Krefeld Der Mann, der Holz zum Klingen bringt

Krefeld · Der Fagottist Martin Kuuskmann ist Solist im vierten Sinfoniekonzert. Generalmusikdirektor Mihkel Kütson wählt für das Programm eine betont klassische Struktur. Dennoch wird es Überraschungen und Entdeckungen geben.

 Der Este Martin Kuuskmann wird den Solopart im zeitgenössischen Fagottkonzert von Christopher Theofanidis spielen.

Der Este Martin Kuuskmann wird den Solopart im zeitgenössischen Fagottkonzert von Christopher Theofanidis spielen.

Foto: Karl J. Kaul

Eine romantische Opernouvertüre, ein Solokonzert und eine Sinfonie der Wiener Hochklassik - das Programm des vierten Sinfoniekonzerts "stellt sich formal ganz klassisch dar", wie Generalmusikdirektor (GMD) Mihkel Kütson es ausdrückt. Dennoch gibt es mit dem Fagottkonzert des Amerikaners mit griechischen Wurzeln Christopher Theofanidis (49) im Mittelteil auch ein modernes Werk zu hören. "Dabei klingt es eigentlich ganz normal", versichert Konzertdramaturgin Eva Ziegelhöfer. Der GMD verspricht "großen Facettenreichtum und sogar Anklänge an Gesänge von Naturvölkern". Das Konzert ist am Dienstag, 14. Februar, im Seidenweberhaus zu hören. Eine Wiederholung gibt es am Freitag, 17. Februar.

Als Solist hat der in Estland geborene Kütson erstmals einen Landsmann engagiert. "Der Este Martin Kuuskmann wird den Solopart in dem Fagottkonzert spielen, das 2007 um einen dritten Satz erweitert worden ist", informiert Kütson. Theofanidis hat seinem Freund Kuuskmann eine spieltechnisch hoch anspruchsvolle Partie auf die Griffklappen geschrieben.

"Es gibt Umschwünge zwischen extremen Höhen und Tiefen, der Solist braucht einen langen Atem und sieht sich dynamischen Wechselbädern ausgesetzt", ergänzt der Chefdirigent der Sinfoniker. Mit dem charakteristischen Holzblasinstrument verbindet Kütson die Vorstellung eines Baumes. "Das Fagott hat unter den Holzblasinstrumenten am stärksten die Eigenschaft von klingendem Holz." Der Mittelsatz, "Beautiful", basiert auf einer melodischen Ornamentik, wie man sie ähnlich in der griechisch-orthodoxen Kirchenmusik hören kann.

Das Konzert wird durch die Ouvertüre zur Oper "Oberon" eröffnet, die Carl Maria von Weber kurz vor seinem Tod 1826 für das Londoner Opernhaus Covent Garden schrieb. Diese Einleitung erfreut sich nach wie vor großer Popularität, die komplette Oper hingegen wird nur selten aufgeführt.

Nach der Pause folgt das Highlight: Beethovens Siebte. "Diese Sinfonie sah Beethoven als seine bestgelungene an", sagt Kütson. Das 40-Minuten-Werk wurde im Dezember 1813 in Wien uraufgeführt, begleitet von patriotischem Überschwang ob des Sieges Englands über die napoleonischen Truppen bei Vittoria. Richard Wagner erkannte in dem Stück "die Apotheose des Tanzes selbst".

Dem widerspricht nicht der ergreifende, gleichwohl stetig zu tänzeln scheinende Trauermarsch im zweiten Satz. Auch das Finale sei "enorm spannend", sagt Kütson. Die rhythmische Struktur hier erinnere an Tanzformen aus Irland oder Ungarn. Vor den Aufführungen am 14. und 17. Februar gibt Eva Ziegelhöfer jeweils um 19.15 Uhr eine Werkeinführung.

(RP)
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