Krefeld "Die SPD muss in die Pötte kommen"

Krefeld · Die Grünen sehen zu den Sozialdemokraten eine engere Bindung als zur CDU.

Das Selbstbewusstsein der Grünen nach dem Bundesparteitag in Hannover am Wochenende schwappt bis nach Krefeld. "Es herrscht insgesamt eine Aufbruchstimmung in der Partei, die wir auch hier vor Ort deutlich spüren", sagt Heidi Matthias, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Seidenstadt. Aus ihrer Sympathie für die neue Doppelspitze, Annalena Baerbock und Robert Habeck, macht Mattias keinen Hehl. "Und das nicht nur, weil sie die neuen Vorsitzenden sind." Von einer politischen Verschiebung ihrer Partei in Richtung CDU will Mattias nichts wissen: "Es geht nicht um linke oder rechte Flügel in der Partei. Es geht darum, eine sachgerechte Politik zu machen und umzusetzen. Hier sehe ich auch für Krefeld immer noch eine größere Nähe zur SDP. Doch die Sozialdemokraten müssen sich endlich wieder bewegen."

Der Philosoph und Schriftsteller Habeck gilt innerparteilich als ein Vordenker in der Europa- und Friedenspolitik, aber auch beim wichtigen Thema Gerechtigkeit und bei der Mobilität von morgen. Annalena Baerbock ist ausgewiesene Europapolitikerin, zudem Umwelt- und Energieexpertin. Beide müssen jetzt den Kurs abstecken. Führt der künftige Weg in die politische Mitte? Gibt es künftig mehr Augenmerk auf soziale Gerechtigkeit, um Wähler von Linken und SPD zurückzugewinnen? Dass aus den Grünen eine stramm linke Partei wird, ist mit den beiden Neuen wohl eher unwahrscheinlich.

Trotzdem sieht Heidi Mattias für Krefeld derzeit eine engere Bindung ihrer Partei in Richtung SPD als zur CDU. "Die Schere zwischen Arm und Reich geht in Krefeld immer weiter auseinander. Hier müssen wir ansetzen. Und dabei sehe ich eine größere Nähe zu den Sozialdemokraten", räumt die Grünen-Fraktionschefin ein. Allerdings: "Die SPD ist auch in Krefeld derzeit sehr stark mit sich selbst und dem Votum für oder gegen die Groko beschäftigt. Aktuelle Themen bleiben dabei auf der Strecke."

Als Beispiel nennt die Politikerin den aktuellen Ausbildungspakt für die Seidenstadt, an dem ihre Partei arbeitet. Der DGB begrüßte die Forderung des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Torsten Hansen, nach einem entsprechenden Handlungskonzept für Krefeld. "Mich freut es, dass die Gewerkschaft hier mit uns an einem Strang zieht. Noch mehr hätte es mich aber gefreut, wenn die SPD die Chance für die Stadt ebenfalls frühzeitig gesehen hätte. Unsere Forderungen müssten der Partei eigentlich aus der Seele sprechen."

Von Seiten der Krefelder CDU verspürt Matthias derzeit "kein Interesse an einer engeren Zusammenarbeit mit den Grünen". Dies hänge bei den Christdemokraten allerdings unter anderen von einzelnen Personen ab. "Derzeit können wir uns die SPD eher als Partner vorstellen, doch die muss endlich mal in die Pötte kommen", so die Grünen-Politikerin.

(RP)
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