Krefeld Dokumentation: Der Satz im "Spiegel" und der Briefwechsel

Krefeld · Der "Spiegel" hat in Heft 37/2016 über den ICE berichtet ("Superzug auf Schleichfahrt"). Der Autor Christian Wüst war dazu im Siemens-Werk in Uerdingen und ist für die Recherche offenbar per Bahn angereist. Über Uerdingen schreibt er folgenden Satz: "Deutschland sieht kaputt aus, wo Siemens seinen ICE herstellt: Verlassene, mit Brettern zugenagelte Trinkhallen, Fabrikruinen und tote Schlote bilden insofern eine passende Kulisse, als auch der Zug in der Vergangenheit oft ein desolates Bild abgab."

Dazu schrieb Elmar Jakubowski:

"Ihre Beschreibung Uerdingens ist völlig falsch, ja nicht nur nicht zutreffend, sondern fast gehässig. Als Vorsitzender des Uerdinger Heimatbundes lade ich den Artikelverfasser ein, mit mir Uerdingen kennenzulernen. Vielleicht stehen Sie dazu, bei einer Falschinformation auch später korrekt zu berichten."

Darauf antwortete Christian Wüst: "Vielen Dank für die geharnischte Kritik, die ich mir gern gefallen lasse. Die drastische und sicher zu polarisierende Beschreibung entspricht dem Eindruck, den ich bei einem Fußweg vom Bahnhof zum Siemens-Werk bekam (...). Habe ganz schön Haue gekriegt, auch von anderen Uerdinger Bürgern, deren Zorn ich nachvollziehen kann. Sorry und freundliche Grüße." Jakubowski gibt sich damit nicht zufrieden und antwortet: "Es ist mir etwas zu einfach, so eine drastische Beschreibung zu veröffentlichen und dies dann auf einen Eindruck zurückzuführen. So wie letztlich Uerdingen beschrieben wurde, kann eine solche Beobachtung selbst bei einer eingeschränkten Wahrnehmung nicht zustande kommen. (...) Man sollte auch beim ,Spiegel' nicht einfach ein Bild einer Gemeinde publizieren, das völlig falsch ist und für eine Stimmungsmache halt gerade so gebraucht wird. Wenn man so etwas liest, dann ist man versucht, über das Schlagwort Lügenpresse etwas intensiver nachzudenken."

Wüst antwortet:

"Jetzt muss ich Sie doch bitten, die Kirche im Dorf zu lassen. Es geht hier nicht um einen Artikel über Uerdingen, sondern um eine Randbemerkung, die einem Eindruck entsprach, der nicht aus der Luft gegriffen war."

Jakubowski lässt nicht locker:

"Natürlich sollte man die Kirche im Dorf lassen, was nicht ganz einfach ist, denn wir haben immerhin fünf Kirchen in Uerdingen. (...) Wir erlauben uns, in der Hoffnung, Ihr erster Eindruck wird dann überlagert, Ihnen einige Hefte unserer Uerdinger Rundschau zuzusenden. (...)"

(vo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort