Hohes Grundwasser um Niepkuhlen Ein ganzes Wohnquartier säuft ab

Krefeld · Thomas Brons vom städtischen Umweltamt erklärte im Bockumer Rathaus, dass die Entwicklung unausweichlich ist und ihren Grund darin hat, dass immer weniger Wasser gefördert wird.

 Die Keller der Wohnhäuser in den Dyks werden spätestens dann im Grundwasser stehen, wenn die Landesentwicklungsgesellschaft ihre Pumpen abstellt. Für andere Quartiere ist der hohe Grundwasserstand schon heute ein Problem.

Die Keller der Wohnhäuser in den Dyks werden spätestens dann im Grundwasser stehen, wenn die Landesentwicklungsgesellschaft ihre Pumpen abstellt. Für andere Quartiere ist der hohe Grundwasserstand schon heute ein Problem.

Foto: Thomas Lammertz

Das Grundwasser an den Dyks, in Verberg und in Traar steigt und steigt auf einer Fläche von mindestens 30 Quadratkilometern rund um die Niepkuhlen. Die Entwicklung sei unausweichlich, erklärte Thomas Brons in der Sitzung der Bezirksvertretung Ost im Bockumer Rathaus. Das liege daran, dass weniger Wasser gefördert und aus dem Grundwasser entnommen werde. Der Pegel steige. Die Stadtwerke verkauften weniger Trinkwasser und die Textilindustrie, die in der Vergangenheit große Mengen benötigte, sei nicht mehr vorhanden. Allein die Firma TAG habe zu Produktionszeiten an der Gladbacher Straße 4,5 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr gefördert. "Das benachbarte Krematorium hat schon nasse Füße, das Grundwasser steht im Keller", berichtete Brons. "Zum Teil reichen zwei Spatenstiche, um im Grundwasser zu landen", erklärte er. Diese Entwicklung werde spätestens 2018 noch an Fahrt gewinnen. Dann beendet die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) am Rislerdyk, Bönnersdyk und Wallenburgdyk ihre Bemühungen, die Keller von 47 Häusern trocken zu halten. Bis zum Stichtag pumpt die LEG jährlich 1,5 Millionen Kubikmeter Grundwasser ab und leitet es in die Niepkuhlen. Die Stadt hat dafür sogar die so genannte Dammbalkenwehre erhöht. Das bedeutet, es wird mehr Wasser gestaut, ehe es weiterfließen kann. Wasser, das nicht weiterfließt, versickert - mal schneller, mal weniger schnell, je nach Beschaffenheit des Untergrunds. Vor allem, wenn es stark regnet, sind die so genannten Vorfluter (Entwässerungsgräben) voll. Das Niederschlagswasser fließt vom Stadtwaldweiher nach Norden in die Niepkuhlen.

Ratsherr Paul Hoffmann (FDP) schilderte die Sorgen der Anwohner. Das ganze Quartier drohe abzusaufen, heißt es bei den Betroffenen. Er vermute, dass dies an verschlammten Wasserläufen und verstopften Durchlässen liege. "Es fehlen nur zehn Zentimeter und das Regenwasser läuft in die Keller der Anlieger", prognostizierte Hoffmann.

 Die Vorfluter führen bei Starkregen viel Wasser.

Die Vorfluter führen bei Starkregen viel Wasser.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Brons sieht für eine Entschlammung kaum Möglichkeiten. Die sei in einem Naturschutzgebiet, wie die Niepkuhlen eines sind, nicht selbstverständlich. Die Erlaubnis für Eingriffe seien dort sehr streng geregelt. In der Römerzeit seien an den heutigen Niepkuhlen Torf und Grieserde abgebaut worden, sagte der Mitarbeiter des städtischen Umweltamts. Die verstopften Durchlässe seien bereits gereinigt, informierte er. Die Verschlammung der Vorfluter habe darüber hinaus den Vorteil, dass weniger Wasser versickere.

Joachim C. Heitmann lenkte die Aufmerksamkeit auf die Eigentümer, die nicht in den einst von der LEG gebauten Häusern wohnen. Die Landesentwicklungsgesellschaft übernimmt nämlich die Kosten und Arbeiten für den Einbau wasserdichter Betonwannen. Alternativ bietet sie an, die Immobilie zu erwerben. Andere stehen mit dem Problem des steigenden Grundwassers alleine da.

 Die Niepkuhlen sind ein Naturschutzgebiet.

Die Niepkuhlen sind ein Naturschutzgebiet.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Sie hätten schließlich gewusst, wo sie bauen, meinte Brons. Das sehen Besucher der Sitzung und Wasserwirtschaftsfachleute anders. Zum einen habe die Stadt für diese Gegend Baurecht geschaffen und zum anderen habe die Kommune die hohen Grundwasserstände zum Teil zu verantworten. Sie habe Wehre erhöht und Rohrsohlen mit der Folge angehoben, dass das Grundwasser seit der Jahrtausendwende steigt.

(RP)
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