jeffries. Sie reduzierte sich farblich auf Schwarz-Weiß, ohne dabei die Tiefe der Schwarz-Weiß-Fotografie oder die Intensität des Film Noir zu erreichen. Singen kann sie zwar, von ihrer Begleitband aber nahm man im Wesentlichen nur den undifferenziert und überlaut durchwummernden Bass wahr.

Dann die Deutsch-Amerikanische Freundschaft: "Verschwende Deine Jugend" schmetterte endlich der männliche Gabi und stellte klar, dass er an diesem Abend vor allem die punkigen Wurzeln des DAF-Sounds zu pflegen gedachte und weniger Techno und NDW, obwohl man die im Düsseldorfer Punk-Tempel "Ratinger Hof" ausgeheckte und im sogenannten Leichenkeller unter dem Wuppertaler Jugendzentrum "die börse" ausgeprobte Formation auch für diese Stile als Pioniere handelt.

Ihr "Ich und ich" hatte denn auch nichts mit dem "I and I" der karibischen Rastafari zu tun, sondern gipfelte in der suggestiv wiederholten Zeile "die Wirklichkeit kommt, die Wirklichkeit kommt". Die Texte waren eh rudimentär. "Tanz den Mussolini, und dann den Kommunismus, und jetzt den Adolf Hitler, und jetzt den Jesus Christus" aus dem Jahr 1981, ihr vermutlich größter Hit, wies eine für DAF-Verhältnisse bereits komplexe Struktur auf. Fragt sich nur, warum der spanisch-stämmige Gabi den Franco ausgelassen hat. "Ich will, ich will" und "Muskel" waren wieder Titel, deren Texte höchstens Fetzen waren, "Du bist schön, ich bin schön, lass uns tanzen gehn", war immerhin eine nachvollziehbare Botschaft.

Tröstlich, dass die Band nicht die seit ihrem ersten Erfolg zweite oder gar dritte Teenie-Generation begeistert. Die Teenager von einst, einheitlich schwarz gekleidet und überwiegend bürgerlich gemütlich wirkend, blieben im Saal fast ganz unter sich, hatten aber jede Menge Spaß, vor allem am klassentreffenähnlichen Wiedersehen nach langer Zeit.

(RP)
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