Serie Swk - Einsatz Rund Um Die Uhr Eine Waschstraße für Bus und Straßenbahn

Krefeld · Eine Straßenbahn zu reinigen bedeutet folgende Herausforderung: Halte ein Zimmer sauber, durch das täglich rund 3000 Menschen laufen.

 Feine Handarbeit ist besonders im Innern gefragt: Jeden Tag werden zwei Bahn intensiv gesäubert.

Feine Handarbeit ist besonders im Innern gefragt: Jeden Tag werden zwei Bahn intensiv gesäubert.

Foto: Thomas Lammertz

Das technisch dickste Ding zum Staunen ist die Waschstraße für Straßenbahnen. Durchaus feine Handarbeit ist im Innern von Straßenbahnen gefragt: Wenn es gilt, Müll einzusammeln oder die Haltestangen zu desinfizieren, an den sich potenziell 3000 Menschen am Tag festhalten. Vor allem im Winter, wenn grippale Infekte grassieren, eine kaum zu unterschätzende hygienische Vorbeugemaßnahme.

 Es gibt bei den Stadtwerken sechs vollautomatische Programme für nahezu alle Fahrzeugtypen, samt einstellbarem Anpressdruck der Bürsten und einer feinfühligen, elektronischen Prozessor-Steuerung sämtlicher Bürstenfunktionen.

Es gibt bei den Stadtwerken sechs vollautomatische Programme für nahezu alle Fahrzeugtypen, samt einstellbarem Anpressdruck der Bürsten und einer feinfühligen, elektronischen Prozessor-Steuerung sämtlicher Bürstenfunktionen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Jede Bahn wird täglich gereinigt; und jeden Tag werden zwei Bahn intensiv gesäubert - außen und innen, berichtet Norbert Nieswand, Teamleiter Bereich Werkstatt Straßenbahn. Technisch ist die SWK-Waschanlage vergleichbar mit Waschstraßen für Pkw - einige Extras inklusive. Dazu gehört etwa ein spezielles Programm zur Reinigung der Spiegel an Bussen. Es gibt sechs vollautomatische Programme für fast alle Fahrzeugtypen, samt einstellbarem Anpressdruck der Bürsten und einer feinfühligen, elektronischen Prozessor-Steuerung sämtlicher Bürstenfunktionen.

In besonderen Zeiten, als etwa die Sorge vor Vogel- und Schweinegrippe umging, fällt die Reinigung der Haltestangen besondern intensiv aus. Ausnahmesituationen - im Normalfall kämpfen die SWK-Reinigungstrupps gegen den ganz normalen Müll, vor allem Essensreste und die dazugehörige Papier- und Pappausrüstung von Döner, Pizza oder Pommes. Besonders beliebt bei den Fahrern und denen, die später den Dreck wegmachen müssen: halbvolle Bierflaschen, die natürlich nicht stehenbleiben, sondern umkippen und auslaufen oder vom Besitzer gleich mit dem Flaschenhals nach unten in eine Sitzritze gesteckt werden. Der Geruch breitet sich in der ganzen Bahn aus - "manchmal", berichtet Straßenbahnfahrerin Betty Kluth, "komme ich nach Hause, und mein Mann fragt, ob ich in einer Kneipe gewesen bin, weil ich so nach Bier rieche."

Vor allem bei Nachschichten steigt der Anteil an Pizzakartons und Döner-Alufolien in den Bahnen deutlich an; und oft genug sind in den Kartons noch Pizzastücke, oder es finden sich Dönerreste - gerne werden auch Details wie Peperoni, die der Esser nicht mag, einfach in die Bahn hinein entsorgt: "Sie können abends kommen", fasst Fahrerin Kluth ihre Eindrücke sarkastisch zusammen, "und Sie werden satt."

Nachgerade harmlos sind im Vergleich zu den Nacht- die Frühschichten, wenn vor allem Berufstätige die Bahn nutzen: "Die sind friedlich und froh, wenn sie noch ein bisschen dösen und einen Becher Kaffee trinken können", sagt Betty Kluth.

Zu den harmlosen Verschmutzzungen an der Außenhaut der Bahn gehören Spuren von Kohle. "Wenn es regnet, sieht man oft kleine schwarze Bächlein die Wand runterlaufen", sagt Teamleiter Nieswand, "das geht auf Kohleabrieb zurück." Hintergrund: Die Bahn ist über relativ weiche Kohleschienen mit den Oberleitungen verbunden; über die Kohle fließt der Strom in die Bahn. Die Kohle ist weich genug, dass die Oberleitungen nicht beschädigt werden. Allerdings geht es nicht ohne Staub und Abrieb. So müssen Dach und Außenwände regelmäßig von den Mini-Flözen befreit werden. Zu den täglichen Prozeduren gehört bei den Bahnen auch das "Sanden", das heißt, die Sandbehälter in der Bahn werden aufgefüllt. Denn so sehr die SWK-Bahnen Hightech-Geräte sind, so sehr brauchen sie doch den guten, alten Sand auf der Schiene, um die Reibung mit den Stahlrädern zu erhöhen. Physik bleibt eben Physik.

(RP)
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