Krefeld Die Spurensucher

Krefeld · Ekel-Funde im Essen wie aktuell bei einer Großbäckerei in Mettmann verunsichern die Konsumenten. In Krefeld kontrolliert das Chemische und Veterinäruntersu-chungsamt Lebensmittel- und Futtermittelproben. Damit Verbraucher beruhigt zugreifen können.

Das Wichtigste vorneweg. "Ja, ich esse alle Lebensmittel und auch gerne." Die Frau, die das sagt, heißt Martha Stappen und ist Leiterin des Geschäftsbereiches Analytik und Entwicklung im Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Rhein-Ruhr-Wupper (CVUA-RRW), das seinen Sitz am Deutschen Ring in Krefeld hat. Martha Stappen kennt sie alle, die Bakterien, Salmonellen, Fäkalkeime, Schimmelpilzgifte, Pestizide und auch den gefräßigen Getreideplattkäfer. "Glücklicherweise ist die Mehrzahl unserer Proben aber völlig okay. Ausreißer kommen selten vor", erklärt die Expertin, eine promovierte Lebensmittelchemikerin.

26 000 Lebensmittelproben werden jährlich in der Anstalt öffentlichen Rechts untersucht. Die Proben bekommen die CVUA-Mitarbeiter von den Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämtern aus den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln. "Die tote Maus im Gurkenglas ist darunter die absolute Ausnahme. Aber sie kommt vor", weiß Frauke Dennig-Schmitz, Leiterin des Bereichs Beratung und Bewertung.

Die ausgebildete Tierärztin kennt die Arbeit von beiden Seiten. Als Mitarbeiterin des Lebensmittelüberwachungsamtes war sie vor Ort in den Betrieben und kontrollierte die Hygiene. Gab es Beanstandungen, nahmen sie und ihre Kollegen Proben, die dann im Untersuchungsamt analysiert wurden. "Heute arbeite ich selbst im Untersuchungsamt und weiß deswegen genau, was für die Kollegen vor Ort wichtig ist. Die Zusammenarbeit mit den Ordnungsbehörden in unserem Einzugsgebiet ist sehr gut", sagt Dennig-Schmitz.

Eine außergewöhnliche Probe hat in diesem Moment Gabriele Russ unter dem Mikroskop. Die Teamleiterin Mikroskopie zeigt auf dem angeschlossenen Computerbildschirm auf stark vergrößerte Tierchen, die sich munter bewegen und fast ununterbrochen fressen. Die Probe stammt aus einem Zulauf zur Herstellung für Crushed Ice, zerstoßenes Eis, das man in Drinks wiederfindet. "Dies hier sind Räder-Tierchen und das dort Wimperntierchen. Die Tierchen sind ein Indiz, da sie sich von Bakterien ernähren. Und da sie ganz offensichtlich andauernd fressen, kann man davon ausgehen, dass wir in dieser Probe noch Bakterien finden werden. Das werden wir aber noch weiter überprüfen", erläutert Gabriele Russ.

Durch die Analyse wird der Verdacht des Mitarbeiters in der Lebensmittelüberwachung bestätigt, der die hygienischen Zustände bemängelte und den Betreiber der Crushed-Ice-Maschine angewiesen hatte, das Gerät direkt zu säubern. "Ist das Gerät sauber, wird es in einer Probe keine Tierchen geben. Sie brauchen Nahrung, um zu existieren", sagt Martha Stappen.

Ein Labor weiter liegt ein unscheinbarer Käfer in einer kleinen Plastiktüte. Auf dem Bildschirm ist sein Kopf stark vergrößert zu sehen. Es ist der Getreideplattkäfer, der Gefürchtetste unter den Getreideschädlingen. Ein Käfer, der sich unter optimalen Bedingungen, beispielsweise im warmen Silo, rasant vermehrt und das Korn auffrisst. "Man sagt als Faustregel, wo man einen Käfer sieht, da sind 100 weitere drin", erklärt Gabriele Russ.

Verbraucherschutz wird am Deutschen Ring großgeschrieben. Akribisch kontrollieren die rund 240 Mitarbeiter nicht nur, ob Lebens- oder Futtermittel verunreinigt sind, sondern auch, ob das drin ist, was drauf steht. "Gesundheitsschutz, aber auch Täuschungsschutz machen einen Großteil unserer Arbeit aus. Es ist wichtig, dass der Verbraucher sich darauf verlassen kann, dass das, was auf der Verpackung steht, auch enthalten ist", sagt Frauke Dennig-Schmitz.

Und nicht nur verpackte Waren müssen korrekt bezeichnet werden. Wird im Imbiss "Griechischer Salat mit Ziegenkäse" angeboten, darf nicht der minderwertige, mit Pflanzenfett hergestellte, Analog-Käse genommen werden. Spätestens im Labor der Lebensmittel-Experten fällt der Schwindel auf. Von der Ordnungsbehörde droht dem Imbissbuden-Besitzer dann ein entsprechendes Bußgeld.

Stolz ist Gabriele Russ auf ihre in NRW einzigartige "Referenzsammlung". In großen Schubladen liegen ordentlich sortiert Vergleichsproben von verschiedensten Getreide- und Gewürzsorten.

Eine Schublade ist abgeschlossen. Hier werden die giftigen Exemplare gelagert, wie .... Senf? "Ja, Senf ist für Schweine giftig. Schokolade übrigens für Hunde, wegen des darin enthaltenen Theobromins", erklärt Russ und meint weiter: "Abgeschlossen ist die Schublade aber wegen der Paternostererbse. Eine dieser kleinen, roten Erbse kann für den Menschen tödlich sein. Die Paternostererbse ist eine Giftpflanze, die heute in den gesamten Tropen verbreitet ist und dort traditionell als Gewicht und Material für Schmuck verwendet wird."

Wer auch in Sachen Schmuck sicher gehen will, der sollte auf alles verzichten, was die Natur in Knallfarben hervorbringt. Martha Stappen: "Auch ein Fliegenpilz sieht gut aus, ist aber trotzdem gefährlich." Und eignet sich deshalb nicht als Küchendekoration.

(RP)
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