Krefeld EGN siegt im Müllpoker in Weisweiler

Krefeld · Neuer Vertrag: Die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein - eine 100-prozentige Tochter der Stadtwerke Krefeld - kann den Müll ihrer Kunden in Weisweiler zu deutlich verbesserten Konditionen verbrennen und somit profitabler werden.

Spiel, Satz und Sieg: In der Auseinandersetzung über die Zukunft der Müllverbrennungsanlage in Weisweiler, die der Stadt über die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) zur Hälfte gehört, konnte Krefeld erneut punkten. SWK-Vorstand Kerstin Abraham und EGN-Geschäftsführer Reinhard Van Vlodrop erwiesen sich als geschickte Verhandlungsführer in einer komplexen und äußerst komplizierten Angelegenheit. Im Müllgeschäft geht es um Millionenbeträge.

Die EGN haben den Preis für die Verbrennung des Mülls auf 65 Euro pro Tonne (1000 Kilogramm) drücken können, während der Partner - ein Zweckverband aus der Stadt Aachen, der Stadtregion Aachen und der Kreis Düren - mehr als das Doppelte - nämlich 135 Euro - zahlen muss. Die EGN liefern rund 240.000 Tonnen jährlich aus der gesamten Region bis hoch nach Koblenz an. Der Zweckverband alleine bringt es nur auf 120.000 Tonnen. Ohne den Müll der EGN kann die in den 1990er-Jahren errichtete Anlage wirtschaftlich nicht betrieben werden.

Mit dem neu verhandelten Preis lasse sich die Müllentsorgung der EGN rentierlich betreiben, heißt es aus der Firmenzentrale. Das war zuletzt vor allem in der Anlage Elfrath nicht so. Die EGN musste Drohverlustrückstellungen bilden, weil sie für das Verbrennen einen Garantiepreis bezahlen musste, der deutlich höher lag, als das Entgelt von den Kommunen wie Mönchengladbach und Mülheim. Ende des kommenden Jahres will auch der Rhein-Kreis Neuss die Müllentsorgung neu ausschreiben. Bis dahin zahlen die Nachbargemeinden noch wie die Stadt Krefeld einen Betrag von 172,17 Euro pro Tonne.

Die EGN zahlt in Weisweiler also einen günstigen Preis. Darüber hinaus hat sie sich in einem weiteren Punkt durchsetzen können. Der Vertrag für die Betriebsführung der Anlage Weisweiler mit dem RWE wurde bis 2020 verlängert - für weniger Geld. EGN und Zweckverband haben dadurch Zeit gewonnen, um über ein Modell nachzudenken, wie sie zusätzlich zum Geschäft mit der Müllverbrennung auch noch Fernwärme verkaufen können. Die Stadtwerke Aachen stehen sozusagen Gewehr bei Fuß, um für jährlich sechs Millionen Euro Fernwärme abzunehmen. Um dieses Geschäft in trockene Tücher zu bringen, bedarf es einerseits Zeit und andererseits Investitionen in Höhe von rund 40 Millionen Euro - sowie Vertrauen in die Geschäftspartner. Das hat zuletzt ein wenig gelitten. Die Krefelder haben ihre Verhandlungsposition genutzt. Gleichwohl scheinen auch die Kommunen aus dem Zweckverband ihr Ziel zu erreichen und Müllgebühren für den Bürger senken zu können. Die Müllverbrennung ist 2018 nämlich abbezahlt - dann fallen Zinsen und Abschreibungen weg.

(RP)
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