Krefeld EGN: Streit um Zukunft der Müllverbrennung

Krefeld · Die Stadtwerke-Tochter EGN ist Miteigentümer (50 Prozent) der Müllverbrennungsanlage Weisweiler. Dort läuft der Betreibervertrag mit RWE aus. Die Politik in Düren und Aachen will eigene Wege gehen. Krisengipfel in Krefeld.

Die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) - eine 100-prozentige Tochter der Stadtwerke Krefeld (SWK) - kämpft derzeit parallel an mehreren Fronten: Dabei geht es um Millionen. Neben der Frage, ob der Kreis Viersen die Kompostierungsanlage der EGN in Süchteln erwerben oder pachten kann (wir berichteten), konzentriert sich alles auf die Verhandlungen mit Vertretern des Kreises Düren und der Städteregion sowie der Stadt Aachen. Den Gebietskörperschaften gehört über die AWA Entsorgungs GmbH die Hälfte der Müllverbrennungsanlage (MVA) in Weisweiler. Die übrigen 50 Prozent befinden sich im Eigentum der EGN - und über die SWK letztlich der Stadt Krefeld. "Wir bleiben im Gespräch", erklärte SWK-Sprecherin Dorothee Winkmann gestern auf Anfrage unserer Redaktion.

Krefeld ist also nicht nur im Besitz der Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage in Elfrath, sondern darüber hinaus auch Mitbesitzer einer zweiten MVA. Das dürfte vielen Krefeldern nicht bewusst sein. Das mag daran liegen, dass der Geschäftsbetrieb der MVA in Weisweiler bislang absolut geräuschlos vonstatten ging. Die Verbrennungsanlage wurde vom RWE betrieben. Der Vertrag läuft allerdings zum 31. Dezember 2016 aus.

Über die Zukunft der MVA Weisweiler sind sich die Eigentümer kräftig in die Haare geraten. Die EGN plädiert bislang dafür, ein neues Angebot der RWE anzunehmen und mit dem bewährten Partner einen neuen Vertrag zu schließen. Das sieht der Miteigentümer offenbar anders. Er hat nach eigenen Angaben den Gebührenzahler in Düren und Aachen im Blick und vertritt die Meinung, dass der Betrieb der MVA durch RWE zu teuer sei.

Die politischen Führungskräfte dort plädieren dafür, die Müllverbrennungsanlage nach dem Jahr 2016 selbst zu betreiben. Die Aachener Stadtwerke haben nämlich ein Angebot gemacht, für jährlich 7,5 Millionen Euro Fernwärme abnehmen zu wollen. Die MVA lasse sich günstiger betreiben als die RWE es anböten und darüber hinaus ein Geschäft mit Verbrennung und Fernwärme machen, glauben die Christdemokraten Marcel Philipp (Oberbürgermeister Aachen), Wolfgang Spelthahn (Landrat Kreis Düren) und Städteregionsrat Helmut Etschenberg (Städteregion Aachen). Den Bürgern stellten sie sinkende Gebühren in Aussicht.

Bei der Krefelder EGN kamen solche Überlegungen weniger gut an, zumal sie davon aus den Medien erfahren mussten.

EGN-Geschäftsführer Bernfried Ahle sieht die Zukunft mit einem Eigenbetrieb MVA Weisweiler weniger rosarot. Es gibt nach seiner Auffassung zahlreiche Unabwägbarkeiten, die ein finanzielles Risiko darstellen. Als Erstes wird für einen Eigenbetrieb eine Investition von fast 40 Millionen Euro fällig. Ferner müssten für die Fernwärmeversorgung Leitungen der RWE genutzt werden. Eventuelle Gerichtsverfahren darüber, ob RWE sie gegen ein Durchleitungsentgelt anderen Nutzern überlassen muss, könnten den Betrieb über Jahre verzögern. Ob und zu welchem Preis genügend Müllmengen bereitstünden, um die MVA zu befeuern, ist ebenfalls unsicher.

Nach Ansicht der EGN-Geschäftsführer sind die mit RWE ausgehandelten Konditionen für den technischen Betrieb nach 2016 keineswegs unattraktiv. Der Vorteil liege außerdem darin, dass die MVA Weisweiler weiterhin ohne wirtschaftliches Risiko für die Eigentümer betrieben werden könne. "Es ist wirtschaftlich zwar nicht das attraktivste Angebot. Es enthält aber für die Gesellschafter keinerlei unternehmerisches Risiko", erklären die EGN-Verantwortlichen und wollen offenbar auf Nummer sicher gehen.

(RP)
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