Serie Swk - Einsatz rund um Die Uhr Dreimal zum Mond und zurück

Krefeld · Eine Straßenbahn legt in ihrem Leben rund 2,5 Millionen Kilometer zurück - das sind dreimal zum Mond und zurück. Sie wird intensiv gewartet und hat Probleme wie jedes Fahrzeug auf Rollen - auch mit abgefahrenen Reifen, obwohl sie aus Stahl sind.

 Jörg Singer und Sebastian Mühl (von links) sind in der Werkstatt beschäftigt und stellen die Räder der Bahn ein.

Jörg Singer und Sebastian Mühl (von links) sind in der Werkstatt beschäftigt und stellen die Räder der Bahn ein.

Foto: Thomas Lammertz

Es ist wie bei einem Gummireifen: Irgendwann ist das Profil hin. Ein stählerner Radreifen hält bei einer Straßenbahn etwa drei bis dreieinhalb Jahre oder rund 250 000 Kilometer. Dann ist das Profil abgefahren, das Rad wird neu vermessen. Anders als bei einem Gummireifen kann das Rad aber wiederhergestellt werden: Es wird "abgedreht", sprich so geschliffen, dass es wieder perfekt auf die Schiene passt. Alltag in der Werkstatt der Stadtwerke (SWK).

Busse und Bahnen werden dort täglich gecheckt. 20 bis 40 Busse und Bahnen werden im Monat ausgewechselt, weil bei ihnen etwas nicht stimmt, und kommen erst wieder auf die Straße, wenn alle Schäden beseitigt sind. "Häufig betreffen Störungen die Türen, die Bremsen oder den Touchscreen im Cockpit des Fahrers", sagt Norbert Nieswand, Teamleiter Bereich Werkstatt Straßenbahn - Kollege Computer gehört eben mit zum Inventar eines Cockpits. Nieswand hat Elektrotechnik studiert und schätzt an seiner Arbeit die Vielfalt "In anderen Branchen ist man oft genug Fachidiot für ein Bauteil; hier hat man es mit ganzen Systemen zu tun", sagt er. Spannend war es für ihn auch, bei der Konzeption und Auswahl der neuen SWK-Straßenbahnen und ihrer elektrotechnischen Ausstattung mitzuwirken.

Im Alltag hat er es in "seiner" Werkstatt mit den Problemen zu tun, die Fahrzeuge unter Dauerbeanspruchung mit sich bringen. Zur Bahnflotte der SWK gehören 31 neue und sechs alte Bahnen. Eine Straßenbahn wird, bevor sie ihre Schicht antritt, durchgeprüft. Dazu gehört auch, dass Probleme, die der Fahrer der jüngsten Schicht gemeldet hat, untersucht und abgearbeitet werden - vom kaputten Blinker bis zu verdreckten Sitzen im Innern oder Verschmutzungen an der Außenwand - beliebt bei Rabauken und verhasst bei den SWK-Leuten sind etwa Eierwürfe zu Halloween oder Farbbeutelattacken von Brücken.

Die Hauptwerkstatt der SWK heißt kurz "Halle 3" - dort werden Störungen behoben und Reparaturen ausgeführt. "Wir haben unseren eigenen Tüv", sagt Nieswand, "alle acht Jahre kommt eine Bahn zur Hauptuntersuchung." Kleine und große Reparaturen klingen vertraut: Getriebeschaden, Lüftung brummt, Bremsen arbeiten nicht sauber. Zu den Besonderheiten der Straßenbahn, die dem Antriebstoff Strom geschuldet sind, gehört die Kontrolle der Kohleschienen, über die Bahnen mit den Oberleitungen verbunden sind. Zur technischen Betreuung einer Bahn gehören aber nicht die unmittelbaren Reparaturen an den Bahnen. Zum Werkstattstandard gehört auch ein Bereitschaftsdienst, der das gesamte System Straßenbahn überwacht. Dazu gehört ein Technischer Leiter sowie die Bereitschaft Gleisbau, Fahrleitungsbau, Signalbau, Störungsbeseitigung, Ingenieur vom Dienst sowie Elektrik und Mechanik. Wer Dienst hat, muss rund um die Uhr erreichbar und sofort einsetzbar sein.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort