Krefeld Die Salzjungen aus Krefeld

Krefeld · Ein Stückchen Frankreich holt Moritz Lübbers nach Krefeld. Der Krefelder gewinnt in den Salinen der Bretagne Fleur de Sel. In seinen Unternehmen "Sel La Vie" vertreibt er verschiedene Salze und Produkte aus dem weißen Gold aus Guérande.

Ein Duftgemisch aus Karamell und einer gewissen Würze durchzieht die Küche der Familie Lübbers. Verursacher sind die mit Fleur de Sel verfeinerten Bonbons, die Moritz Lübbers und Marcel Wendel gerade aus großen Fünfkilogrammsäcken per Digitalwaage in edle Papiertütchen zu je 100 Gramm abpacken. Das Salz der Karamellbonbons ist dabei etwas ganz besonderes. Lübbers hat es selber geerntet und zwar in den Salinen von Guérande an der französischen Atlantikküste.

Für die Sommermonate verwandelt sich der Krefelder in einen Salzbauern, der mit Sieb und Schieber in den Salzbecken arbeitet und danach Fleur de Sel und das Sel Marin, wie die beiden unterschiedlichen Ernteprodukte heißen, in seinem Krefelder Unternehmen Sel La Vie verkauft. Dazu kommen geschmacklich verfeinerten Salze und weitere Produkte mit Salz, wobei es das feine Fleur de Sel ist, das weiterverarbeitet wird.

"Das Sel Marin ist das grobe Meersalz. Es ist dunkler und würziger, weil es mittels Schiebern auf den Lehmböden der Salinen geerntet wird. Die Ernte fällt größer aus, daher ist es günstiger und wird gerne zum Kochen verwendet. Das Fleur de Sel ist eine schwimmende Salzschicht, die mit Sieben geerntet wird. Es ist feiner und eines der seltensten Speisesalze der Welt. Wir nutzen es für unsere Kräutersalze als auch für unsere anderen Spezialitäten wie die Senfe, die Bonbons und die Karamellcreme", erklärt Lübbers.

Der studierte Sozialpädagoge ist dem Salz aus der Bretagne mit Leib und Seele verfallen. Dabei war es im Jahr 2014 eher ein Zufall, dass der 34-Jährige erstmalig als Salzbauer arbeitete. Über Facebook erfuhr er von der Möglichkeit, als Saisonarbeiter in den Salinen tätig zu werden. "Es hat mich fasziniert, und ich wollte es gerne ausprobieren. Ich bin viel gereist und habe an den verschiedensten Orten gearbeitet, von der Ranch in Kanada bis hin zum Containerschiff", erzählt Lübbers. Der Kontakt zu den Salzbauern entstand über eine Bekannte, die in der Nähe von Guérande wohnt.

Der Krefelder lernte nicht nur viel über die Ernte, sondern auch über das Salz an sich. In ihm reifte die Idee, mit dem weißen Gold, wie das Salz genannt wird, ein Unternehmen auf die Beine zu stellen. Seinen Lohn ließ er sich so nicht in bar auszahlen, sondern in Form von 700 Kilogramm Salz. In Krefeld meldete Lübbers ein Salzgewerbe an und gewann seinen Freund Wendel als Mitarbeiter. Der erste Verkauf, damals nur mit den beiden Salzen, fand vor der Einfahrt des elterlichen Hauses auf einem Tisch mit einer blauen Decke statt.

"Wir waren so begeistert, und das hat die Leute mitgerissen", bemerkt Lübbers. Aus dem Tisch wurde ein ausgefallener Stand in Form eines Wikingerschiffes und die Produktpalette erweiterte sich. Der Online-Shop wurde ins Leben gerufen, und Marktbesuche in ganz Deutschland starteten. Den großen Durchbruch brachten die Karamell- und Lakritzbonbons, eine Idee von Wendel. Die Produktion der Bonbons erfolgt in einer kleinen Manufaktur in Bremen nach dem Rezept von Lübbers und Wendel. Es ist ein spezielles Verfahren, das die Salzkristalle als solches erhält. Für die Karamellcreme greift Lübbers auf eine Biscuiteria in Batz-Sur-Mer in Frankreich zurück. Diese wird auch die geplanten neuen Produkte speziell für Weihnachten herstellen. Die Kräuter stammen von einem biozertifiziertem Anbauer, und der bretonische Senf beinhaltet Pflanzen, die in den Salzgärten wachsen. Einen Spitznamen haben die beiden schon seit langem. "Auf den Märkten nennt man uns nur die Salzjungen", sagt Wendel.

Heute arbeitet Lübbers mit zwei Salzbauern zusammen, auf deren Salinen er miterntet, das reine Salz nach Krefeld mitnimmt und hier ohne Chemie trocknen lässt, wobei dieses naturbelassene Salz immer einen gewissen Grad an Feuchtigkeit hat. Ein Erkennungszeichen, denn Salz, was trocken ist, wurde behandelt.

Die Ernte selber kann nur im Sommer erfolgen, weil hohe Temperaturen, eine geringe Luftfeuchtigkeit und viel Wind von Nöten sind. Es ist ein nachhaltiges Gewinnen von Salz, für das nur Meerwasser, Sonne und Wind in den Einsatz gehen. Selbst die Filterung des Atlantikwassers erfolgt auf natürlichem Weg über die Sedimente und Pflanzen, so dass ein naturreines Produkt das Ergebnis ist, halt das weiße, handgeschöpfte Gold von Guérande.

(RP)
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