Heiligabend Friedensstifter Einer gegen 22: Ein Schiri erzählt

Krefeld · Franz-Josef Haybach ist seit 36 Jahren Friedensstifter. Einfach hat er es nicht - als Schiedsrichter geht es für ihn gegen 22 Mann. "Man braucht schon ein dickes Fell, um für Frieden sorgen zu können", sagt Haybach.

 "Grundsätzlich ist Bestrafung für mich aber das letzte Mittel", sagt Schiedsrichter Franz-Josef Haybach.

"Grundsätzlich ist Bestrafung für mich aber das letzte Mittel", sagt Schiedsrichter Franz-Josef Haybach.

Foto: Archiv; TL

Auf den Fußballplätzen der Region geht es hoch her: Es wird gefoult, provoziert und beleidigt. Mittendrin ist Schiedsrichter Franz-Josef Haybach, der seit mittlerweile 36 Jahren auf der Krefelder Fußball-Bühne unterwegs ist. Sein Job ist es über 90 Minuten für Frieden zwischen den Mannschaften zu sorgen. "Da sind ganz schön Emotionen im Spiel. Es ist nicht immer einfach, wenn man alleine gegen 22 Spieler plus Trainer steht", sagt Haybach. Von "Krieg auf dem Fußballplatz" will er aber nicht sprechen - meistens gelingt es ihm für Frieden zu sorgen. "Dafür braucht man einfach ein dickes Fell und muss wissen, wie man mit den Spielern umzugehen hat. Dann wird es in der Regel auch ein friedliches Spiel", sagt Haybach.

Seine Friedensmission fängt am Wochenende schon vor dem jeweiligen Spielbeginn an. "Wenn ich die Kapitäne vorab zu mir hole, muss der Pfiff so laut sein, dass den Jungs die Ohren abfallen", sagt Haybach mit einem Augenzwinkern. Denn es sei wichtig von Anfang an selbstbewusst aufzutreten - ohne dabei arrogant zu wirken. "Viele Spieler im Kreis kennen mich inzwischen und wissen, ob und was sie sich erlauben können", sagt Haybach. "Und wenn eine A-Jugend mal noch nicht mit mir zu tun hatte, lernen sie mich ziemlich schnell kennen", sagt Haybach und lacht.

Der 68-Jährige tendiert gerne dazu in den ersten Minuten klare Ansagen zu machen. Beim ersten rustikalen Foul direkt die gelbe Karte zu zücken, sei unter Umständen ein gutes Mittel, um das Spiel in friedliche Bahnen zu lenken. "Grundsätzlich ist Bestrafung für mich aber das letzte Mittel. Es ist wichtig, die Spieler vorher zu ermahnen und mit ihnen zu sprechen", weiß Haybach. "Ich nehme mir den Verursacher dann gerne beiseite und sage ihm, dass er hier ist, um Fußball zu spielen und nicht, um unangenehm aufzufallen", berichtet Haybach. Viele würden darauf gut ansprechen und sich in der Folge zurücknehmen. "Man merkt sofort, ob jemand diese Worte annimmt oder nicht", sagt Haybach.

Während er selbst auf dem Platz eine Kultur der Kommunikation pflegt, mag der erfahrene Referee es nicht, wenn die Spieler ein loses Mundwerk haben. "Manche Dinge überhöre ich bewusst. Man kann auch für Entspannung sorgen, wenn man nicht auf alles reagiert", weiß Haybach. "Es gibt sogar Charaktere, die meckern auf eine fast sympathische Art. Da muss ich manchmal in mich hinein lachen", erzählt Haybach. Spieler, die sich dauerhaft beschweren, provozieren oder für Unfriede sorgen, nimmt sich Haybach aber zur Brust. "Mann muss Fingerspitzengefühl haben und nach eigenem Ermessen handeln", sagt Haybach.

Der häufigste Auslöser für Konflikte ist seiner Erfahrung nach ein Foulspiel. Die Aufgabe eines Schiedsrichter sei es dann, die Situation zwischen den beiden Kontrahenten zu bereinigen - etwa indem sie sich die Hand geben. "Wenn sich jemand weigert, finde ich das unsportlich und habe da ein Auge drauf", sagt Haybach. Er sei zwar ein Fan von Emotionen, aber nur im positiven Sinn für die jeweils eigene Mannschaft. Provokationen des Gegners und Äußerungen unterhalb der Gürtellinie dulde er nicht.

Im Umkehrschluss gibt es vom Schiedsrichter auch lobende Worte, wenn eine Partie fair geführt wird. "Manchmal gehe ich anschließend in die Kabinen der Mannschaften und danke ihnen für ihre Disziplin und das angenehme Spiel. So macht Fußball dann Spaß", sagt Haybach. Weniger erfreulich ist es, wenn die Sicherheit des Spielleiters selbst gefährdet ist. "Ich wurde in 36 Jahren ein einziges Mal von einem Spieler angegriffen. Er hat mir das Trikot zerrissen", erinnert sich Haybach an den einige Zeit zurückliegenden Fall. Das Spiel hat er abgebrochen und an diesem Tag nicht weiter gepfiffen. "Ich mache das freiwillig und aus Freude, für meine Gesundheit und die vielen Fußballer in Krefeld. Und so lange wir das gemeinsam friedlich gestalten können, werde ich noch lange und gerne am Ball bleiben", stellt Haybach klar.

(kron)
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