Krefeld Eine Masseurin für Pferde

Krefeld · Christine Clanzett kuriert als Physiotherapeutin Erkrankungen bei Pferden und Hunden.

 Christine Clanzett und ihr Hengst Ribéry auf dem Luisenhof. Die Physiotherapeutin tastet ihn am ganzen Körper ab. Ihre Behandlung versteht sie immer als Ergänzung zum Tierarzt.

Christine Clanzett und ihr Hengst Ribéry auf dem Luisenhof. Die Physiotherapeutin tastet ihn am ganzen Körper ab. Ihre Behandlung versteht sie immer als Ergänzung zum Tierarzt.

Foto: Thomas Lammertz

Ribéry hebt den Huf und lässt sich geduldig von Christine Clanzett untersuchen. Der neunjährige Hengst kennt das Prozedere und vertraut seiner Besitzerin. Die 43-jährige Krefelderin ist Physiotherapeutin für Pferde und Hunde. Damit hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht. "Ich komme aus einer Ingenieurs-Familie; mein Opa war Ingenieur, mein Onkel auch. So war es schnell klar, als ich Spaß an Mathe hatte, dass ich nach dem Abitur Nachrichtentechnik studiere und ebenfalls Ingenieurin werde", erzählt Christine Clanzett, die aus Kerken stammt.

Ihre Tierliebe entdeckte die passionierte Reiterin schon früh. So hatte sie als Kind neben mehreren Kaninchen auch Kanarienvögel, "Putzi eins bis drei", und mit zehn Jahren einen Dackel. Als Dackel Timmy mit vier Jahren einen Bandscheibenvorfall hatte und operiert werden sollte, versuchten es Mutter und Tochter lieber mit Rotlicht-Lampe und Franzbranntwein. "Und siehe da, es hat geholfen", freut sich Christine Clanzett noch heute. "Timmy ist trotz seines Bandscheibenvorfalls 17 Jahre alt geworden."

Nach dem Studium arbeitete die nun fertige Ingenieurin zehn Jahre lang für Ericsson und baute große Telekommunikationsnetze aus. Nebenbei verbrachte sie viel Zeit im Reitstall bei Pferd Barney, inzwischen 22 Jahre alt. Als Ericsson Stellen abbaute, entschloss sich Christine Clanzett, aus der Not eine Tugend zu machen und sich einen Kindheitstraum zu erfüllen. Sie studierte Tierphysiotherapie mit Schwerpunkt Pferde und Hunde. Nach erfolgreichem Abschluss hängte sie noch eine Zusatzausbildung in Tierakupunktur dran.

"Tieren ergeht es ähnlich wie Menschen. Sie verknacksen sich was, versuchen, die schmerzenden Stellen zu entlasten, und nehmen eine Schonhaltung ein. Daraus kann sich eine Fehlhaltung entwickeln, die ich dann behandel", erklärt die Tierheilerin. Ihre Behandlung sei immer eine Ergänzung zum Tierarzt. Oft jedoch sei gar keine aufwendige Therapie notwendig. "Das auffallende Verhalten des Pferdes kann beispielsweise auch an nicht passender Ausrüstung liegen, die irgendwo drückt, oder an einem schlecht sitzenden Hufeisen. Oder auch an den Zähnen", weiß Clanzett aus Erfahrung. Sie rät Tierbesitzern, einmal die Woche bewusst Hund oder Pferd am ganzen Körper abzutasten. "Da gerade Pferdebesitzer beim Striegeln keinen direkten Körperkontakt haben, können auf diese Weise Knubbel oder heiße Stellen schneller auffallen. Die meisten Tiere genießen so eine Massage und entspannen dabei. So stärkt das Abtasten und Streicheln auch die Bindung zum Tier", sagt die Expertin.

Gesundheitliche Probleme können auch dann auftauchen, wenn Pferde viel im Stall stehen. "Das war früher ja durchaus so üblich, wird heute glücklicherweise aber immer seltener praktiziert. Man muss sich das vorstellen, als würden wir 23 Stunden in einem Gäste-Klo sitzen, und kämen nur eine Stunde pro Tag raus. Dann wären wir auch steif."

Christine Clanzett plädiert dafür, bereits Fohlen regelmäßig auf der Weide den Bewegungsapparat trainieren zu lassen. Im Idealfall sind die Herdentiere zu mehreren draußen. "Natürlich kommt es immer mal wieder zu Weide-Unfällen. Ich verstehe deshalb die Sorge der Besitzer, ihr Pferd könnte sich dabei so schwer verletzen, dass es eingeschläfert werden muss. Letztendlich ist es aber wie bei uns. Wer nicht trainiert, dem passiert auch schneller was. Auch Pferde müssen das erst lernen."

So dürfen auch ihre eigenen Pferde - neben Barney und Ribéry gibt es noch den siebenjährigen Linus - häufig auf die Weide. Selbst ihre Kaninchen "Herr und Frau Hase" hoppeln uneingeschränkt durch die Wohnung. Und auch die Australien Shepherds Lilly und Sam toben am liebsten ohne Leine. "Wer seinem alten Pferd was Gutes tun möchte, es aber nicht als reines Herdentier halten will, der sollte mit ihm Spaziergänge unternehmen, die seinen Kopf fordern. Da bieten sich Parcours ähnlich denen von Hunden an, bei denen das geführte Pferd kleine Aufgaben erledigen muss", rät Christine Clanzett.

90 Minuten dauert bei ihr eine Erstbehandlung beim Pferd, 60 Minuten bei einem Hund. Mit viel Einfühlungsvermögen baut die Physiotherapeutin eine Beziehung zu ihrem Patienten auf, und versucht dabei, dem Problem auf den Grund zu gehen. Doch nicht immer wird sie gerufen, wenn es Vierbeinern schlecht geht. Clanzett: "Einige Besitzer wollen ihrem Tier auch einfach nur etwas Gutes tun und es massieren lassen. Und Wellness ist ein Geschenk, das in jedem Fall tierisch gut ankommt."

(RP)
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