Krefeld Dio-Turm: Höchste Baustelle der Stadt

Krefeld · In 55 Metern Höhe beginnen bald die Bauarbeiten für die neue Turmspitze von St. Dionysius. Ein schwerer Sturm hat der Kirche stark geschadet ­- seit fünf Jahren steht das Gebäude ohne das charakteristische Kupferdach da. Wir haben uns vorab auf dem Turm umgesehen.

Der Dio-Turm bekommt eine neue Spitze
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Der Dio-Turm bekommt eine neue Spitze

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Mit einem leichten Ruckeln setzt sich der rote Lastenaufzug in Bewegung. Die kleine Plattform knarrt und quietscht auf ihrer gemächlichen Fahrt nach oben. Gerüstbauer Peter Op Hey schmunzelt angesichts der etwas besorgten Mienen seiner Passagiere: "Keine Sorge, die Gerüste sind stabil, da passiert nichts!” Baumwipfel bleiben zurück und geben den Blick auf das Panorama der Krefelder Innenstadt frei. Immer weiter geht es nach oben, bis zur obersten Balustrade des Kirchturms. Endstation.

Op Hey öffnet den Ausstieg zu Krefelds höchstgelegenem Arbeitsplatz ­ dem Baugerüst rund um den Turm der Dionysiuskirche. In gut 50 Metern Höhe beginnen hier demnächst die Instandsetzungsarbeiten am Krefelder Wahrzeichen, das in Folge des Sturms im Jahr 2004 ohne Spitze dasteht. Architekt Karl-Heinz Petermann leitet die Bauarbeiten und kennt mittlerweile fast jeden Stein des gemauerten Oktogons, dessen Sanierung zuerst in Angriff genommen wird. Im zweiten Bauabschnitt soll dann auch die Kupferspitze des Turms wieder aufgesetzt werden.

"Die starken Schäden am Mauerwerk sind deutlich zu erkennen, insbesondere an den Wetterseiten”, erklärt Petermann. Vorsichtig umrundet er den Turm auf dem zugigen Gerüst und deutet auf einen der Tuffsteinquader. "Hier ist zum Beispiel Wasser eingedrungen, es haben sich Risse gebildet. Der ganze Stein muss raus und erneuert werden.” Bevor die Bauarbeiten in luftiger Höhe jedoch beginnen können, sind zunächst noch einmal die Gerüstbauer gefragt. "Die gesamte Konstruktion wird rundherum komplett vernetzt. Schließlich arbeiten wir hier mitten in der Fußgängerzone, jedes Risiko herabfallender Baumaterialien muss vermieden werden.” Dann beginnen die Maurer, Fuger und Steinmetze mit der eigentlichen Sanierung des Turms.

Historischer Baustoff

Ziel ist es, Witterungsschäden zu beseitigen und die Entstehung neuer Schadstellen dauerhaft zu verhindern. "Unsere Arbeiter werden zum Beispiel alle Fugen mit einem Spezialgerät, dem Trennjäger, drei Zentimeter tief auskappen und dann mit Trassmörtel neu verfugen. Trassmörtel ist übrigens ein historischer, sehr widerstandsfähiger, Baustoff, mit dem schon die alten Römer gearbeitet haben”, erklärt Altbauspezialist Petermann. Auch die Estrichabdichtung für die Wasserführung in der oberen Turmkammer müsse erneuert werden, denn sie sei undicht und verursache Schäden an der Balustrade.

Über eine schmale Stahlleiter mit bester Aussicht auf den darunter liegenden Dionysiusplatz, geht es nun eine Gerüstetage höher zum Einstieg in die acht Meter hohe Turmkammer. Im grellen Licht eines Bauscheinwerfers wird schnell klar, dass es hier vor allem für die Steinmetze viel zu tun gibt. Ganze Steinbrocken sind aus den acht Tuffstein-Fensterrahmen bereits herausgebrochen, auch die Sturmeisen, die eigentlich Halt geben sollen, hat Rost stark angegriffen.

"Die Fenster werden komplett ausgebaut, erst dann ist zu sehen, was man wiederverwenden kann”, erläutert der Architekt. Acht grimmig dreinschauende Turmwächter aus Sandstein bewachen den mit 55 Metern derzeit höchsten Punkt der Dionysiuskirche, der nach einer weiteren Klettertour über die Konstruktion aus Eisenstangen und Brettern zu erreichen ist. Das provisorische Holzdach der Turmkammer schützt den Kirchturm sicher vor Regen und Wind.

Sobald die Arbeiten am Oktogon abgeschlossen sind, beginnt hier der zweite Bauabschnitt. "Kuppel und Spitze des Turms werden in Segmenten angeliefert und unten auf dem Kirchplatz zusammengesetzt”, erläutert Petermann. "Mit Hilfe eines riesigen Krans bekommt Krefeld voraussichtlich im nächsten Jahr sein Wahrzeichen zurück.”

(RP)
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