Krefeld Ein echter Reichmann fürs Café

Krefeld · Für das Linner Museumscafé hat Ex-Museumschef Christoph Reichmann ein großes Wandbild gemalt. Dafür wurde sein Wohnzimmer zum Atelier - und seine Frau ergriff für ein paar Tage die Flucht.

 Christoph Reichmann (l.) freut sich, dass er dem Inhaber des Linner Museumscafés, Andreas Montz, bei der Ausstattung des neuen Saals unterstützen konnte. Das Bild zeigt eine erdachte historische Szene um 1830 vor der Ruine der Burg.

Christoph Reichmann (l.) freut sich, dass er dem Inhaber des Linner Museumscafés, Andreas Montz, bei der Ausstattung des neuen Saals unterstützen konnte. Das Bild zeigt eine erdachte historische Szene um 1830 vor der Ruine der Burg.

Foto: TL

Der Linner Ex-Museumsleiter Christoph Reichmann hat sein Wohnzimmer in der beschaulichen Altstadt des Krefelder Stadtteils für einige Tage in ein Atelier verwandelt. Die Couch musste als Staffelei für die 1.30 x 2.60 Meter große "Leinwand" herhalten; anders ließ sich das mächtige Kunstprojekt, das den Platz "von Fenster bis Schrank" einnahm, nicht bewerkstelligen. Reichmanns Ehefrau ist nach eigenem Bekunden für die Zeit des Unterfangens mehrere Tage lang zu den Kindern übergesiedelt. Beide lachen bei der Erinnerung daran. Jetzt ist das Bild fertig und hängt an seinem angestammten Platz im neuen Saal des Linner Museumscafés. Der Transport war einfach: Es musste nur ein paar Schritte die Straße entlang getragen werden.

Wie berichtet, haben die Inhaber, Andreas und Michaela Montz, die ehemalige Bezirksverwaltungsstelle an der Rheinbabenstraße, schräg gegenüber dem Café gekauft, um dort Platz für Gesellschaften mit bis zu 50 Gästen zu schaffen. In monatelanger Arbeit wurde das denkmalgeschützte Objekt saniert und neu eingerichtet. Jetzt ist der Saal fertig - und das Tüpfelchen auf dem i ist eben Christoph Reichmanns Gemälde.

Die "Leinwand" ist eigentlich eine Pressspanplatte, die nun die große Querwand des Raumes ziert. Dass die frischen Farben genau zu den Tischdeckchen passen, die auf den Shabby-Chic-Holztischen liegen, sei aber Zufall, glaubt Andreas Montz: "Da müsste ich aber mal meine Frau fragen." Keine Frage ist, dass das Hauptmotiv von Reichmanns Werk natürlich die Linner Burg ist. Oder jedenfalls die Burg, wie sie sich um das Jahr 1830 darstellte. Damals, berichtet Reichmann, hatte man das Gemäuer nach dem großen Brand von 1702 noch nicht wieder aufgebaut. Und so spielt sich die erdachte Szene vor der mit Efeu berankten Ruine ab. Die alten Zinnen hat Reichmann angedeutet, das Fenster sei heute zugemauert. Wer die beiden Damen sind, die dort im Grünen Kaffee trinken, sei unbestimmt, sagt Reichmann. "Das könnte zum Beispiel die Mutter von Marianne Rhodius sein", sagt er. Die Familie de Greiff hatte damals im Jagdschloss residiert. Im Vordergrund hat Reichmann eine alte Säule und einen Sarkophag platziert. Beides echte Objekte aus dem Bestand des Museums. "Die Säule stammt aus dem Römerlager in Asperg; sie ist nicht ausgestellt, sondern befindet sich im Magazin", erklärt er. Und der Sarkophag liegt heute neben Bunker und Stadtmauer, zerbrochen allerdings. "Früher stand er in der Vorburg auf dem Rasen", weiß Reichmann. Drei Tage hat der ehemalige Museumsleiter an dem Bild gearbeitet. Zunächst mit Bleistift die Konturen gezeichnet, am zweiten Tag die größeren Flächen gestaltet - mit einfacher Abtönfarbe übrigens - und am dritten Tag die Details und Feinheiten gemalt. Vielleicht, sagt Café-Inhaber Montz, soll es noch einen Rahmen bekommen. Er freut sich, dass er nun einen echten Reichmann besitzt. Das ist im ehemaligen Verwaltungsgebäude auch gute Tradition. Denn als die Räume noch Amtsstube waren, hingen dort, so berichtet Reichmann, auch zwei Bilder von ihm - Zeichnungen der Burg und der Geismühle.

(RP)
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