Krefeld Durchbruch für den Nordbahnhof und das Gelände am Neuer Weg
Krefeld · Ein Mediationsverfahren brachte den Erfolg: Die Planung für die Industriebrache am Neuer Weg kann beginnen. "Nordbahnhof"-Inhaber Viktor Furth sieht seine Sorgen zum Bestand seiner Gaststätte berücksichtigt. Der Kaiser-Wilhelm-Park soll erweitert werden. Der DGB sorgt sich um die Zukunft von Rheinmetall.
Die Diskussion dauerte mehr als 20 Jahre, die Pläne waren zuletzt umstritten, weil die Existenz des Nordbahnhofs, einer der beliebtesten Gaststätten Krefelds, unklar schien - nun ist offenbar der Durchbruch geschafft: Für die Industriebrache zwischen Geldernscher Straße, Neuer Weg und Oranierring wird ein einleitender Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplans auf den Weg gebracht. Dort soll ein Mischgebiet mit neuer Wohnbebauung und Bürobestand entstehen, teilte Erich Bröker, Geschäftsführer der Kleinewefers GmbH, gestern auf Anfrage mit. Das Areal gehört der Kleinewefers GmbH. "Nordbahnhof"-Inhaber Viktor Furth ist mit der Einleitung des Bebauungsplanverfahrens einverstanden. Er hatte sich stets gegen Pläne für eine Wohnbebauung in seiner unmittelbaren Nachbarschaft gewehrt, weil er Sorge hat, dass der Betrieb der Gaststätte gefährdet sein könnte. "Es gab ein Mediationsverfahren. Stadt und Politik haben zugesagt, die Sorgen und Nöte des Nordbahnhofs zu berücksichtigen und seine Interessen zu schützen", sagte er gestern auf Anfrage.
Auf wenig Gegenliebe stoßen die Pläne auch bei den Gewerkschaften. Wie DGB-Chef Ralf Koepke auf Anfrage erklärte, sorgen sich die Gewerkschafter um die Zukunft des Rheinmetall-Standorts am Neuer Weg mit 120 qualifizierten Arbeitsplätzen. "Mit der Wohnbebauung könnten die Entwicklungsmöglichkeiten des Unternehmens an dem Standort gefährdet sein. 2020 läuft unseres Wissens ein Mietvertrag aus. Wenn das Unternehmen sich entscheidet wegzuziehen, wäre das ein herber Schlag für Krefeld." Rheinmetall hat gestern auf eine Anfrage unserer Redaktion nicht reagiert. Auf dem 24.510 Quadratmeter großen Areal soll vor allem neuer Wohnraum entstehen, berichtete Bröker weiter. "Denkbar sind Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und seniorengerechte Wohnungen. Da es dafür in Krefeld einen großen Bedarf gibt, wird das eine wichtige Rolle spielen", sagte Bröker. Details werden im B-Plan-Verfahren entwickelt. Der Kaiser-Wilhelm-Park spielt eine bedeutende Rolle: "Durch den Park wird das eine sehr attraktive Wohnlage", sagte Bröker. In dem Bereich gegenüber dem Nordbahnhof soll der Park sogar um bis zu 4000 Quadratmeter erweitert, eine heute noch stehende Mauer abgerissen werden. Geplant ist zudem ein Fußgängerüberweg von der Nordbahnhof-Seite zum Park. Mit Blick auf den Nordbahnhof sagte Bröker, dass es etwa besondere Schallschutzmaßnahmen geben werde. Bröker zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis des Mediationsverfahrens, das mit Unterstützung von NRW Urban geführt worden sei. Nordbahnhof-Betreiber Viktor Furth hat viel zu verlieren: Seit 25 Jahren betreibt er mit großem Erfolg den Nordbahnhof, 2013 hat er 300.000 Euro in einen Anbau investiert, 2016 noch einmal 450.00 Euro in die Küche. Seine beiden Kinder sind ins Geschäft eingestiegen. "Ich möchte den Betrieb einmal in die Hände meiner Kinder übergeben können", sagte er gestern, "die beiden haben ihre eigenen Pläne und sollten die Chance auf eine Weiterentwicklung des Unternehmens haben." Auch die Politik hat seine Sorgen immer ernstgenommen und war darauf bedacht, diese für Krefeld wichtige Gaststätte zu schützen. 2012 hatten Sprecher von SPD und CDU gefordert, den Bestand des Nordbahnhofs sicherzustellen - der SPD-Ratsherr Jürgen Hengst hatte ausdrücklich betont, die Gefährdung des Nordbahnhofs sei ein "K. O.-Kriterium" für die Planung dort. Planungsdezernent Martin Linne hatte in der Sitzung die Befürchtungen zu zerstreuen versucht und erläutert, Bebauungspläne seien gerade darauf angelegt, Nutzungskonflikte zu entschärfen. Linne schlug seinerzeit tiefes Misstrauen der Politik entgegen, hat aber immer dafür geworben, dass ein möglicher Konflikt zwischen Gastronomie und Wohnen hinsichtlich des Lärms in den Abendstunden verlässlich zu regeln sei.