Krefeld Dellenprofis sind Deutschlands Beste

Krefeld · Der Krefelder Alexander Hamm schart in seinem Betrieb am Dießemer Bruch internationale Ausbeulexperten um sich. Rafael Takii und Markus Vinicius Farias siegten beim Wettbewerb des Bundesverbandes Ausbeultechnik und Hagelinstandsetzung.

 Markus Vinicius Farias, Alexander Hamm, Damian Mikietyn und Rafael Takii (von links) freuen sich über den großen Erfolg beim Wettbewerb der besten Dellenprofis Deutschlands in Rotenburg an der Fulda. Farias und Takii belegten die Plätze zwei und eins.

Markus Vinicius Farias, Alexander Hamm, Damian Mikietyn und Rafael Takii (von links) freuen sich über den großen Erfolg beim Wettbewerb der besten Dellenprofis Deutschlands in Rotenburg an der Fulda. Farias und Takii belegten die Plätze zwei und eins.

Foto: Thomas lammertz

Das Geschäftsprinzip ist einfach: Immer dann, wenn irgendwo in Westeuropa dicke Hagelkörner vom Himmel prasseln, klingelt in Krefeld die Kasse. Der 36-jährige Alexander Hamm hat schon vor Jahren eine bunte Truppe um sich versammelt, die eines ganz besonders gut kann - Dellen aus Autokarosserien beseitigen. Gerade erst haben Rafael Takii (26) und Markus Vinicius Farias (26) beim Wettbewerb des Bundesverbandes Ausbeultechnik und Hagelinstandsetzung in Rotenburg an der Fulda bewiesen, dass sie die besten in Deutschland sind.

Titelverteidiger Farias musste allerdings diesmal seinen Krefelder Teamkollegen Takii knapp vorbei lassen. Am Ende trennten die beiden nur fünf Punkte, Takii hatte mit 1218 Punkten die Nase vorn. Die beiden Dellenprofis sind vor einigen Jahren aus Brasilien gekommen. Dort hat der Beruf eine lange Tradition und beide haben bei ihren Vätern das Handwerk bis zur Perfektion erlernt, ehe Firmeninhaber und Geschäftsführer Hamm, dessen Mutter aus Brasilien kommt, sie "über drei Ecken kennengelernt hat" und sie von dem Abenteuer Deutschland überzeugen konnte.

Hamm hat in der Versicherungsbranche gelernt und schnell gemerkt, dass die Beseitigung von Hagelschäden an Autos ein einträgliches Geschäft ist. Inzwischen arbeiten 37 Experten für den gebürtigen Uerdinger. Dazu kommen zwei Bürokräfte. "Wir sind ein Montagebetrieb und arbeiten vor Ort", berichtet Hamm. Seit zwei Jahren hat er einen Stützpunkt am Dießemer Bruch 59 aufgemacht. Eine feste Anschrift sei schon von Vorteil. Er wolle nicht in den Verdacht geraten, er betreibe eine Briefkastenfirma, sagt er mit einem Augenzwinkern. Von Mai bis Dezember sei Saison. Dann sei die Truppe an sieben Tagen in der Wochen rund um die Uhr im Einsatz. Im vergangenen Jahr seien die größten Hagelereignisse in Paris und in Brüssel zu verzeichnen gewesen. Dementsprechend waren Hamms Dellenprofis beschäftigt. Allein für Europas größten Karosseriebauer in Belgiens Hauptstadt habe sein Unternehmen 1400 Autos repariert. Autohäuser und Versicherungen seien Hauptauftraggeber. Über die Großwetterlagen informieren sich die Krefelder im Internet. "Es gibt spezielle meteorologische Newsletter, die dir heute mitteilen, wo es morgen hagelt", berichtet der Chef.

Hamm gehört zu der Sorte Unternehmer, die den Ball gerne flach halten. Er bezeichnet sich als bodenständig und bevorzugt das Understatement. Ihm ist es gar nicht unrecht, wenn der Firmensitz am Dießemer Bruch recht unscheinbar daherkommt. Über Umsätze redet er nicht. Andererseits will er aber auch nicht in den Verdacht geraten, er würde sein Team mit Billiglöhnen bezahlen. "Alle verdienen hier oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze", berichtet er. Das ist die Grenze, oberhalb der keine Sozialversicherungsabgaben mehr fällig werden.

Hamm und seine Mannschaft kümmern sich häufig um besonders teure Fahrzeuge. "Bei einem Lamborghini wechselt man nicht so einfach den Kotflügel, sondern massiert oder zieht die Dellen aus dem Blech heraus", sagt der 36-Jährige. Einsatzorte wie St. Tropez, Nizza und Monaco sind für die internationale Truppe an der Tagesordnung. Gerne arbeiten die Profis auch in der Schweiz. Dort liegen die Honorare gut ein Drittel über dem Durchschnitt.

Die Dellenprofis seien eine Art Saisonarbeiter. Im Winter würden über den normalen Urlaub hinaus in großem Umfang Überstunden abgefeiert. Das kann denn auch schon mal in Florida passieren. "Dorthin haben wir unseren letzten Betriebsausflug gemacht", erzählt Hamm. Für die beiden Spitzenkräfte Takii und Farias geht es regelmäßig zurück in ihr Heimatland nach Brasilien. Dort treffen sie Familie und Freunde und frönen ihren Hobbys. Bei Farias heißt das, mit dem Surfbrett ans Meer zum Wellenreiten. Und dabei gibt er mindestens eine genau so gute Figur ab wie in der Werkstatt.

(RP)
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