Krefeld Die lange Nacht des unbekannten Mozart

Krefeld · In der Schutzengelkirche erklangen selten gehörte geistliche Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart - ein Erlebnis.

 Dicht an dicht saßen die Zuhörer in der Schutzengelkirche. Sie erlebten einen besonderen Abend.

Dicht an dicht saßen die Zuhörer in der Schutzengelkirche. Sie erlebten einen besonderen Abend.

Foto: Thomas Lammertz

"Muss nicht jedes Reden verstummen vor diesem erhabenen Klang, der schon mehr als zwei Jahrhunderte die Welt verzaubert?" - So wie es dieser bewundernde Satz des Komponisten Hans Werner Henze (1926-2012) aussagt, mögen die Zuhörer empfunden haben, die in Scharen zur Schutzengelkirche in Krefeld-Oppum gekommen waren.

Im Rahmen der das ganze Jahr 2016 währenden Reihe "Das geistliche Werk Mozarts" hatte Kantor Christoph Scholz zu einer "Chornacht" geladen, an der - neben vier ausgezeichneten Solisten - seine von ihm geleiteten Vokalensembles "Kirchenchor der Schutzengelgemeinde", "Chor unisono", "Madrigalchor Dinslaken" und "Cantate Krefeld" teilnahmen. Als stilgerechter instrumentaler Partner erwies sich das 1994 von Scholz gegründete Orchester "Capella 94", das sich - auf historischen Instrumenten frisch und reich differenziert musizierend - engagiert und klangschön in das Gesamtkonzept einbrachte.

Alle vier Chöre, denen jeweils eines der vorgestellten Mozart-Werke zugeteilt war, bestachen durch klangliche Homogenität, klare Diktion und Stimmschönheit. Nur an wenigen kontrapunktisch heiklen Stellen stieß die eine oder andere Chorgemeinschaft mal an ihre Grenzen, was der umsichtige und Ruhe ausstrahlende Dirigent stets schnell aufzufangen wusste. Glanzlichter setzten die Solisten, die nicht nur ein äußerst stimmiges Quartett bildeten, sondern auch mit ihren Solobeiträgen überzeugten. Da ist zunächst Dorothee Wohlgemuth zu nennen, die - wie meist bei Mozart - die solistische Hauptlast zu tragen hatte. Das tat die Sängerin mit anmutiger Ausstrahlung und den Ausnahme-Qualitäten ihres in allen Lagen leuchtenden und flexiblen Soprans.

Daneben ließ der junge Tobias Glagau - Schüler von Professor Thomas Piffka und Mitglied des Opernstudios am "Theater im Revier Gelsenkirchen" - mit lyrischem Tenorschmelz, beachtlicher Musikalität und Koloraturfertigkeit aufhorchen. Cornelia Orendi setzte ihren warm getönten, ausgeglichenen Alt ebenso vorteilhaft ein wie Gregor Finke seinen elegant geführten Bass.

Neben den bekannteren Mozart Werken "Vesperae solennes de Confessore" (KV 339) und der "Missa brevis in C" (KV 258), der so genannten "Spaur-Messe", erklangen zwei so gut wie nie zu hörende Litaneien, zu denen der Freiburger Professor Meinrad Walter interessante, mit Humor gewürzte Erläuterungen gab.

Die Litaneien beginnen stets - wie auch die Messen - mit einem "Kyrie eleison" und enden mit einem "Agnus Dei". Dazwischen finden sich Anrufungen oder Andachtstexte, teils solistisch, teils als Chorparts.

Die "Litanei zu Ehren des allerheiligsten Altarssakramentes" in Es (KV 243) war zur Aufführung am Karfreitag gedacht, als Abschluss des 40-tägigen Gebetes in der Fastenzeit. - Die "Lauretanische Litanei" in D (KV 195) hingegen ist eine einzige Huldigung an die Gottesmutter Maria in äußerst bildhafter Sprache.

Trotz der beachtlichen Länge dieses außergewöhnlichen Konzertes zeigten sich die Besucher bis zum Schluss hochkonzentriert und feierten alle Mitwirkenden mit begeistertem Applaus.

(RP)
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