Krefeld Die Kunst, wie ein Samurai zu kämpfen

Krefeld · Die Schwerter der Samurai sind extrem scharf. Um sie richtig zu handhaben, ist eine lange Ausbildung nötig. Im Textilmuseum wurden Besucher in die Iaido, die vergessene Samurai-Kunst, eingewiesen.

Stilrichtungen des Kampfsports
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Foto: ap

Der "Weg des ganz Dabei-Seins", so kann Iaido, eine japanische Kampfkunst, übersetzt werden. Sie ist um 900 n.Chr. aus der Kampftechnik der berühmten Samurai, der Wachen des Kaisers, entstanden. Im Rahmen der Ausstellung "Kirschblüten und Haifischhaut - Textilien der Samurai und Bürger in der Edo-Zeit" hatten 120 Besucher des Deutschen Textilmuseums jetzt die Möglichkeit, die Kampfkunst live zu erleben.

Zusammen mit seinem Kollegen Michael Hegenberg zeigte Klaus Stolle verschiedene Kata (festgelegte Übungen), die mit einem stumpfen Schwert, dem Iaito, ausgeführt werden. Die Zuschauer erfuhren dabei nicht nur etwas über die einzelnen Übungen, sondern auch über die Kultur der Samurai. So hatte das Schwert eine große Bedeutung im Leben des Kriegers. Selbst bei einer Gefangennahme wurde es dem Gefangenen gelassen. "Ein Samurai, der sein Schwert nicht pflegt, pflegt seine Seele nicht", erzählt Hegenberg.

Bei einem plötzlichen Angriff war ein funktionierendes Schwert überlebenswichtig. Da ein gutes Schwert kostbar und selten war, wurde es häufig von Generation zu Generation weitervererbt. Hegenberg demonstrierte, wie das Schwert nach einer Schlacht gesäubert wurde: Mit einer schnellen, fließenden Bewegung saust sein Schwert von oben nach unten - um so das Blut des Kampfes von der Klinge zu schlagen. Zusätzlich bot die Kleidung der Samurai viele Taschen und Möglichkeiten, beispielsweise Schweißtücher zu verstauen, mit denen die Klinge gesäubert werden konnte. Auch ein Schwertband konnte darin verborgen werden. Dieses war nicht nur zum Aufhängen des Schwertes nützlich, sondern wurde auch zum Fesseln der Gegner oder zum Zurückbinden der langen, weiten Ärmel genutzt, um während eines Kampfes freie Sicht zu haben. Auch dies demonstrierte Stolle. Bei all seinen Übungen achtete er auf eine ganz genaue Ausführung. "Beim Iaido ist jede Bewegung, jede Handlung genau festgelegt und stilisiert."

Im Gegensatz zum sonst ähnlichen Kendo gehe es nicht darum, einen Gegner zu besiegen: "Den einzigen Gegner, den ich habe, bin ich selbst." Es gehe mehr um die mentalen Komponenten, ruhig zu sein und dies auch nach außen hin zu zeigen, sagt Hegenberg weiter. Trotzdem gibt es immer auch ein Verletzungsrisiko.

In Deutschland sind scharfe Schwerter an öffentlichen Orten verboten. Stolle ist für seinen fünften Dan (ähnlich der Gürtel im Karate) nach Japan gereist und hat dort mit scharfen Schwertern gekämpft. "Wenn du das Schwert auf deinem Arm hast, dich aber nicht bewegst, blutest du trotzdem", erinnert er sich. Mit dem Schwert ist es möglich, mit einem Schlag das gesamte Becken eines Menschen zu durchtrennen. Bis zum fünften Dan wird jedoch auch in Japan meist mit stumpfen Klingen gearbeitet. Und auf diesen Grad musste er lange warten. Um ihn zu absolvieren, muss man vorher vier Jahre den vierten Dan besessen haben, vor diesem drei Jahre den dritten und so weiter bis zum ersten Dan.

Stolle, als ein Mitglied des Iaido-Vereins "Hakushinkai Düsseldorf", beschäftigt sich seit knapp 40 Jahren mit den Samurai. Außerdem ist er Gründungsmitglied der Samurai-Gruppe Düsseldorf, die 1979 gegründet wurde. Willi Fuchs, erster Vereinsvorsitzender, erzählt, wie es dazu gekommen ist: "Wir waren beim Kölner Karneval und haben eine Hunnenhorde gesehen. Da wollten wir genau sowas auf Japanisch machen." Der Verein orientiert sich dabei an Fürst Takeda Shingen, der im Jahr 1548 seine 24 Offiziere, Samurai, führte.

Im Museum kann die Ausstellung noch bis Mitte Dezember besucht werden. Dabei werden mehr als 120, sehr kostbare Exponate - Kimonos, Gewänder und eine Samurai-Rüstung sowie Holzschnitte - ausgestellt. Damit ist die Sonderausstellung einmalig in Europa.

Am Sonntag, 13. Dezember, endet die Ausstellung um 11 Uhr mit einer Finissage.

(RP)
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