Krefeld Deko-Igel aus alten Gebetbüchern

Krefeld · Der Hülser Paul Funger rettet ausgediente Gebetbücher, indem er aus den vielen feinen Blättern die netten Tierchen bastelt. Sie werden für fünf Euro pro Exemplar für gute Zwecke verkauft.

 Paul Funger faltet jedes einzelne Blatt und lässt so den Körper der Igel entstehen. Die Unterseiten bestehen entweder aus dem Gebetbuchdeckel oder werden aus angeleimten Deckeln aus Pappe oder Leder stabilisiert.

Paul Funger faltet jedes einzelne Blatt und lässt so den Körper der Igel entstehen. Die Unterseiten bestehen entweder aus dem Gebetbuchdeckel oder werden aus angeleimten Deckeln aus Pappe oder Leder stabilisiert.

Foto: Thomas Lammertz

Ausgediente alte Gebetbücher landen normalerweise im Schredder. Der Gedanke, dass daraus dann unter anderem Toilettenpapier gemacht wird, verursacht dem Hülser Paul Funger höchstes Unbehagen. Daher nimmt sich der 78-Jährige, der als gelernter Drucker eine besondere Affinität zu Büchern hat, mit unendlicher Geduld der kniffligen Arbeit an, die dünnen, feinen Seiten alter Gebetbücher zu dekorativen Igeln zu falten.

Die wirklich süßen Igel werden für fünf Euro pro Stück für gute Zwecke verkauft. Zu haben sind sie in der Ökumenischen Begegnungsstätte an der Leuther Straße 19. "Der Erlös geht zum einen Teil an ein weltweites Missionsprojekt, das mir am Herzen liegt, und zum überwiegenden Teil an die Hülser Flüchtlingshilfe", erklärt der Rentner.

Zum ersten Mal präsentierte Paul Funger einen solchen Igel auf dem Adventbasar der Hülser Verbände und war auf Begeisterung gestoßen. Seitdem bekommt er alte Gebetbücher geschenkt. "Die Leute wollen helfen", sagt der Bastler. "Eine Dame hat mir gleich vier Exemplare gebracht, wollte dafür aber keinen Igel geschenkt haben, sondern hat einen gekauft." Inzwischen hat Funger 51 dieser Tierchen gefaltet; 40 davon sind schon verkauft.

In sehr geringer Menge erhält der Rentner auch ältere, kleinere Formate als das bekannte, ausgediente "Oremus", das vor dem "Gotteslob" in den Kirchen in Gebrauch war. Daher sind die kleinen Igel selten. "Besondere Ausgaben wie beispielsweise Soldatengebetbücher im Brusttaschenformat verarbeite ich aber nicht. Die kommen in mein Sammelregal. Das älteste Exemplar stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts."

Aus einem Gebetbuch macht Funger drei Igel. Dafür drittelt er die Bücher der Länge nach, klappt diese Drittel in zwei Hälften auf und faltet die einzelnen Blätter zweimal von der Mitte nach außen. So bildet sich der Körper und die kleine Igelschnauze, auf die er ein Stückchen dunkles Leder klebt. Zum Schluss faltet er die Ohren. Die Unterseite besteht entweder aus dem Gebetbuchdeckel oder wird aus angeleimten Deckeln aus Pappe oder Leder stabilisiert. "Die Äuglein kann man im Bastelladen kaufen und werden ebenfalls aufgeklebt." In jedem der durchnummerierten Igel finden sich auch der schriftliche Dank "Ich war ein Gebetbuch, und Sie haben mich vor dem Schredder gerettet" sowie ein Hinweis auf das Alter des Buchs und ein kleiner Igelwitz.

(RP)
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