Krefeld Ende kommender Woche droht Schließung weiterer Sporthalle
Krefeld · Die Stadt geht davon aus, dass bei anhaltendem Flüchtlingsstrom die Kapazitäten nicht ausreichen.
Über 60 Sporthallen verfügt die Stadt Krefeld. Drei von ihnen sind aufgrund von baulichen Mängeln bzw Reparaturarbeiten nicht nutzbar, sieben von ihnen sind aktuell für Flüchtlinge bereitgestellt. Ende der kommenden Woche kommt möglicherweise noch eine weitere Sporthalle dazu, die zur Unterbringung für weitere Flüchtlinge benötigt wird. "Wenn bis zum Ende der Woche tatsächlich die Menschenmengen kommen, die angekündigt sind, dann reichen die derzeit vorhandenen Hallenkapazitäten nicht mehr aus", sagte gestern Abend Beigeordneter Thomas Visser im Sportausschuss und räumte ein: "Wir haben zurzeit noch keine Lösung, wie wir weiter vorgehen werden. Aber wir können nicht ausschließen, dass wir eine weitere Turnhalle in Anspruch nehmen müssen."
1900 Flüchtlinge sind zurzeit in Krefeld untergebracht, damit sei die zunächst angekündigte Zahl bis zum Jahresende von 1580 schon jetzt deutlich überschritten. 600 sind zurzeit in Sporthallen untergebracht, die meisten, nämlich 300, leben in der Glockenspitzhalle, in der ursprünglich 150 Flüchtlinge untergebracht werden sollten. Durch die Sperrung der Glockenspitzhalle fallen zurzeit 60 Trainingseinheiten von Vereinen pro Woche aus, hinzu kommt noch der Schulsport.
"Wir bekommen ohne vorherige Ankündigung vormittags um elf Uhr die Aufforderung, bis abends um 18.30 Uhr weitere 150 Flüchtlinge unter zu bringen", schildert Visser. "Da müssen wir schnell handeln." Zwar schreibt das Land nicht vor, welche Hallen zu verwenden sind, wohl aber, dass sie wirtschaftlich zu betreiben sein müssen. Heißt: Einheiten, in denen nicht mindestens 150 Menschen untergebracht werden können, sollen tunlichst nicht genutzt werden. Dadurch bleiben vor allem die Dreifachturnhallen. Problematisch daran ist, dass diese für Sportarten wie Handball, Basketball oder auch Hallenhockey geeignet sind - kleinere meist nicht. Bayer Uerdingens Basketballer etwa, die in der Josef-Koerver-Halle spielen, haben sich mit ihren Gegnern der ersten Spiele geeignet, ihre Heimrechte zu tauschen. Bayers Tischtennisspieler, am Lübecker Weg zuhause, sind in die Halle an der Sollbrüggenstraße umgezogen.
Doch ob sich das problemlos auf die anderen Sportarten übertragen lässt, ist ungewiss. In der Halle des MSM-Gymnasium etwa sind der Handball-Drittligist HSG Krefeld untergebracht und Adler Königshof, das zahlreiche Mannschaften bis hin zur Oberliga im Spiel- und Trainingsbetrieb hat. Beide hätten keine Alternativstandorte. "Wenn wir die Halle nicht nutzen können, ist zu befürchten, dass wir Insolvenz anmelden müssen", hatte HSG-Geschäftsführer Thomas Wirtz schon vor Wochen gesagt.
Die Vertreter im Sportausschuss sprachen sich gestern nun, bei allem Verständnis für die Lage der Flüchtinge, denen geholfen werden muss, dafür aus, dass die Stadt mit Hochdruck an alternativen Unterkunftsmöglichkeiten suchen solle und appellieren an private Vermieter, ihre frei stehenden Wohnungen anzubieten. Die zwischenzeitlich in der Diskussion stehenden Standorte Stadthaus oder Bayer-Casino kämen nicht infrage, sagte Visser. Im Stadthaus seien bauliche Mängel, das Bayer-Casino liege mitten im Industriegebiet. "Da müssten die baurechtlichen Rahmenbedingungen gelockert werden, um leichter Renovierungen umsetzen zu können. Aber das Signal muss dann von ganz weit oben kommen", sagte Visser.