KR wie Krefeld Durst

Krefeld · Klar, vor Wahlen kommt dann immer der Appell: Wählen gehen! Demokratie stärken! Oft bekommen Nicht-Wähler dann etwas moralinsauer den Nimbus der Demokratie-Bedroher verpasst. Nicht doch. So dramatisch ist es nicht.

Wer nicht wählt, ist im Großen und Ganzen zufrieden mit dem, was er ist und hat. Die Demokratie ist deswegen noch lange nicht in Gefahr. Im Gegenteil, nicht wählen zu gehen ist auch ein Zeichen für Stabilität. Ein Privileg des Wohlstands. Ironischerweise flüchten zurzeit jede Menge Leute zu uns, die gerne mal lustlos nicht wählen gehen würden, weil Haus, Hof, Auto, Garten, Pasta und Weißwein rufen.

Neben offenem Desinteresse gibt es auch das Modell Erhabenheit: Weil kein Kandidat den eigenen Ansprüchen genügt, geht man eben gar nicht zur Wahl. Quasi zur Strafe. Na ja, da wir die Menschen sind, die wir sind, haben wir die Kandidaten, die wir haben - lauter Unperfekte. Nur Diktaturen haben Lichtgestalten an der Spitze. Leute wie unser Bundespräsident gehen deswegen mit hohepriesterlichem Ernst zu jeder Wahl, weil sie wissen, wie es ist, Lichtgestalten wählen zu müssen.

Dennoch: Auf Makellosigkeit der Kandidaten zu pochen ist nun nicht gleich demokratiefeindlich. Eher schon unhöflich. Und langweilig. Oder dürftig wie Trockenschwimmen: Nicht erfrischend, wenn es heiß ist. Nicht reinigend, wenn man dreckig ist. Nicht lebensrettend, wenn es darauf ankommt. Einfach nichts.

Den beiden Kandidaten, zwischen denen wir morgen allgemein, unmittelbar, frei, gleich und geheim wählen dürfen, gebührt mindestens Respekt. Es ist kein Zuckerschlecken, sich als Unperfekter öffentlich preiszugeben - denn das haben beide getan. Wählen ist da schon mal ein Akt der Höflichkeit.

Aber auch des Eigennutzes. Schließlich wollen Wähler wissen, wie es weitergeht: Wenn Peter Vermeulen das Rennen macht - wird er Krefeld, wie er immer gesagt hat, "in Ordnung bringen"? Wenn Frank Meyer gewinnt - bringt er den oft zitierten Wechsel, die neue Zukunft?

Wähler wollen sowas wissen. Bleiben wach. Durstig. Das ist allemal die spannendere Alternative.

(vo)
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