Krefeld Edelstahl-Siedler feiern 80-Jähriges

Krefeld · 1936 wurden in Lindental die ersten Häuser gebaut. Heute wird die Siedlung durch eine Erhaltungssatzung geschützt. Die Gemeinschaft wird in der Edelstahl-Siedlung großgeschrieben. Am Samstag gibt es ein großes Fest zum Jubiläum.

 Das Bild vom Siedlerfest aus dem Jahr 1955 zeigt Ernte Königin Marlies Schmitz mit ihren Hofdamen.

Das Bild vom Siedlerfest aus dem Jahr 1955 zeigt Ernte Königin Marlies Schmitz mit ihren Hofdamen.

Foto: Glasmacher

Am Formerweg 14 in Lindental ist die Zeit stehengeblieben. Das kleine Haus, gebaut mit den für das Gebiet typischen roten Backsteinziegeln, ist das einzige in der Edelstahlsiedlung, das seit dem Bau im Jahr 1936 nicht verändert worden ist. "Sogar die Küche ist noch original von damals", weiß Hans-Peter Glasmacher vom Vorstand der Siedlergemeinschaft.

80 Jahre ist es her, dass auf einer Ackerfläche zwischen Forstwaldstraße und dem Ferlingsweg Richtfest für den ersten Bauabschnitt mit 96 Häusern gefeiert wurde. Errichtet wurden die insgesamt 259 so genannten Siedlerstellen für Mitarbeiter der Deutschen Edelstahlwerke, die sich mit Ackerbau und Viehzucht selbst versorgen sollten. Das Jubiläum wird am kommenden Wochenende mit einem großen Siedlerfest zum 80-jährigen Bestehen gefeiert.

Krefeld: Edelstahl-Siedler feiern 80-Jähriges
Foto: Glasmacher

Doch nicht nur am Formerweg sind die historischen Strukturen des Wohngebiets erhalten geblieben. Weite Teile werden heute durch eine Erhaltungssatzung geschützt, für die sich der Vorstand der Siedlergemeinschaft gemeinsam mit Vertretern der Politik stark gemacht hatte. "Dies geschah auf Wunsch der Siedler, die mit einigen Neubauten, die in ihren Augen nicht so recht ins Siedlungsbild passten, nicht einverstanden waren", erinnert sich Glasmacher. Heute ist genau vorgeschrieben, wie An- und Neubauten auszusehen haben. "Es gibt auch Siedler, die eine andere Meinung dazu haben", sagt Siedlergemeinschafts-Vorsitzender Norbert Kalwa. "Wir mussten durchaus Kritik einstecken." Doch langfristig, so sind sich die beiden Vorstandsmitglieder sicher, werde die Erhaltungssatzung ein Mehrwert für die Siedler sein und "das Erbe erhalten".

Das im Vereinsnamen enthaltene Wort "Gemeinschaft" wird in Lindental seit Jahrzehnten mit Leben erfüllt. "Der Zusammenhalt macht uns aus", sagt Norbert Kalwa, der in diesem Jahr nach 17 Jahren als Vorsitzender den Posten abgibt. Und zwar, wie er froh berichtet, in jüngere Hände: "Wir haben den Übergang von Alt nach Jung geschafft, auch die jungen Siedler übernehmen Verantwortung." Zum Beispiel bei der Organisation des Martinszugs, der seit fast 70 Jahren seinen festen Platz im Jahreskalender hat. Auch das Siedlerfest hat lange Tradition. 1949 wurde es aus der Taufe gehoben. Damals führte ein Umzug durch das Wohngebiet; bis zu 2000 Menschen der Siedlung feierten gemeinsam im Festzelt. Die Kosten hatten die Edelstahlwerke übernommen.

 Der Platz Op de Pley am südlichen Rand der Edelstahl-Siedlung in Lindental, heute und in einer historischen Aufnahme aus den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

Der Platz Op de Pley am südlichen Rand der Edelstahl-Siedlung in Lindental, heute und in einer historischen Aufnahme aus den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

Foto: Thomas Lammertz
 Das Haus am Formerweg 14 ist das einzige der Siedlung, das seit 1936 nicht mehr verändert worden ist.

Das Haus am Formerweg 14 ist das einzige der Siedlung, das seit 1936 nicht mehr verändert worden ist.

Foto: Lammertz Thomas

In diesem Jahr findet das Fest auf dem Gelände der Pfarre St. Michael statt, und nicht, wie gewohnt, auf dem Gelände der Kita Am Kinderhort. Denn dort wird derzeit gebaut, die Kita bekommt einen Anbau. Der wird, Jubiläumsjahr und Erhaltungssatzung hin oder her, nicht mit rotem Klinker verkleidet. Denn im Gegensatz zum restlichen Siedlungsgebiet hat die Stadt Krefeld das Kita-Gelände aus der Erhaltungssatzung herausgenommen. Ein Ärgernis für die Lindentaler: Während sie bei Arbeiten an ihren Häusern Mehrkosten in Kauf nehmen müssen, um die Vorschriften einzuhalten, kann bei dem städtischen Projekt eine billigere Außenverkleidung des Neubaus aufgebracht werden.

(RP)
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