Krefeld Der gute Geist von St. Johann Baptist

Krefeld · Der 71-jährige Helmut Kose verrichtet seit 40 Jahren - fast täglich - ehrenamtlich Hausmeister- und Küsterdienste in Krefelds größter Kirche. Er kennt das Gotteshaus, das eventuell geschlossen werden soll, vom Keller bis in die Turmspitze.

 Die Anbetungskapelle in der Johanneskirche hat Helmut Kose gemeinsam mit David Grüntjens - heute Kaplan an St. Cyriakus in Hüls - und Schreiner Volker Gottschlich vor zehn Jahren eingerichtet.

Die Anbetungskapelle in der Johanneskirche hat Helmut Kose gemeinsam mit David Grüntjens - heute Kaplan an St. Cyriakus in Hüls - und Schreiner Volker Gottschlich vor zehn Jahren eingerichtet.

Foto: Lammertz Thomas

Helmut Kose betätigt den Schalter für die Beleuchtung der Krippe in der Kirche St. Johann Baptist, die er mit einigen Helfern aufgebaut hat. "Aha, da muss ich noch mal ran", sagt er, als nur ein kleines Lichtlein aufglimmt. Es ist eine dieser vielen Dinge, um die sich der 71-jährige Rentner ehrenamtlich als Hausmeister und Küster in der Kirche kümmert.

"In einem Gebäude, das beinahe 120 Jahre alt ist, gibt es immer etwas zu tun. Vor allem, seit wir von der Kirchenleitung kein Geld mehr bekommen, weil die Kirche geschlossen werden soll. Die Profanierung ist ja schon beantragt", sagt der gelernte Schlosser und Maschinenbautechniker. Einen hauptamtlichen Küster gibt es in St. Johann schon seit längerem nicht mehr, und so verrichtet er auch die kleinen Dinge: den Kirchenschmuck organisieren, Kerzen beschneiden, Lampen mit Öl auffüllen, Vorhänge anbringen und wieder abnehmen, Glühbirnen - auch in fünf Metern Höhe - auswechseln, die Kollekte durchführen, das gesammelte Geld einzahlen und und und . . .

Zu den ganz großen Dingen, die Helmut Kose tatkräftig begleitet hat, gehört die Restaurierung der Orgel, die um das Jahr 2000 nach fünfjähriger Arbeit fertig war. "Damals haben wir mit Rüdiger Streim, Organist und gelernter Orgelbauer, und vielen Helfern das gesamte, nicht mehr funktionstüchtige Instrument auseinandergebaut und in transportablen Teilen wegen der Kälte in der Kirche sogar bei mir zu Hause an der Kölner Straße instand gesetzt", erinnert sich der 71-Jährige.

27 Jahre lang wohnte er an der Ritterstraße. Getauft und konfirmiert wurde er als Protestant in der Lutherkirche. Nach einigen Jahren in Oppum zog er mit seiner katholischen Frau Brigitte 1976 zurück in den Südbezirk an die Kölner Straße. Seitdem engagiert sich Helmut Kose als Mann für alle Fälle in der Kirche, in der auch die beiden Söhne getauft wurden und zur Erstkommunion gingen. "Ich kenne das Gebäude vom Keller bis in die Turmspitze und habe lange Jahre auch Führungen durch das Gotteshaus bis hoch auf den Turm geleitet." Das Engagement während all dieser Jahre bewog ihn auch, 1995 zum Katholizismus zu konvertieren.

Vor zehn Jahren hat Kose mit dem jungen David Grüntjens - heute Kaplan an St. Cyriakus in Hüls - und dem Schreiner Volker Gottschlich die Anbetungskapelle im Nordosten der Kirche eingerichtet, den damals ausrangierten und irgendwo abgestellten Altar aufgebaut und den Raum angestrichen. Auch die Winde, mit der der Leuchter über dem Hauptaltar herabgelassen werden kann, hat Kose installiert.

Seit zwölf Jahren gibt es in der Gemeinde - außer montags - auch ein tägliches Frühstück für Obdachlose und Bedürftige. Es ist Helmut Kose, der an jedem Vorabend bei der Bäckerei Ullrich in Fischeln übrig gebliebenes Brot abholt und zur Obdachlosenküche der Gemeinde bringt. Auch Kleidung, die er von Bekannten bekommt und die jeden Sonntag nach der 11.15 Uhr-Messe verteilt wird, schafft er dorthin.

Ob die denkmalgeschützte Kirche St. Johann Baptist, die größte Kirche Krefelds mit dem zweithöchsten Turm des Bistums, tatsächlich geschlossen wird, muss der neue Bischof Helmut Dieser entscheiden. Helmut Kose: "Wir hoffen und beten, dass das nicht geschieht."

(RP)
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