Krefeld Das Seidenweberhaus-Dilemma

Krefeld · Die Politik steht vor einem Problem: Der Bauausschuss soll Umbauten in Höhe von 1,4 Millionen Euro für das Seidenweberhaus genehmigen. Schon 2014 könnte er aber über den Abriss des Hauses entscheiden.

 Skizze einer geplanten Außentreppe für das Seidenweberhaus (mittig). Die Autos im Vordergrund fahren auf der St.Anton-Straße. Eine Leitentscheidung über das Seidenweberhaus fordert die Stadt von der Politik erst 2014. Skizze: Stadt Krefeld

Skizze einer geplanten Außentreppe für das Seidenweberhaus (mittig). Die Autos im Vordergrund fahren auf der St.Anton-Straße. Eine Leitentscheidung über das Seidenweberhaus fordert die Stadt von der Politik erst 2014. Skizze: Stadt Krefeld

Foto: Stadt Krefeld

Das Seidenweberhaus wird in den kommenden Jahren eine der größtem städtischen Baustellen — Mängel an den technischen Anlagen, bei der Gebäudesubstanz und beim Brandschutz machen erhebliche Umbauten nötig. Dies geht aus einem Bericht hervor, der für die heutige Sitzung des Bauausschusses erstellt wurde. Insgesamt müssen in 2012 und 2013 laut Verwaltung 1,46 Millionen Euro investiert werden; im Haushalt sind bisher erst 1,396 Millionen Euro eingestellt. Die neuen Investitionen werden zum Problemfall: Erst für das Jahr 2014 erbittet sich die Stadt eine "Leitentscheidung" von der Politik über die Zukunft des Seidenweberhauses — spätestens 2016, so die Verwaltung in ihrer Auswertung der gutachterlichen Ergebnisse, sei eine Grundinstandsetzung und Modernisierung des Hauses notwendig.

Die Politik steckt jetzt im Dilemma: Entscheidet sie sich für den Abriss des Krefelder Veranstaltungshauses, dann entscheidet sie sich gleichzeitig für den Abriss jener Umbauten, die heute beschlossen werden sollen.

"Stahl-Glas-Konstruktion mit Beleuchtungsakzenten"

Einer der größten Kostenpunkte ist eine neue Außentreppe aus dem Foyer im zweiten Obergeschoss zur St.-Anton-Straße und die Umgestaltung des Garderobenbereichs im Foyer des ersten Obergeschosses. Der Brandschutzsachverständige Manfred Lippe (er prüfte auch das Stadthaus) weist in seinem Bericht von Januar darauf hin, dass spätestens Ende 2012/Anfang 2013 mit dem Bau der 290 000 Euro teuren Außentreppe begonnen werden müsse. Ansonsten sei ein Betrieb mit den ursprünglich vorgesehenen 1425 Besuchern "nicht mehr zu empfehlen"; es würden nur noch 1100 Besucher zugelassen. Das brächte erhebliche Einnahmeausfälle, so die Stadt.

Das städtische Gebäudemanagement plant nun eine "Stahl-Glas-Konstruktion mit Beleuchtungsakzenten". Damit sei eine innovative Architektur geplant, an die sich weitere Ausbaustufen im Brandschutz anlehnen könnten. Für 25 000 Euro muss weiterhin ein "Kanalrauchmelder" eingebaut werden.

Neben dem Brandschutzgutachten hat auch das städtische Gebäudemanagement ein Mängelkataster erstellt: Insbesondere an den bereits abgeplanten Flächen an der Königstraße bestehe dringender Handlungsbedarf. Die Terrassenfläche über dem Hexagon, 2011 nur provisorisch abgedichtet, müsse dringend instand gesetzt werden. Außerdem müsse der Hauptverteiler für die Niederspannung erneuert werden — auch dafür sind Kosten in Höhe von 300 000 Euro vorgesehen. Die Arbeiten sollen in den Sommerferien erledigt werden.

Von 1995 bis 2011 sind laut Stadt jährlich rund 250 000 Euro in die Instandhaltung des Seidenweberhauses investiert worden. Nötig wären aber 400 000 Euro gewesen. Wegen der Brandschutzmängel mussten alleine in 2011 fünf Partys ausfallen, rund 40 Raumbelegungen konnten nicht genehmigt werden, 12 000 Besucher fielen dadurch weg.

Die Vision des Gebäudemanagements lautet: "Um- und Ausbau des gesamten Hauses einschließlich der Umgestaltung des Theaterplatzes mit der Anbindung der Tiefgarage". Die Politik soll heute mitteilen, ob sie diese Vision teilt — und wer sie mit Leben füllen könnte. Mit Interesse wird dies Investor Gerald Wagener verfolgen. Er plant, anstelle des Seidenweberhauses ein Kongresszentrum zu bauen. Die Gespräche mit möglichen Investoren hat er kürzlich schon geführt.

Bauausschuss, heute, Donnerstag, 17 Uhr, Rathaus, Saal C 2.

(RP)
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