Krefeld Dionysius: Beichtstuhl wird Aktenschrank

Krefeld · Die Umbauarbeiten in der denkmalgeschützten katholischen Dionysiuskirche beginnen am 5. Januar des kommenden Jahres. Architekt Elmar Paul Sommer stellte im Kulturausschuss die bisweilen verwunderlichen Details der Arbeiten vor.

 Die Dionysius-Kirche wird umgebaut: Aus einem Beichtstuhl soll ein Aktenschrank werden.

Die Dionysius-Kirche wird umgebaut: Aus einem Beichtstuhl soll ein Aktenschrank werden.

Foto: Thomas lammertz

Begeistert und detailversessen referierte Architekt Elmar Paul Sommer in der Sitzung des Denkmalausschusses über die Umbauarbeiten in der Dionysiuskirche, die am Montag, 5. Januar 2015, beginnen sollen. Fasziniert und bisweilen auch erstaunt verfolgten die Kommunalpolitiker den Vortrag und wunderten sich, was unter der Obhut der Denkmalschützer in einem geweihten Raum alles möglich ist. Eine Sozialdemokratin, die angab, nicht unbedingt zu den Kirchgängern zu zählen, wundert sich darüber, dass einige der historischen Beichtstühle in banale Aktenschränke umgebaut werden sollen. Nicht minder profan mutet die Absicht an, Nischen und Räume für große Putzmaschinen zu schaffen.

"Wir haben alles mit den Behörden, Pfarre und Bistum abgestimmt", versicherte Sommer. Nach der Ausschreibung der Arbeiten lägen nun die Angebote vor. Konjunkturbedingt seien die Preise entsprechend hoch, was eine konsequente Kostendisziplin verlange. 900 000 Euro hat die Gemeinde veranschlagt. Zwei Drittel übernimmt das Bistum. Die Dionysiuskirche in Krefeld zähle neben Gotteshäusern in Aachen und Mönchengladbach zu den drei Citykirchen im Bistum. Die Krefelder Kirche weise die Besonderheit auf, dass sie neben ihrer Eigenschaft als City-Kirche auch Pfarrkirche sei, informierte Sommer.

Der Umbau sei keiner im Großen, sondern bestehe aus vielen kleinen Baustellen im Kirchenraum. Dabei gehe es um Funktionalität und darum, mehr Licht ins Kircheninnere zu bringen - gleichsam Schwellenängste abzubauen.

Eine Schwelle, die für die Besucher nicht geöffnet werden soll, ist die zum Totenkeller. Die Dionysiuskirche ist in weiten teilen von Gängen und Räumen unterkellert. Ein Zugang hinter der Sakramentenkapelle ist lediglich einen knappen Meter hoch. Sommer erläutert, dass der in früheren Zeiten mannshohe Einstieg mit dem Verzicht auf den Hochaltar geschrumpft sei. Zum Altar führten einige Stufen nach oben. Mit der Einebnung der Fläche halbierte sich dann quasi der Einstieg in den Keller, der über eigene Lüftungsschächte verfügt. Die sollen jetzt im Zuge des Umbaus verglas werden, um mehr Licht in die Kirche zu lassen. Entsprechende Vari-anten seien bereits mit dem bekannten Krefelder Glaskünstler Hubert Spierling diskutiert worden, berichtet Sommer. Spierling hat unter anderem bereits im Limburger Dom gearbeitet.

Im Kirchenraum werden zahlreiche Kapellen, Räume, Toiletten, Skulpturen aber auch liturgische Gegenstände umgebaut oder umplatziert. Tabernakel und Taufbecken finden einen neuen Ort. Zwölf Stühle mit 1,60 Meter hohen Rückenlehnen sollen im Halbkreis aufgestellt den Raum um den Altar markieren.

Zum Dionysiusplatz hin sollen die Türen gangbar und mit viel Glas versehen einen Einblick zum Arbeitsplatz des City-Seelsorgers Ulrich Hagens ermöglichen. Die benachbarte Kapelle wird zu einem Raum für Gespräche umgebaut und wegen der Privatheit der Unterhaltung mit zusätzlich Türen von der Aufmerksamkeit der Kirchgänger getrennt. In genau diesem Teil stehen auch die Beichtstühle, in denen der City-Seelsorger zukünftig seine Papiere unterbringen kann. "Zum Beichten gibt es noch vier andere Beichtstühle in der Kirche", sagt Sommer.

(RP)
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