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Krefeld Die Meister der Theater-Requisite

Krefeld · Der Arbeitsplatz von Julia Claßen und Peter Heckmanns befindet sich im Keller und in den Lagerräumen des Theaters. Alles, was jemals auf der Bühne gebraucht werden könnte, wird von den beiden gehütet. Es herrscht penible Ordnung.

 Die stellvertretende Leiterin der Requisite Julia Claßen und ihr Chef Peter Heckmanns in ihrem Reich: Hier, im Keller des Theaters, gibt es nichts, was es nichts gibt.

Die stellvertretende Leiterin der Requisite Julia Claßen und ihr Chef Peter Heckmanns in ihrem Reich: Hier, im Keller des Theaters, gibt es nichts, was es nichts gibt.

Foto: Detlef Ilgner

Neulich hat Peter Heckmanns versucht, Fliegen zu züchten. Die hätte er gern in der Studioproduktion "Schwester von" zum Einsatz gebracht, die Ende November in Mönchengladbach Premiere hatte. Da sich die blöden Biester aber einfach nicht vermehren wollten, musste sich der Chef der Requisite mit Kunststoff-Ersatz begnügen. Die werden in einem gläsernen Terrarium ein bisschen Trostlosigkeit verbreiten, wenn das Stück in der nächsten Spielzeit in der Fabrik Heeder zu sehen ist.

Während seine Stellvertreterin Julia Claßen im Werkraum sitzt und eine silberne Krone bastelt, führt der Chef der Requisite Peter Heckmanns durch sein Reich. Was sofort auffällt: In der Requisite des Theaters herrscht Ordnung - pingelige Ordnung. "Das muss auch so sein", sagt Heckmanns. Denn für lange Suchaktionen hat im Theater niemand Zeit.

So stehen ungezählte Koffer aufgereiht nebeneinander im Regal, daneben ist die Taschen-Abteilung. Jede Menge Geschirr, Gläser und Flaschen füllen die Regalböden, in einer Ikea-Tasche liegen aus Stoff gefertigte Lebkuchenmänner für "Hänsel und Gretel". Es gibt in den Lagerräumen wirklich nichts, was es nichts gibt.

Ein Bikini hängt von der Decke herunter, Nippes allüberall, Körbe, ein schauerliches Gerippe, Uhren und Wecker, alte Radio- und Fernsehgeräte, Telefone, Musikinstrumente, Krücken, Vasen, Gießkannen - und Aschenbecher voller Zigarettenkippen. Die sind präpariert, damit sie ihre Farbe nicht verändern und nicht aus dem Gefäß fallen können. "Volle Aschenbecher werden auf der Bühne immer mal wieder gebraucht", sagt Heckmanns.

In einem Panzerschrank befinden sich die Waffen. Vor einiger Zeit musste sich der Chef-Requisiteur von 40 Schießeisen trennen. "Das war dem neuen Waffengesetz geschuldet", sagt er. Er hat sie der Polizei übergeben. "Die haben die Waffen dann der Vernichtung zugeführt." Seit 1985 arbeitet Heckmanns in dieser spannenden Abteilung des Theaters, seit 20 Jahren leitet er sie - und zwar in beiden Häusern, in Krefeld und in Mönchengladbach. Eine logistische Herausforderung. Allein im Theater an der Odenkirchener Straße gibt es mehrere Kellerräume, außerdem eine alte Fabrikhalle um die Ecke. Und dann noch Krefeld. "Am Ende meines Berufslebens habe ich, von den Entfernungen her gesehen, sicher einmal die Erde umrundet."

Fast immer kann Peter Heckmanns die Wünsche der Theaterleute erfüllen. Nur gelegentlich muss er abwinken, "wenn etwas einfach nicht machbar oder schlicht zu teuer ist." In seinen 32 Theater-Jahren hat er wahrscheinlich schon alles erlebt. "Ja, manches wiederholt sich, aber immer ist es irgendwie anders", sagt er. Vor allem sei die Arbeit ausgesprochen inspirierend. "Das Theater ist ein politischer Ort, hier wird umgehend auf aktuelle Themen reagiert." Etwa damals auf die Katastrophe in Tschernobyl, auf den Krieg im Kosovo und jetzt auf das Flüchtlingsdrama.

Heckmanns hat den Wandel des Theaters erlebt. "Es gibt immer mehr Videoproduktionen", sagt er. Und weil die Kameras sehr viel näher rangehen, geht seine Arbeit immer mehr in Richtung Fernsehrequisite. Speisen auf einem Teller beispielsweise müssten tatsächlich echt sein, weil die Kamera sie groß einfängt. "Beim herkömmlichen Theaterstück kann der Besucher das von seinem Platz aus gar nicht sehen.

(isch)
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