Krefeld Die Tiere vom Gnadenhof brauchen Hilfe

Krefeld · Annemarie Hendricks ist die Gründerin des Oppumer Vereins für notleidende Pferde, Ponys und Esel. Sie hat 53 Tiere auf ihrem Hof.

 53 Pferde, Ponys und Esel leben auf dem Gnadenhof in Oppum. Annemarie Hendricks (r.) hat den Hof ihrer Eltern von 17 Jahren umgebaut. Sabine Giebel, zweite Vorsitzendedes Oppumer Vereins, hilft. RP-Foto: Thomas Lammertz

53 Pferde, Ponys und Esel leben auf dem Gnadenhof in Oppum. Annemarie Hendricks (r.) hat den Hof ihrer Eltern von 17 Jahren umgebaut. Sabine Giebel, zweite Vorsitzendedes Oppumer Vereins, hilft. RP-Foto: Thomas Lammertz

Foto: Lammertz Thomas

Der Kopf von Arthos schiebt sich neugierig über die Boxentür, während Annemarie Hendricks in Richtung Weide an den Außenställen vorbei geht. Sichtlich begeistert schnobert der Haflinger, als sie kurz stehenbleibt und ihm mit der Hand durch die Mähne fährt. In der Box nebenan taucht der Kopf von Chip auf. "Du bist auch ein Guter", sagt Hendricks, verteilt die nächste Streicheleinheit an den Tinker und hat derweil schon die erste Weide im Visier, wo eine kleine Fuchsstute mit zwei Ponys grast. Während die beiden Ponys wohlgenährt aussehen, sind bei dem Fuchs die Rippen zu erkennen. Die Hüftknochen stechen deutlich hervor, der Rücken ist tief gesenkt und an der Hinterhand befinden sich Verletzungen, die eine Kruste tragen. "Das ist Mirabell. Wir haben die Stute jetzt seit zwei Wochen und es geht ihr schon sichtlich besser. In einem noch schlechteren Zustand ist das Pony. Noch vier Tage, bevor es zu uns kam, ist es im Schulbetrieb eines Verleihstalls mitgegangen. Das ist unvorstellbar. Da hätte jemand sofort den Tierschutz einschalten müssen", empört sich Hendricks.

Das Leiden der 18 Jahre alten Stute hat nun ein Ende gefunden. Sie ist eine der derzeit 53 Pferde, Ponys und Esel, die auf dem Gnadenhof des Oppumer Vereins für notleidende Pferde und Ponys leben. Aus dem rund vier Hektar großen Gelände mit seinen Stallungen, das einst ihren Eltern gehörte, hat Hendricks vor 17 Jahren einen Hof für nicht mehr gewollte Tiere gemacht. Notleidende Pferde und Ponys, die gequält wurden oder aufgrund ihres Alters als nutzlose Fresser bezeichnet werden, finden hier eine Heimat.

Aufgewachsen in der Landwirtschaft hatte sie schon als Kleinkind Kontakt zu den Pferden und auch ein eigenes Pferd. Ihr Herz schlug immer für Tiere und schon früh kümmerte sie sich um Vierbeiner, insbesondere Pferde, die andere nicht mehr wollten. "Mein Hufschmied meinte damals, ich sollte einen Verein ins Leben rufen, weil ich eh schon so viele Tiere hatte, um die ich mich kümmerte", erinnert sie sich. Sie befolgte den Rat und schaffte zusammen mit ihrem inzwischen verstorbenen Vater die Voraussetzungen für den heutigen Gnadenhof. "Ich verstehe es nicht, wie jemand ein Tier nicht artgerecht versorgen kann, wie es bei Mirabell der Fall ist. Andere sitzen 20 Jahre auf ihrem Pferd, wenn es dann aber alt und vielleicht nicht mehr wie gewohnt reitbar ist, soll es weg. Ein Pferd ist doch kein Sportgerät, das man einfach austauscht. Es könnte doch als Beistellpferd noch ein gutes Leben haben. Aber das ist den Menschen dann zu teuer. An die guten gemeinsamen Jahre denkt keiner mehr", regt sich Hendricks über den Umgang einiger Menschen mit ihren Pferden auf.

Elend hat sie in all den Jahren schon reichlich gesehen. Und manchmal musste auch sie sich geschlagen geben beim Versuch ein Pferd zu retten. Die Arbeit ist ein 24-Stunden-Job. Morgens um 5 Uhr geht der Wecker bei Hendricks. Nicht nur die Pferde, Ponys und Esel wollen versorgt werden. Dazu kommen etliche Gänse, Hühner, Laufenten, freilebende kastrierte Katzen, Meerschweinchen, Hasen und 20 Vögel in einer Voliere. Unterstützung gibt es von den 15 Vereinsmitgliedern, die alle regelmäßig mitanpacken. Dazu kommt noch der Einsatz einiger junger Männer, die auf dem Gnadenhof ihre Sozialstunden ableisten. Urlaub kennt Hendricks nicht. "Den brauche ich aber auch gar nicht. Ich setzte mich auf die Wiese zwischen die Pferde und bin glücklich", erklärt sie mit einem Lachen.

Der Gnadenhof finanziert sich komplett aus Spenden. Der Bund Deutscher Tierfreunde hilft des Weiteren finanziell. "Ohne diese Hilfe ginge es gar nicht. Wir haben monatliche Kosten, die zwischen 5000 und 6000 Euro liegen", sagt Hendricks. Zu den Futter- und Einstreukosten kommen Hufschmied und Tierarzt samt Medikamenten. Wenn Hendricks auch durch ihre Erfahrung viel Wissen hat, geht es nicht immer ohne tierärztliche Unterstützung. Daher ist der Verein immer auf der Suche nach weiteren Sponsoren und Menschen, die Patenschaften für Pferde übernehmen. Ab und zu gelingt es dem Verein auch ein Tier als Beistellpferd zu vermitteln. "Das ist aber eher selten", weiß Sabine Giebel, die zweite Vorsitzende aus Erfahrung.

(RP)
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