15-jährige Fußballerin Ein afghanischer Traum

Krefeld · Sie ist eine außergewöhnliche Fußballerin und mit ihren 15 Jahren bereits eine beeindruckende Persönlichkeit - Maryam Qasemi, Zehntklässlerin der Kurt-Tucholsky Gesamtschule, ist Spielerin der afghanischen Fußballnationalmannschaft der Frauen und bereits jetzt Gewinnerin des AFSO Cup (Afghan Football Support Organization).

 Jetzt in den Herbstferien reist Maryam Qasemi mit ihrer Mannschaft nach Taschkent in Usbekistan, um sich dort mit der U19 eine Reihe von Länderspielen gegen asiatische Teams zu absolvieren.

Jetzt in den Herbstferien reist Maryam Qasemi mit ihrer Mannschaft nach Taschkent in Usbekistan, um sich dort mit der U19 eine Reihe von Länderspielen gegen asiatische Teams zu absolvieren.

Foto: Schule

Maryams Fußballtraum beginnt auf der Sportanlage des SV Oppum. Zehn Jahre alt ist die Schülerin, als sie ihren jüngeren Bruder mit der Familie zu Fußballspielen begleitet und schließlich selber den Wunsch äußert, im Verein spielen zu dürfen. Der SV Oppum wird ihre erste fußballerische Heimat. Maryam lernt schnell und entwickelt sich zu einer ehrgeizigen und erfolgreichen Spielerin, die viel Spaß an der Bewegung hat, aber auch am Miteinander und am Wettkampf. Ihre Familie unterstützt die Liebe zum Fußball. Was hierzulande als selbstverständlich erscheint, wäre im Herkunftsland Afghanistan eine Gefahr - und zwar für die gesamte Familie.

Die Geschichte des Frauenfußballs in dem krisengeschüttelten Land ist kurz. Erst 2007 wurde die erste weibliche Nationalmannschaft zusammengestellt. Die fußballspielenden Frauen werden ständig von konservativen Gruppen bedroht, können nicht öffentlich trainieren, so dass das Training auf das NATO-Gelände in Kabul verlegt werden musste. Das berichtet die Spielführerin der A-Nationmannschaft, Khalida Popal, in einem Interview mit dem Fußballmagazin "11 Freunde". Fußballtraining unter Militärschutz also. Die Bedrohung der Frauen reicht von Steinwürfen bis hin zu Morddrohungen und Bombenanschlägen vor dem Trainingsgelände. Für Khalida Popal wurde die Situation schließlich so gefährlich, dass sie mit ihrer gesamten Familie nach Dänemark flüchten musste.

 Die Krefelderin und Kurt-Tucholsky-Schülerin ist Spielerin der afghanischen Fußballnationalmannschaft. Bei einem Lehrgang im kalifornischen Dublin konnte die15-Jährige mit ihrem spielerischen Können überzeugen.

Die Krefelderin und Kurt-Tucholsky-Schülerin ist Spielerin der afghanischen Fußballnationalmannschaft. Bei einem Lehrgang im kalifornischen Dublin konnte die15-Jährige mit ihrem spielerischen Können überzeugen.

Foto: KTG

Die schwierige Lage für fußballspielende Mädchen ist auch ein Grund dafür, dass die Mannschaft in diesem Jahr mit afghanischen Spielerinnen aus aller Welt ergänzt wurde.

Dass Maryam zu dem zehntägigen Trainingslager in Kalifornien eingeladen wurde, war auch ihrem guten Profil bei Facebook zu verdanken. Im Januar wurde die Krefelderin von einer Spielerin der afghanischen Frauennationalmannschaft dort entdeckt, angeschrieben und gefragt, ob sie Zeit und Lust habe, zu einem Sichtungslehrgang in die USA zu kommen. Sie hatte. Neben Maryam wurden Spielerinnen aus aller Welt eingeflogen, die alle auf einen Platz in der Mannschaft hofften.

Tatsächlich konnte die Fünfzehnjährige mit ihrem spielerischen Können die US-amerikanischen Profi-Trainerinnen Kelly Lindsey und Haley Carter überzeugen. Jetzt ist Maryam mit der Rückennummer zwölf Abwehrspielerin in der U19 und in der afghanischen Nationalmannschaft der Frauen. Ihre Mannschaftskameradinnen stammen aus vielen Ländern, den Niederlanden oder Schweden beispielsweise. Die gemeinsame Sprache ist Englisch.

Jetzt in den Herbstferien reist Maryam mit ihrer Mannschaft nach Taschkent in Usbekistan, um sich dort mit der U19 eine Reihe von Länderspielen gegen asiatische Teams zu absolvieren. Im November steht dann der Südasien-Cup in Indien an.

Neben ihrer Karriere als Fußballerin verfolgt die Zehntklässlerin auch ganz konsequent ihre schulischen Ziele. Zunächst das Abitur an der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule, dem sich nach Wunsch des Mädchens ein Medizinstudium oder die Ausbildung zur Pilotin anschließen soll - ein Traum ihres Vaters, den die Fünfzehnjährige vielleicht eines Tages verwirklichen könnte.

(RP)
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