Krefeld Der Balkenhol-Mann ist zurück

Krefeld · Die markante Skulptur steht wieder auf dem Dach des Helios-Klinikums. Sie ist in bestem Zustand.

Krefeld: Der Balkenhol-Mann ist zurück
Foto: Lammertz Thomas

Eine gründliche Reinigung, sorgfältige Pflege und etwas Farbe haben ihm gut getan: Ganz frisch sieht der "Mann mit grünem Hemd und grauer Hose" aus, wie er da so auf dem Spezialtransporter liegt. Drei Monate lang ist die etwa drei Meter hohe Skulptur des Künstlers Professor Stefan Balkenhol in der Werkstatt der Krefelder Kirchenmalermeisterin Fabienne von der Hocht restauriert worden. Gestern bezog sie wieder ihren Platz auf dem 21 Meter hohen Giebel der jetzigen Kinderklinik des Helios.

Es waren spannende Minuten, als die 700 Kilo schwere Holzskulptur mit Filzdecken geschützt und an breiten Tragriemen vertäut, emporgehoben wurde. Per Walkie Talkie verständigen sich die Männer im 58 Meter hohen Kran und in der Gondel, von der aus das Absenken aufs Klinikdach millimetergenau gesteuert wird. Das Wetter ist ideal: kein regen, kein starker Wind. Alles Routinearbeit. Balkenhol hatte den Einsatz der Leverkusener Firma Niesen, die auf Kunsttransporte vor allem für Balkenhol und Markus Lüpertz spezialisiert ist, zur einzigen Vorgabe gemacht. Der Restauratorin hat er weitgehend freie Hand gelassen. "Er hat gesagt: Mach du mal, das passt schon", berichtet Fabienne von der Hocht. Mit großer Ehrfurcht vor der Arbeit des namhaften Künstlers und nie ohne seine Zustimmung hat sie sich um die Skulptur gekümmert. Ihr Fazit: "Sie war in sehr gutem Zustand." Nicht mal die Edelstahl-Fixierschrauben seien korrodiert gewesen.

Danach hatte es vor drei Monaten nicht ausgesehen. Das Libanonzedernholz war komplett grün, von Flechten und Moosen überzogen, die Farben von Hemd und Hose waren kaum unterscheidbar, der Oberkörper hatte Risse. Seit 1995 war der Holzmann auf dem Klinikgebäude Wind und Wetter ausgesetzt gewesen. Es gab große Befürchtungen um die Standsicherheit. Dr. Peter Thomas und SPD-Ratsfrau Gerda Schnell hatten das Thema in den Kulturausschuss gebracht. Denn man fürchtete auch, dass die Skulptur verrotten könnte. Sie ist eine frühe Arbeit des inzwischen weltbekannten Künstlers Balkenhol. Heute würde ein Objekt dieser Klasse nach Expertenschätzung für eine sechsstellige Summe gehandelt werden.

Ein privater Kunstfreund, der anonym bleiben möchte, hat die Kosten für die Restaurierung übernommen, den Transport mit Ab- und Aufbau (rund 10.000 Euro) haben sich Helios Klinikum, die Krefelder Stiftung Herzchirurgie und die Kulturstiftung der Sparkasse geteilt.

 Der "Mann mit grünem Hemd und grauer Hose" mit Restauratorin Fabienne von der Hocht (2.v.r.), Dezernent Gregor Micus (3.l.) und den Geldgerbern für den Transport: Michael Rotthoff (Kulturstiftung Sparkasse), Andrea Werker (Stiftung Herzchirurgie) und Prof. Rudolf Leuwer, Ärztlicher Direktor des Klinikums (v.l.).

Der "Mann mit grünem Hemd und grauer Hose" mit Restauratorin Fabienne von der Hocht (2.v.r.), Dezernent Gregor Micus (3.l.) und den Geldgerbern für den Transport: Michael Rotthoff (Kulturstiftung Sparkasse), Andrea Werker (Stiftung Herzchirurgie) und Prof. Rudolf Leuwer, Ärztlicher Direktor des Klinikums (v.l.).

Foto: Lammertz Thomas

Für die 26-jährige Fabienne von der Hocht war der Auftrag ein unerwarteter Glücksfall. "Immer wenn ich ihn hier sehe, werde mich erinnern, dass ich ihn restauriert habe", sagt. Und dafür hat sie nicht nur mit dem Hochdruckreiniger vorsichtig die Moosschichten entfernt und nach den noch vorhandenen Farbresten die Pigmentierung neu abgemischt, die Holzrisse gekittet und eine doppelte Imprägnierung aufgetragen. Sie musste dem Kunstwerk auch ein neues Gesicht geben. Haut von Händen und Gesicht lässt Balkenhol in seinen Holzarbeiten meist durchscheinend. Aber die Lippen und Augenbrauen, das Haar hat von der Hocht neu koloriert. "Ich hatte großen Respekt vor den Augen. Die machen die Persönlichkeit aus", sagt sie. Die Augen leuchten stahlblau und richten den Blick in die Ferne. "Er sieht aus wie vor 20 Jahren", sagt sie. Und er werde es nun noch viele Jahre auf dem Klinikdach aushalten, wo er zwar der Witterung ausgesetzt ist, aber: "Er hat totalen Wind und totale Sonne und kann immer gut durchtrocknen", sagt die Expertin.

 In 21 Meter Höhe steht die Skulptur auf dem Dach der Kinderklinik. Ihre Farben sind jetzt wieder klar zu erkennen.

In 21 Meter Höhe steht die Skulptur auf dem Dach der Kinderklinik. Ihre Farben sind jetzt wieder klar zu erkennen.

Foto: Thomas Lammertz

In etwa zwei Jahren wird der Zedernholzmann auf dem Dach Besuch bekommen von der technischen Abteilung des Klinikums. Denn an seinem Rücken ist ein Blitzableiter angebracht, der ebenso wie das Dach in regelmäßigen Abständen kontrolliert werde, sagt Abteilungsleiter Christian Förster.

(RP)
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