Kr Wie Krefeld Die Aschermittwoch-Bilanz

Krefeld · Der Politische Aschermittwoch spiegelte ziemlich präzise wider, was den Wähler an Wahlkampf erwartet - und wo die Achillesfersen der Parteien liegen. CDU und SPD haben so ziemlich spiegelverkehrte Ausgangslagen: Die SPD schwelgt in Superstimmung, muss aber teils mit nur brüchig zu nennende Thesen die NRW-Bilanz von Rot-Grün übertünchen; die CDU hingegen bietet eine gedrückte Stimmung, kann sich aber auf solide Analysen mit schwachen Daten zu NRW stützen.

Zur SPD: Alles prima in NRW, Kritik ist Schlechtreden all des Guten, und wenn wirklich was nicht prima ist, liegt es an der schwarz-gelben Regierungsepoche. Mit diesem Argumentationsmuster präsentierten sich NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans und die Landtagskandidaten Benedikt Winzen und Ina Spanier-Oppermann. Es war schon abenteuerlich, wie Walter-Borjans Kritik an Infrastrukturproblemen in NRW mit dem Hinweis parierte, es gebe hier eben mehr Verkehr als in Schleswig-Holstein - "oh Wunder", sagte er lässig. Heißt: Staus sind Schicksal, oder du wohnst in Kiel. Allen Ernstes zu behaupten, Schwarz-Gelb habe eben zu viele Planer entlassen, gehört in die gleiche Liga.

Diese nonchalante Art, die Schwächen des Verkehrssystems in einem Industrieland kleinzureden, werden ihm die Wirtschaftsführer im NRW nicht durchgehen lassen. Die Rheinbrücken sind nun mal unter jahrzehntelanger SPD-Dominanz verkommen. Auch beim Stichwort Innere Sicherheit tat Walter-Borjans so, als sei das Thema erst in den vergangenen zwei, drei Monaten akut geworden - durch Terror. Landauf, landab sind es aber die Einbrüche und der gefühlte Anstieg an Gewalt auf den Straßen, die die Leute umtreiben. Die Polizei hat seit Jahren zu wenig Leute, um deutlich mehr Präsenz auf den Straßen zu zeigen. Nicht nur die ganz große, auch die mittlere Kriminalität in der Fläche ist ein kritischer Bereich, und ihn hat Walter-Borjans geschickt auszublenden versucht.

Die CDU wiederum hat schlicht ein Mobilisierungsproblem, das existenziell ist. Glaubt sie an den eigenen Sieg? Mit Verlaub, den Eindruck hat man nicht. Der Aschermittwoch strahlte keine Kampfeslust aus, kein Funke sprang über; Teilnehmer beschreiben die Veranstaltung in Krefeld als müde und bieder. Die Schulz-SPD und eine Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, deren Beliebtheitswerte bislang nicht unter der Kritik an ihrer Regierungsarbeit leiden, schüchtern die Christdemokraten fühlbar ein.

Das ist die Krefelder Momentaufnahme: Vorteil SPD.

(RP)
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