Neue Reihe: Im Märzen der Bauer... Ein Jahreskreislauf mit Krefelder Landwirten

Krefeld · Fast ein Drittel Krefelds ist landwirtschaftliche Fläche - allein diese Zahl macht deutlich, wie wichtig die Rolle der Landwirtschaft für die Pflege der Landschaft ist. Und immer noch empfinden wir eine gepflegte Landschaft - heißt meist: eine landwirtschaftlich geprägte Fläche - als schön. "Im Märzen der Bauer die Rösslein anspannt" heißt es im Volkslied: Wir nehmen den Vers zum Anlass, um einmal zwei Landwirte übers Jahr zu begleiten: Was gibt es zu tun, was wächst, was wird geerntet, was steht an? In regelmäßigen Abständen berichten wir von Höfen und Feldern von Thomas Vennekel in Hüls und Georg Dahlhoff in Hinterorbroich.

Krefeld: Ein Jahreskreislauf mit Krefeler Landwirten
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Ein Jahreskreislauf mit Krefeler Landwirten

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Foto: Lammertz

Der Bauer spannt heute keine Rösslein mehr an. Technische Fortschritte konnten bislang mit dem rasanten Wachstum der Menschheit mithalten: 1947 ernährte eine landwirtschaftliche Arbeitskraft zehn Menschen, heute sind es 145 Personen. Und das ist überlebensrelevant: 1947 lag die Weltbevölkerung bei unter drei Milliarden Menschen, heute liegt sie bei rund 7,4 Milliarden Menschen. Der März bleibt mit dem Frühlingsanfang ein Monat besonderer Anspannung, auch wenn er heute mehr Schwelle im Jahr als Startpunkt der Arbeit ist. "Die Wintermonate haben dazu gedient, Büroangelegenheiten abzuarbeiten. Die Reihe der Aktenordner wird immer länger", sagt Thomas Vennekel (42), "es vergeht kein Monat ohne eine Prüfung. Der Weg eines landwirtschaftlichen Produkts muss Schritt für Schritt nachgewiesen werden, von der Bodenanalytik über das Nährstoffmanagement, die Herkunft des Saatgutes und dessen Reinheit."

Im Vorjahr planen die landwirtschaftlichen Unternehmer, was sie im kommenden Jahr anbauen. Dann bereiten sie die notwendigen Unterlagen für den Anbau vor. Zertifiziert werden die Art der Pflanzenschutzmittel und deren Menge, die für den jeweiligen Schlag (für den Anbau bestimmter Pflanzen reserviertes Feld) benötigt werden, genauso wie die Sachkunde und Entlohnung der fünf festangestellten Mitarbeiter.

An diesem ersten Sonnentag nach einer langen Regenzeit ist Vennekel und seinem Partner Dahlhoff die Anspannung anzumerken. Sie wollen hinaus und mit den Frühjahrsarbeiten beginnen. Vor dem Scheunenneubau breiten sich Paletten von Kohlsetzlingen aus, die ein niederländischer Züchter gerade angeliefert hat. Jetzt beobachten die Landwirte den Boden, ob er ausreichend abgetrocknet ist. Dann wird der Boden tief umgepflügt, die Schollen werden anschließend zerkleinert.

Zum Pflanzen der Setzlinge kommt die halbmechanische Pflanzmaschine zum Einsatz. Halbmechanisch, weil die Pflanzer auf dem hinteren Teil der Maschine sitzen und das Pflanzmagazin nachfüllen, von dem aus die Pflanzen in den Boden gepflanzt werden. Um die Sprösslinge vor Frost zu schützen, werden sie anschließend durch Folie oder Vlies geschützt. "Diesen Kohl liefern wir an die Salatindustrie, die so beim sommerlichen Grillen mit Krautsalat aushelfen kann", schmunzelt Dahlhoff.

Das Auspflanzen der Kartoffeln hat noch Zeit bis April. Ein abgetrockneter Boden ist wichtig, da Kartoffeln hohe Ansprüche an den Boden stellen, wenn sie gute Erträge bringen sollen. Die beiden Landwirte bauen eine lagerfähige Industriekartoffel für die Pommes-Frites-Hersteller an. Dabei beobachten die beiden landwirtschaftlichen Unternehmer genau den Markt, wann sie für ihre Lagerkartoffeln einen guten Preis erzielen können. "Bauer sein bedeutet damals wie heute harte Arbeit", erklärt Vennekel. "Wir arbeiten das ganze Jahr auf den Zeitpunkt der Ernte hin. Mit der Ernte machen wir unseren Jahresumsatz." Zur Erntezeit stehen beide Familien Gewehr bei Fuß, wie Dahlhoff erklärt: "Unsere Kunden wollen frisch und zuverlässig beliefert werden."

So bestimmt der Pflanzenzyklus den Lebensrhythmus der Bauern. Dennoch machen beide Familien Urlaub, es bleibt genügend Zeit für Hobbys. Egal, wo er ist, Vennekels erster Blick am Morgen fällt auf die Wetter-App seines Smartphones. Dahlhoff und Vennekel sind mit dem Herzen Landwirte. Sie stehen in ständigem Informationsaustausch mit anderen Landwirten. Die Zukunft laufe auf weitere Spezialisierung hinaus. Um die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten, werde es noch mehr Flächentausch geben.

Landwirtschaft habe Zukunft, meint Vennekel und verweist lächelnd auf seinen neunjährigen Sohn. Dieser hat begonnen, mit Freunden ein eigenes Stück Land zu bewirtschaften und sein Taschengeld durch den Verkauf des selbstgezogenen Gemüses zu verbessern.

(RP)
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