Krefeld Das Krefelder Tierheim baut an

Krefeld · In diesem Jahr soll das Gebäude am Flünnertzdyk einen Anbau für Kleintiere bekommen.

Krefeld: Das Krefelder Tierheim baut an
Foto: Currenta

Es liegen stürmische Zeiten hinter dem Krefelder Tierheim. Die Zusammenarbeit mit der Stadt stand lange auf der Kippe, ehemalige Mitarbeiterinnen warfen dem Team leichtfertige Tötungen von Hunden und Katzen vor und eine Katzenseuche zwang die Tierschützer Anfang dieses Jahres das Heim ganz zu schließen, um eine Verbreitung der Krankheit zu vermeiden. "Das war eine sehr arbeitsintensive Zeit, die man nicht noch einmal erleben möchte", erinnert sich Dietmar Beckmann.

Der Vorstandssprecher des Tierschutzvereins Krefeld und Umgebung, der Träger des Tierschutzzentrums am Flünnertzdyk ist, ist sichtlich froh, dass es seitdem deutlich ruhiger zugeht. "Da die Stadt seit dem neuen Vertrag die tatsächlich anfallenden Fundtierkosten erstattet, kann der Tierschutzverein nun das Geld, das früher in den Ausgleich geflossen ist, für dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen verwenden." So hat die Katzenseuche deutlich gemacht, dass ein Tierschutzzentrum dieser Größenordnung eine moderne Quarantänestation braucht, in der kranke Tiere behandelt werden können, ohne dass es eine Verbindung zum laufenden Tierheimbetrieb gibt.

"Wir haben jetzt sechs abgeschlossene Räume und einen neu eingerichteten Arztraum. Alle Mitarbeiter sind geschult worden, um sicherzustellen, dass sie die erforderlichen Hygienemaßnahmen einhalten. Zudem haben alle Türen nur einen Knauf, so das sie nicht unbedacht schnell zu öffnen sind, sondern immer mit einem Schlüssel aufgeschlossen werden müssen", erklärt Beckmann.

Alle Neuzugänge landen nun erstmal in der Quarantänestation und werden dort untersucht, geimpft und gegebenenfalls behandelt. Dadurch verlängert sich jedoch ihre Verweildauer im Tierheim, was zur Folge hat, dass die Plätze länger belegt sind. "Wir sind sehr gut ausgelastet. Im Schnitt waren die Hunde in diesem Jahr 30 Tage bei uns, statt 20 in 2015. Die Katzen waren 42 statt 32 Tage hier", bemüht Beckmann die Statistik.

Besonders gefreut hat sich der ehemalige Chef über die Eröffnung des Katzenfreigeheges. "Das ist eine Herzensangelegenheit von mir", sagt Beckmann. So könnten jetzt endlich auch Katzen, die Freigang gewöhnt sind, trotz ihres Freiheitsdrangs artgerecht gehalten werden. Die Tiere danken es den Mitarbeitern, in dem sie weniger gestresst und dadurch auch weniger krank sind. "Sie fühlen sich sichtlich wohl."

Nach den Katzen sind im kommenden Jahr nun die Kleintiere an der Reihe. Dank einiger Erbschaften ist es dem Tierschutzverein möglich, sein Gebäude durch einen entsprechenden Anbau zu erweitern. Dafür werden die vier Garagen im Bereich zur Straße abgerissen. Das Schildkrötengehege bleibt jedoch erhalten. In dem Neubau, mit dessen Errichtung im Frühjahr begonnen werden soll, werden Kaninchen und Meerschweinchen in jeweils sieben Gehegen mit einer Größe von 2 x 3,5 Meter untergebracht. Das Dach wird mit Lamellen luftdurchlässig ausgestattet, so dass die Nager sich wie im Freigehege fühlen, jedoch nicht von oben nass werden können. Erdreich zum Buddeln wird ebenfalls vorhanden sein.

Neue Käfige, Terrarien und Klein-Volieren für Hamster, Mäuse, Ratten, Reptilien, Vögel und ähnliches werden außerdem im Anbau untergebracht. Wie für Hunde und Katzen wird es auch für Kleintiere einen Quarantäne-Bereich geben, um ansteckende Tiere behandeln zu können. Ein klimatisiertes Futterlager und eine Werkstatt werden in der Nähe der Schildkröten-Anlage gebaut. Besonders die Werkstatt freut das Team, das sich bis jetzt mit einer Werkbank in einem Schuppen behelfen musste. "Und es macht schon Sinn, dass wir Sachen selbst reparieren oder bauen. Das spart Geld", erklärt Beckmann.

Kostenintensiv sind dagegen die Behandlungen von ehemaligen "Billig-Welpen", die zu Spottpreisen von dubiosen Händlern aus dem Ausland gekauft wurden und im Tierheim landen, sobald sie krank werden und hohe Tierarztkosten anfallen. Diese "Geiz-ist-geil"-Mentalität mancher Tierhalter kann der langjährige Tierschützer nicht verstehen. "Wer nur einen Bruchteil des normalen Preises für einen angeblichen Rassehund zahlen muss und sich dann mit dem Züchter auch noch auf irgendwelchen Autobahnrastplätzen zur Tierübergabe trifft, der muss doch wissen, dass mit diesem Hund etwas nicht stimmen kann. Landen solche armen Geschöpfe dann bei uns, schleppen sie oft auch noch Krankheiten ein. Letztendlich zählt für uns aber nur, dass dem Tier geholfen wird und es ihm wieder gut geht", erklärt Beckmann.

Insgesamt betreute das Tierschutzzentrum-Team in 2016 bisher 382 Katzen und 191 Hunde. Derzeit sind noch 14 Hunde, 43 Katzen, 15 Kleintiere, 11 Vögel und 16 Reptilien am Flünnertzdyk.

(RP)
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