Krefeld Der Retter in feuerfester Uniform

Krefeld · Zehn junge Männer haben jetzt ihre Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr begonnen. Pascal Butzen ist einer davon.

 Pascal Butzen ist im ersten Ausbildungsjahr bei der Feuerwehr. Der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger ist mit Herzblut bei der Sache. Er schätzt die Team-Arbeit.

Pascal Butzen ist im ersten Ausbildungsjahr bei der Feuerwehr. Der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger ist mit Herzblut bei der Sache. Er schätzt die Team-Arbeit.

Foto: T. Lammertz

Wilson liegt in der Ecke. Mit der Nase auf dem kalten Asphalt. "Das geht ja gar nicht", schimpft Sebastian Kersten. "Das gibt Liegestütze extra - und zwar für alle!" Der Oberbrandmeister erklärt schmunzelnd: "Wilson ist so etwas wie das Maskottchen unserer Auszubildenden. Er darf nicht zurückbleiben, schon gar nicht in der Ecke liegen."

Zehn junge Männer sind derzeit im ersten Ausbildungsjahr bei der Berufsfeuerwehr Krefeld. Durch den 50 Kilo schweren Dummie sollen die angehenden Feuerwehrmänner lernen, Verantwortung zu übernehmen und zuverlässig zu handeln. Vergessen sie Wilson, drohen der ganzen Gruppe körperliche Ertüchtigungsmaßnahmen.

"Es ist lebenswichtig, dass man sich bei einem Einsatz auf jedes Gruppenmitglied hundertprozentig verlassen kann. Auf lustige Weise wird das durch unseren Wilson trainiert", sagt Brandinspektor Manuel Baumeister. Azubi Pascal Butzen rettet die Ehre der Anfänger: "Glücklicherweise haben wir Wilson noch nie vergessen. Das war nur eine Demonstration."

Der 26-Jährige ist Feuerwehrmann aus Überzeugung. Seit sieben Jahren schon ist er Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Hüls. Körperlich anstrengende Einsätze, lange Schichten und Rufbereitschaft am Wochenende sind ihm längst bekannt. "Ich wusste, worauf ich mich einlasse, als ich mich bei der Berufsfeuerwehr beworben habe", sagt der Vater von zwei kleinen Töchtern.

Seine Frau unterstützt seine beruflichen Ambitionen. "Ich bin sehr froh, dass ich eine so verständnisvolle Frau habe. Allerdings hat sie mich auch schon als begeisterten Feuerwehrmann kennengelernt. Sie weiß, wie viel mir diese Leidenschaft bedeutet." Ein Leben ohne die Zweitfamilie auf der Feuerwache ist für Pascal Butzen kaum vorstellbar. "Die Arbeit als Team, das zusammenhält und sich sehr nahe steht, gefällt mir. Der Beruf ist außerdem sehr abwechslungsreich. Ich weiß nie, was mich erwartet, wenn ich zur Wache komme. Ein schönes Gefühl", findet der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger.

Voraussetzung für eine Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr ist eine abgeschlossene dreijährige Berufsausbildung in einem "der Feuerwehr förderlichen" Bereich. Der Begriff "förderlich" wird dabei von Stadt zu Stadt unterschiedlich ausgelegt. Gern gesehen sind Berufe wie Elektriker, Schlosser, Rettungssanitäter oder auch Kfz-Mechaniker. "Während unserer Arbeitszeit, wenn gerade kein Einsatz ist, gibt es immer etwas, was in der Wache, am Material oder an den Fahrzeugen repariert werden muss.

Entsprechende Fähigkeiten sparen Geld", erklärt Brandinspektor Baumeister. Überlebenswichtig im Einsatz ist die körperliche Fitness. Nur wer sportlich, ausdauernd und kräftig ist, schafft die anstrengenden Einsätze unter extremsten Bedingungen. Entsprechend hart ist der Sporttest, den die Sporthochschule Köln für die Anwärter entwickelt hat.

"Den Test sollte man sich schon mal vorher im Internet anschauen und entsprechend trainieren", rät Pascal Butzen. "Ich habe selbst erlebt, wie einige, die dachten, das wäre doch alles gar nicht so schwer, später an dem Test gescheitert sind."

Wer die sportlichen Voraussetzungen nicht mitbringt, kann seinen Traumberuf vergessen. "Körperliche Fitness ist in unserem Beruf einfach zu wichtig. Da können wir keine Abstriche machen", sagt Oberbrandmeister Kersten. Ohne Probleme muss 50-Kilo-Dummie Wilson geschultert und abtransportiert werden können.

Bei einigen Übungen wird sogar ein 80-Kilo-Dummie eingesetzt. "Den hebt man nicht mal so eben", lautet Kerstens Kommentar. In der Realität seien die "hilflosen Personen", die gerettet werden müssen, häufig aber noch schwerer. Ein Knochenjob für den Retter in der feuerfesten Uniform.

"Wer bei der Feuerwehr anfängt, muss Idealist sein und bereit, viel persönliches Engagement mitzubringen. Nur dann funktioniert dieser Beruf, der physisch und psychisch viel von einem verlangt, aber auch unheimlich viel Spaß macht", sagt Baumeister. Er rät den Neulingen aber auch, das Privatleben nicht zu vernachlässigen.

Wie schwierig das ist, weiß schon Pascal Butzen. Ist sein Tag bei der Berufsfeuerwehr zu Ende, wartet manchmal schon der nächste Einsatz bei der Freiwilligen Feuerwehr in Hüls auf ihn. Aber: "Es gibt Zeiten, da bleibt der Piepser aus und ich bin nur noch für die Familie da. Ich möchte schließlich nicht, dass meine Mädels irgendwann Onkel zu mir sagen."

(RP)
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