Krefeld DGB, Kirchen, Wirtschaft und Bürger starten Appell zur Solidarität

Krefeld · 3000 Flüchtlinge leben zurzeit in Krefeld. Eine Allianz hat sich zusammengeschlossen, die Integration unterstützen will. Eines ihrer Ziele ist es, Arbeit für Flüchtlinge zu schaffen.

 Volker Hendricks, Ralf Köpke, Albert Koolen, Lothar Zimmermann, Manfred Grünwald, Mesut Akdeniz und Michael Gilad unterzeichneten gestern den Krefelder Appell für Solidarität.

Volker Hendricks, Ralf Köpke, Albert Koolen, Lothar Zimmermann, Manfred Grünwald, Mesut Akdeniz und Michael Gilad unterzeichneten gestern den Krefelder Appell für Solidarität.

Foto: Thomas Lammertz

Krefeld setzt ein Zeichen für Weltoffenheit, Solidarität und Demokratie. Was Mitte Februar als bundesweiter Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und der Kirchen in Berlin startete und mittlerweile ein Bündnis von 150 Partnern umfasst, ist auch in Krefeld angekommen. "Die Allianz, die in Berlin geschlossen wurde wollen wir auf Krefeld spezifizieren", beschreibt es Lothar Zimmermann, Vorsitzender des Katholikenrates für die Region Krefeld. Es sei die Initialzündung gewesen, die nun auf die hiesigen Verhältnisse zugeschnitten worden sei, fügt DGB-Vorsitzender Ralf Köpke an.

DGB, Katholische und Evangelische Kirche haben unter dem Stichwort "Die Würde des Menschen ist unantastbar" einen Aufruf gestartet, dem sich bereits die Arbeitsgemeinschaft Krefelder Bürgervereine, die Jüdische Gemeinde, die Islamische Union, die Hochschule Niederrhein und die Unternehmerschaft Niederrhein angeschlossen haben. Gemeinsam spricht man sich gegen Intoleranz, Menschenfeindlichkeit und Gewalt aus und schließt sich dem bundesweiten Bündnis für Weltoffenheit, Solidarität, Demokratie und den Rechtsstaat an.

"Da kommt ein Mensch, den wir als solchen wahrnehmen und dem wir kein Etikett umhängen. Wir integrieren ihn. Wir gehen gemeinsam auf eine Brücke, wobei eine Brücke zu beiden Seiten offen ist. Auch der andere Mensch muss die Brücke betreten und die bestehenden Werte annehmen wollen", sagt Pfarrer Volker Hendricks vom Evangelischen Gemeindeverband Krefeld. Grundlegende christliche Werte kommen hier zum Tragen.

Albert Koolen vom Bündnis für Menschenwürde und Toleranz Krefeld sieht den Aufruf als ein bestärkendes Zeichen, insbesondere für die Menschen, die sich bereits einbringen. "Die aktuelle Situation ist eine Herausforderung. Aber sie ist auch eine gewaltige Chance für das Gemeinwesen", ist sich Koolen sicher. In Krefeld gibt es bereits eine große Welle der Hilfsbereitschaft, viele Bürger kümmern sich um die Flüchtlinge.

Rund 3000 Flüchtlinge leben aktuell in der Samt- und Seidenstadt. "Wir haben in Krefeld wenig mit Rassismus zu tun. Wir haben im Gegenteil sehr viele Bürger, die in der Zivilgesellschaft aktiv sind", hebt Manfred Grünwald, Vorsitzender des Vorstands der Arbeitsgemeinschaft der Krefelder Bürgervereine, hervor.

"Wir reichen die Hand, um zu helfen. Das wollen wir nicht nur zu Papier bringen. Wir möchten die Menschen zu uns holen", betont Michael Gilad, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Krefeld. Bei der jüdischen Gemeinde gab es bereits ein Konzert, zu dem die Flüchtlinge eingeladen waren. Gilad könnte sich ein weiteres großes Benefizkonzert vorstellen, um der Integration weiter Folge zu leisten.

Es sind die vielen einzelnen Angebote, die von den Krefelder Bürgern in den unterschiedlichsten Organisationen gemacht werden, damit Integration läuft und Menschen einen Halt erleben. "Es wird viel gemacht und es geht voran. Die größte Dramatik ist momentan, dass die Flüchtlinge nichts zu tun haben. Ein Ziel ist es daher, Arbeit zu schaffen", blickt Mesut Akdeniz, der Vorstandsvorsitzende der Union der Türkischen und Islamischen Vereine in Krefeld, in die Zukunft.

In diesem Zusammenhang verwies Köpke auf die Unterstützung der Unternehmerschaft. Einige Firmen bieten Praktika für Asylbewerber an oder bringen sich im Bereich der Deutschkurse ein. Auch die Hochschule Niederrhein steht für Bildung, die allen offen steht. Mit dem frisch gestarteten Aufruf möchten die Partner die Bürger stärken sich einzulassen auf die Menschen, die da kommen. "Und wir hoffen auf viele weitere Gruppen und Organisationen, die unseren Aufruf mit unterschreiben wollen", sagen die acht Unterzeichner unisono.

(RP)
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