Krefeld Die Tierretter sind nach Linn gezogen

Krefeld · Am Samstag eröffnet das Ladenlokal "MediTier" der Tierrettung Schütz, die auch ein eingetragener Verein ist.

 Carsten Schütz und seine Lebensgefährtin Anja Tillmann eröffnen heute ihr Ladenlokal „MediTier“ an der Hafenstraße in Linn. Dort gibt es für Reptilien-Fans auch einen großen Terraristikbereich.

Carsten Schütz und seine Lebensgefährtin Anja Tillmann eröffnen heute ihr Ladenlokal „MediTier“ an der Hafenstraße in Linn. Dort gibt es für Reptilien-Fans auch einen großen Terraristikbereich.

Foto: Dirk Kamp

Vor zwölf Jahren änderte sich das Leben des gelernten Diplom-Kaufmanns Carsten Schütz. Er, der bislang im Groß- und Außenhandel gearbeitet hatte, wurde zum Tierretter. Die Idee dazu kam von Lebensgefährtin Anja Tillmann. Sie hatte verfolgt, wie in München und Berlin die ersten Tierrettungsdienste ihre Arbeit aufnahmen. Die Idee für einen beruflichen Neuanfang war geboren.

"Dabei bin ich eigentlich ein richtiger Pingel. Ich habe mich früher sogar vor Tierhaaren geekelt", sagt Schütz und schmunzelt. Inzwischen fasst der 47-Jährige alles an, egal ob Spinne, Schlange oder Kampfhund. Zahlreiche Aus- und Weiterbildungen liegen hinter ihm, haben ihn fit gemacht im Umgang mit Vier- und Zweibeinern. Heute nun eröffnen Schütz und Tillmann ihr erstes Ladenlokal in Krefeld an der Hafenstraße 24 in Linn.

"MediTier" heißt das Geschäft, in dem Anja Tillmann als ausgebildete Tierheilpraktikerin eine Naturheilpraxis für Hunde eingerichtet hat, in dem aber auch der Sitz des Tierrettungsbüros untergebracht ist und es außerdem für Reptilien-Fans einen großen Terraristikbereich gibt. Das Einsatzgebiet ändert sich für das Tierrettungs-Team, zu dem auch Mitarbeiterin Miriam Zill gehört, durch den Umzug von Duisburg nach Krefeld nicht. "Wir arbeiten ja schon länger mit der Stadt Krefeld und auch mit dem Krefelder Tierheim zusammen", sagt Schütz.

Um auch Wildtieren in Not helfen zu können, haben Schütz und Tilmann im November 2016 einen gemeinnützigen Verein gegründet, denn: "Die Kosten für solche Einsätze übernimmt keine Stadt. Wir wollen aber allen Tieren helfen, konnten die Kosten allein aber nicht mehr stemmen." So werde die Tierrettung häufig gerufen, wenn Spaziergänger verletzte oder auch tote Tiere finden. "Wir kümmern uns natürlich darum, holen überfahrene Katzen von der Straße oder nehmen aus dem Nest gefallene Vogelküken mit. Die Kosten werden jetzt durch Spenden abgedeckt", erklärt der ausgebildete Hundetrainer.

Erst Ende April kümmerten sich die Tierretter um einen drei Monate alten Fuchs-Welpen, der quasi als blinder Passagier unfreiwillig und in eine Folie eingewickelt auf einem Schiff von der Schweiz bis nach Duisburg gereist war. Inzwischen geht es dem Kerlchen wieder gut. Ebenfalls zur Hilfe eilte das Team einem Igel, der in einem Zaun feststeckte und sich nicht selbst befreien konnte. Einen toten Schwan holten die Retter im Winter bei Eiseskälte aus einem Moerser Weiher. "Wegen der Vogelpest musste das Tier geborgen und untersucht werden. Da wir für solche Einsätze Spezialkleidung haben, wurden wir gerufen", erinnert sich der 47-Jährige.

Häufig muss er sich auch um Giftschlangen kümmern, die einige Tierbesitzer zwar gerne halten, aber weniger gerne anfassen, wenn sie denn mal entwischen. In kompletter Schutzmontur nähert er sich den Reptilien, beobachtet von Einsatzkräften der Polizei und Feuerwehr, die für den Notfall das Gegengift bereithalten. Bislang gingen solche Einsätze jedoch glimpflich aus.

Wenn die Tierrettung Schütz heute in Linn Eröffnung feiert, überschattet ein Autounfall die Feierlichkeiten. Vergangene Woche hatte sich ein Seilzug der Handbremse am Transporter gelöst, so dass das Auto samt Spezialausrüstung ungebremst gegen eine Mauer rollte und seitdem unbrauchbar ist. "Das war für alle ein Schock. Jetzt müssen wir sehen, dass wir das Geld für einen neuen Wagen zusammen bekommen. " Mit den Spenden unterstützt der Verein aber auch obdachlose Tierbesitzer. "Es ist unglaublich, wie gut deren Hunde erzogen sind. Da kann noch so mancher was von lernen", hat Schütz festgestellt.

Momentan versucht der Vereinsvorstand, den Obdachlosen einmal im Monat einen Tierarzt-Dienst an der Krefelder Bahnhofsmission anzubieten. Für die vergünstigten Behandlungskosten ("Kostenlos darf das kein Tierarzt anbieten") käme auch der Verein auf. Carsten Schütz und Anja Tillmann haben sich also noch viel vorgenommen: Tiere in Not gibt es schließlich immer.

(RP)
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