Krefeld Elfrather See: Erst Gänsepest, jetzt Wasserpest

Krefeld · Die Wassersport treibenden Vereine am Elfrather See schlagen Alarm: Wuchernde Wasserpflanzen gefährden den Sportbetrieb, wenn nicht dringend gemäht wird. Warnendes Beispiel ist der Hengsteysee im Ruhrgebiet.

 Der Elfrather See von oben.

Der Elfrather See von oben.

Foto: Lammertz

Dem Erholungsgebiet Elfrather See droht offenbar ein zweites Umweltproblem. Nachdem dort bereits seit Jahren in Scharen einfallende Gänse den Badesee sozusagen lahm legen, kommt nun eine Gefahr von unten: Zahlreiche Wasserpflanzen bahnen sich allmählich ihren Weg an die Oberfläche. "Der Sportbetrieb auf dem Elrather See ist durch die Pflanzenwucherungen massiv gefährdet, wenn wir nicht schleunigst etwas unternehmen", mit diesen Worten hatte Frank Suchanek, der Vorsitzende des Segelklubs Bayer Uerdingen, im jüngsten Sportausschuss Alarm geschlagen.

Derzeit seien an den tieferen Stellen des Sees die Pflanzen bis auf etwa einen Meter unterhalb der Wasseroberfläche herangewachsen, an den flacheren Uferstellen sogar bereits bis an die Oberfläche. Das birgt Gefahr, weil sich die Ruderer mit ihren Riemen oder sich die Schiffskiele der Segler in den Pflanzen verheddern können. "Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es für die Triathleten beim Krefelder Triathlon angenehm sein wird, durch diese Pflanzenbüsche zu schwimmen", sagt Suchanek.

Er befürchtet, dass dem Elfrather See ein ähnliches Schicksal drohen könnte wie dem Hengstey-See zwischen Hagen, Dortmund und Herdecke, wenn nicht schleunigst gehandelt wird. Dort liegt das so genannte Elodea-Problem vor. Wild wuchernde Wasserpflanzen, Wasserpest genannt (lateinisch Elodea), haben dort den Sportbetrieb extrem beeinträchtigt, bisweilen sogar lahm gelegt. Zwar sei dort der Versuch unternommen worden, mit so genannten Mähbooten der Wasserpest-Plage Einhalt zu gebieten, aber "da geht in Sachen Sport kaum noch etwas", sagt Suchanek. Denn das Problem an der Wasserpest: Selbst wenn sie gekappt werden, so ist das abgeschnittene Stücke sofort lebensfähig, sprich: Wenn es auf den Boden fällt und dort Nährstoffe findet, wächst es sofort weiter.

Die Wasserpest-Arten, die vor allem bei Aquarienbesitzern beliebt sind, weil sie ziemlich anspruchslos sind, gedeihen besonders in sommerwarmen, nährstoffreichen, aber nicht übermäßig belasteten, stehenden oder langsam fließenden Gewässern, wie Weiher, Teiche, Stau- und Baggerseen, Gräben oder Flüsse mit sandig-schlammigem Grund. Sie machen ihrem Namen Wasserpest dann alle Ehre, indem sie schnell regelrechte "Unterwasserwälder" ausbilden. Allerdings bilden sie auch in hohem Maße Sauerstoff, was wiederum gut für die Wasserqualität ist.

Dem Phänomen hat sich sogar schon Hermann Löns gewidmet. So schrieb der Schriftseller und Journalist bereits am 9. Oktober 1910 im Hannoverschen Tageblatt über die Kanadische Wasserpest: "Es erhub sich überall ein schreckliches Heulen und Zähneklappern, denn der Tag schien nicht mehr fern, da alle Binnengewässer Europas bis zum Rande mit dem Kraute gefüllt waren, so dass kein Schiff mehr fahren, kein Mensch mehr baden, keine Ente mehr gründeln und kein Fisch mehr schwimmen konnte (...)."

So schlimm ist es freilich noch lange nicht - zumal die Vereine am Elfrather See nicht nur rechtzeitig auf die Bedrohung hinweisen, sondern sich auch wie in den vergangenen Jahren an den Pflegearbeiten beteiligen wollen. "Wir haben in der Vergangenheit auch schon der Stadt geholfen. Mit Motorbooten sind wir auf den See gefahren und haben die Pflanzen dort gekappt und ans Ufer gezogen", erzählt Suchanek. "Das Problem ist dann: Die Pflanzen wiegen Tonnen, wenn sie aus dem Wasser gezogen werden müssen, weil sie voll mit Wasser sind. Sind sie ein, zwei Tage getrocknet, dann ist das Gewicht deutlich geringer. Aber zum Herausziehen aus dem See braucht man schon fast einen Kran."

Die Stadt Krefeld weiß um die Problematik. "Es handelt sich um ungefährliche Wasserpflanzen, die in schlimmsten Fall von den Vereinen und dem Fachbereich Sport und Bäder entfernt werden. Die Vereine mähen die Pflanzen ab, wir entsorgen sie. Dabei handelt es sich in keinster Weise um ein Problem, sondern um ein temporäres Naturschauspiel", hieß es dazu aus dem Rathaus.

(RP)
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