Serie Swk - Einsatz Rund Um Die Uhr Die Fahrplan-Macher

Krefeld · Einen Fahrplan zu machen ist eine Wissenschaft für sich. Man braucht Kollege Computer und jede Menge Erfahrung, denn am Ende geht es auch darum zu wissen, dass man an Kreuzung XY 25 Sekunden länger braucht.

 Beispiel Hüls: Der SWK-Vorschlag für die im Frühjahr startenden Buslinien 045 (rot, alle 30 Minuten) und 069 (blau: alle 60 Minuten). Die Festlegung der Haltestellen verlangt bei solchen Entwürfen genaue Ortskenntnis -und viel Fingerspitzengefühl.

Beispiel Hüls: Der SWK-Vorschlag für die im Frühjahr startenden Buslinien 045 (rot, alle 30 Minuten) und 069 (blau: alle 60 Minuten). Die Festlegung der Haltestellen verlangt bei solchen Entwürfen genaue Ortskenntnis -und viel Fingerspitzengefühl.

Foto: SWK

Der Traum von der freien Fahrt für Straßenbahnen ist in Krefeld bislang nur an einigen Punkten Realität: dort, wo es VLD gibt, sprich "Vicos Lio Data". Hinter dem Kürzel verbirgt sich ein System der Ampelbeeinflussung: Nähert sich eine Bahn, schaltet VLD die nächste Ampel für die Bahn auf Grün. An allen Punkten braucht man die Erfahrung von Leuten wie Wolfgang Karl und Michael Kasdorf, die für die Anlage von neuen Haltepunkten und die Vernetzung von allem mit allem im Fahrplan zuständig sind. "Man rechnet mit drei Minuten Fahrzeit pro Kilometer, aber es gibt viele Faktoren für Abweichungen", sagt Wolfgang Karl. Abweichungen im Sekundenbereich - "Tüfteln", sagt Karl lächelnd, "gehört auch zu unserem Handwerk."

 Die Fahrplan-Planer Wolfgang Karl (l.) und Michael Kasdorf diskutieren über zwei neue Buslinien für Hüls.

Die Fahrplan-Planer Wolfgang Karl (l.) und Michael Kasdorf diskutieren über zwei neue Buslinien für Hüls.

Foto: Lammertz

Natürlich hilft auch ihnen Kollege Computer. Das Programm dazu heißt "Epon", aber bekanntlich ist jedes Programm nur so gut wie die Leute, die es mit Daten füttern. Tageszeit, Taktung, Verkehrsdichte, Eigenheiten der Straßenführung, die Segnungen der jeweiligen Ampelschaltung, Kurven, die man rasch oder nur langsam nehmen kann - Beeinflussungsfaktoren gibt es viele. Ein- und Aussteigeprozesse dauern eben länger in Spitzenzeiten, erst recht, wenn es um Schülerknotenpunkte geht, so dass die Faustregel von drei Minuten pro Kilometer schon deshalb nicht einzuhalten ist. Selbst die "Gefäßlänge" ist ein Faktor, den man bedenken muss - "Gefäß" ist im Jargon der Fahrplanmacher der Bus oder die Bahn, die tatsächlich real auf der Schiene ist. Diplomatisches Fingerspitzengefühl im Alltag ist bei Michael Kasdorf gefragt; er kundschaftet unter anderem aus, wo neue Haltestellen eingerichtet werden können. So wie zur Zeit in Hüls. "Wir verdoppeln dort unser Angebot", berichtet Kasdorf; an der Westgrenze von Hüls wird eine neue Buslinie eingerichtet. "Bei der Einrichtung der Haltestellen beginnen die Probleme. Jeder ist froh, wenn der Bus in der Nähe hält, aber keine will eine Haltestelle direkt vor seiner Tür", sagt Kasdorf. Er kann das sogar verstehen - eine Haltestelle ist mit Belastungen verbunden: das Anfahren der Busse, die Leute an der Haltestelle. Andererseits: Irgendwo muss der Bus halten, und man kann die Haltepunkte auch nicht beliebig eng oder weit auseinanderziehen, wenn es sinnvoll bleiben soll. "Es werden immer Gespräche mit der Polizei und den Anwohnern geführt", berichtet Kasdorf; die Polizei wird gehört, um Verkehrssicherheitsaspekte zu erörtern; die Leute werden gehört, um ihre Interessen zu berücksichtigen. Am Ende stehen Kompromisse und ein neuer Punkt im Fahrplan. Irritationen gibt es manchmal mit Schulen, die verärgert reagieren, dass zum Ende der Schulzeit nicht zeitnah Busse und Bahnen in der Nähe halten. "Oft ist es, dass wir über Änderungen im Stundenplan nicht informiert werden", sagt Karl, "natürlich bemühen wir uns, auf so etwas zu reagieren". Er appelliert daher an die Schulen, die SWK früh in deren Planungen mit einzubinden, zumal die Fahrpläne an der Stadtgrenze wie bei der Robert-Jungck-Gesamtschule in Hüls auch mit der Verkehrsgesellschaft Kreis Viersen abgestimmt werden muss. Manchmal stößt das System auch an Grenzen - "wir können nicht alle Wünsche bedienen", sagt Kasdorf. Und so kann es sein, dass manche Schüler nach Schulschluss eine knappe halbe Stunde auf Bus oder Bahn warten müssen. Kein böser Wille oder Unbeweglichkeit, betont Karl; es gibt Stellen und Zeiten, in denen es die Gesamtsystematik einfach nicht hergibt, einen Bus 15 Minuten früher anrücken zu lassen, ohne dass sich ein Rattenschwanz von neuen Problemen in der halben Stadt ergeben.

Ein anderer Punkt, der oft überflüssigen Unmut sorgt, sind Zusatzwagen für verkehrsstarke Haltepunkte. "Auf der elektronischen Anzeigentafel wird zwar angezeigt, dass ein weiterer Wagen kommt, doch die Leute drängen in den ersten und ärgern sich über den vermeintlichen Engpass", berichtet Karl. Die SWK, so betont er, reagierten auf Engpässe mit Zusatzwagen - und er appelliert, auf die Anzeigen zu schauen und darauf zu vertrauen, dass ein Wagen folgt. Karls Appell: "Ruhe bewahren; in zwei Minuten kommt der nächste Wagen."

(RP)
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